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Der Blut-Pirat

Der Blut-Pirat

Titel: Der Blut-Pirat
Autoren: Jason Dark
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Manche Vögel überflogen den Berg, weil sie spürten, dass etwas Schreckliches in ihm lauerte. Andere waren mutiger, landeten, starteten aber sehr schnell wieder und ließen sich nie mehr blicken.
    Dieser Berg hatte etwas in sich, nicht an sich. Tief verborgen unter unzähligen Tonnen schweren Gesteins lauerte der Schrecken. Etwas unsagbar Böses, ein Andenken aus der Urzeit, ein grausames apokalyptisches Wesen – der Blut-Pirat!
    ***
    »Wenn du im Auto rauchst, kündige ich dir die Freundschaft«, sagte Suko. Er schielte auf meine Hände, die mit der Zigarettenschachtel spielten, aber das war auch alles. Es befanden sich noch drei Stäbchen darin, und die ließ ich stecken. Die Schachtel verschwand wieder in meiner Jackettasche, und Suko nickte, wobei er wieder ein freundlicheres Gesicht machte, obwohl wir schon zwei Stunden im Wagen hockten und sich in unserer Umgebung nichts getan hatte.
    Zumindest nichts, was uns zum Eingreifen gezwungen hätte.
    Liebespaare gingen uns nichts an, die ließen wir in Ruhe, und es gab zahlreiche in dieser Gegend, denn es war eine Lust, die Temperatur in einer derartig lauen Sommernacht zu genießen, wo sich der Sternenhimmel in einer beinahe schon südländischen Pracht zeigte – und das im Norden von London, einer idyllischen Gegend mit Feldern, Wäldern und einer gesunden Luft.
    Diese Gegend hatte sich auch die Firma TRANS EX ausgesucht, um hier ihre angeblich saubere Industrieanlage zu bauen. Es war eine Forschungsstätte, wie wir wussten, und die unterteilte sich in zwei Komplexe. Einmal in einen hermetisch abgeriegelten und zum zweiten in einen, wo nur gewisse Dinge aufbewahrt wurden, die harmlos waren.
    Wie Blut, zum Beispiel!
    Ja, es stimmte. Diese Firma machte Geschäfte mit dem Blut der Menschen. Hier wurden Spenden gelagert, weiterverkauft und auch auf Krankheiten wie AIDS untersucht. Dabei ging es um normales Blut und auch um Plasma, und damit wiederum begannen die Probleme der Firma.
    Es waren in der letzten Zeit einige Blutkonserven gestohlen worden. Zu viele, um darüber hinwegzusehen, und niemand wusste, was mit den gestohlenen Konserven geschehen war. Es hatte die unterschiedlichsten Meinungen und Ansichten gegeben. So waren einige Beamte davon ausgegangen, dass die Blutkonserven für einen vielfach überhöhten Preis ins Ausland verkauft wurden, aber das war, wie gesagt, nur eine Meinung. Es gab auch eine andere.
    Und die vertrat unser Chef, Sir James Powell.
    Er hatte sich etwas ausgedacht. Will Mallmann, der Vampir, der sich auch Dracula II nannte, lag ihm noch immer wie ein dickes Geschwür im Magen. Er wusste ja, dass Vampire Blut brauchten, um existieren zu können, und da konnte es seiner Meinung nach durchaus sein, dass Mallmann versuchte, auch an Blutkonserven heranzukommen.
    Die Höflichkeit hatte es uns nicht erlaubt, Sir James unsere wahre Meinung zu sagen, denn wir waren davon nicht überzeugt, aber er hatte sich nicht davon abbringen lassen und so lange auf uns eingeredet, bis wir zugestimmt hatten.
    Suko und ich fahndeten nach den Blutdieben.
    Zusammen mit dem Werkschutz sollten wir mithelfen, sie zu stellen und ihnen dann die entsprechenden Fragen stellen. Ein Job, der unheimlich viel ›Spaß‹ machte, denn wir schlugen uns schon die zweite Nacht um die Ohren.
    Für drei Nächte hatten wir zugestimmt, und damit war Sir James auch einverstanden gewesen.
    Der oder die Diebe waren nach einem gewissen Rhythmus vorgegangen. Zweimal zuschlagen, dann zehn Tage Pause. Wieder zuschlagen, wieder eine Pause und so weiter.
    In dieser Nacht hätten sie eigentlich kommen müssen. Das Wachpersonal war alarmiert und einsatzbereit, sollte aber nicht eingreifen, denn man sollte uns die Diebe überlassen. Wie sie es geschafft hatten, in den Komplex einzudringen, hatte die Wachtruppe bereits herausgefunden. Die Diebe hatten Nachschlüssel besessen.
    »Wer stiehlt schon Blut?« fragte Suko.
    Wie so oft verdrehte ich die Augen. »Frag mich das nicht noch mal. Ich weiß es nicht.«
    Doch Suko ließ nicht locker. »Vielleicht ein Irrer oder Wallmanns Schergen?«
    »Wo ist da der Unterschied?«
    »Ha, ha…«
    Ich schaute auf die Uhr. Die Tageswende lag fast zwei Stunden zurück.
    Um diese Zeit hatten sich selbst die letzten Liebespaare wieder zurückgezogen, uns gehörte die Nacht und auch die Einsamkeit, die allerdings durch die Scheinwerfer am Zaun des Fabrikgeländes gestört wurde. Die Männer der Wachmannschaft waren gut verteilt. Sie würden die Täter ein- und
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