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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume
Autoren: Ralf Isau
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Eliteschule trifft es wohl besser. Sag mal, willst du mein Gedächtnis prüfen?«

    »Äh … Ja, sozusagen. Hilf meiner Amnesie auf die Sprünge und erzähl mir, was du noch über mich weißt.«
    »Du bist ein Findelkind. Kann man das in deinem Fall so sagen?«
    »Keine Ahnung. Was meinst du?«
    Sie schob die Unterlippe vor und nickte. »Irgendwie passt das schon. Ein griechischer Kaufmann und seine deutsche Frau haben dich am Strand im Norden von Rapa Nui gefunden, als sie Te Pito o te Henua besichtigen wollten …«
    »Den Nabel der Welt?«, fragte Leo auf Deutsch. Ihm fiel jetzt erst auf, dass er sich mit Orla in Rapanui unterhielt.
    »Du brichst die Spielregeln«, sagte sie im Schmollton. »Ich bin hier die Wissende und du der Ahnungslose.«
    »Entschuldige. Erzähl weiter.«
    »Seltsamerweise war am Te Pito o te Henua der heilige Stein verschwunden. Dafür standest du da. Wie ein Küken, das gerade aus dem Ei geschlüpft ist, rosig und frisch. Seit diesem Tag nennen wir diesen Ort Te Pito Kura  – ›der rote Nabel‹ – und du bist ein Nationalschatz.«
    »Ich? Ein Schatz? Wieso das denn?«
    »Weil etliche sehr einflussreiche Männer und Frauen im Illúsischen Kongress sich an eine uralte Legende erinnert haben. Sie halten dich für das Himmelskind. Andere sagten, das könne gar nicht sein, da du damals nur ein paar Wörter unserer Sprache kanntest. Du hast Deutsch geredet. Emanouel und Severina Leonidas waren bis dahin kinderlos und hatten dich sofort ins Herz geschlossen.«
    »Kann ich mir gut vorstellen.«
    Orla bedachte Leo mit einem abschätzenden Blick. »Ist das Spiel jetzt zu Ende?«
    »Nein. Wie ging es dann weiter?«

    »Mein Vater hat sich dafür ausgesprochen, dich dem Ehepaar anzuvertrauen …«
    »Ist sein Name zufälligerweise Kretis?«
    »Natürlich heißt er so. Über den König von Illúsion macht man keine Scherze, Leo.«
    Ihm klappte der Kinnladen herunter.
    Orla stöhnte. »Was ist nun wieder los?«
    »Du bist Prinzessin?«
    »Nicht wirklich. Illúsion ist eine Wahlmonarchie. Allerdings ist mein Vater schon seit meiner Geburt in Amt und Würden. Die Menschen lieben ihn und erneuern alle fünf Jahre seine Legitimation.«
    »Und der Kongress?«
    »Ist das vom Volk gewählte, gesetzgebende Gremium, auch Zweite Kammer genannt. Außerdem gibt es den Rat der Siebzig Wächter. Das Parlament beruft auf Empfehlung des Königs ehrenvolle Bürger in diese Erste Kammer. Heute wird sie seinen Schwiegersohn aufnehmen.«
    »Mich?«
    Sie nickte. »Als jüngstes Mitglied aller Zeiten.«
    »Schon wieder?«
    Orla verdrehte die Augen. »Was soll das jetzt heißen?«
    »Nichts. Ist denn das überhaupt möglich? Ich bin doch Ausländer.«
    »Mein Vater hat dich kurzerhand eingebürgert. Als König darf er das. Es müsse Schluss damit sein, auf die Menschen von draußen herabzublicken, begründete er seinen Entscheid. Sie seien nicht die Kühe, die wir melken, sondern der Lebenquell von Illúsion. Für diejenigen, die in dir das Himmelskind sehen, bist du ohnehin der älteste noch lebende Einwohner von Rapa Nui.«

    »Ich fühle mich überhaupt nicht himmlisch. Was ist aus Emanouel und Severina Leonidas geworden?«
    Orla machte einen Schmollmund. Sie streichelte Leos Brust und hauchte eine Frage in sein Ohr. »Können wir nicht was anderes spielen?«
    »Später«, sagte er streng. Ehe er sich ganz in ihren Reizen verlor, wollte er mehr über die aufregenden Veränderungen in der Welt erfahren. »Wie bin ich nach Salem gekommen?«
    »Das verdankst du Emanouel und Severina. Die illúsischen Behörden erlaubten ihnen, dich nach Hamburg mitzunehmen, wenn sie dir eine erstklassige Ausbildung garantierten. Sie setzten alles daran, deine richtigen Eltern ausfindig zu machen. Als das nicht gelang, haben sie dich adoptiert.«
    »Und damit ich kein Dummkopf bleibe, schickten sie mich nach Salem?«
    »Wo du für einigen Wirbel gesorgt hast. In der Gegend spricht man noch heute von dem Schüler, der übers Wasser ging. Einige behaupten, im Bodensee lebe seitdem eine Nixe.«
    »Anscheinend ist die neue Zukunft gar nicht so anders wie die alte«, murmelte er.
    »Wie meinst du das?«
    Er blinzelte. »Äh … Ich staune nur, dass wir uns im Internat kennengelernt haben und bis heute zusammengeblieben sind. Wie lang ist das her?«
    »Zehn Jahre.« Orla seufzte. »Es war Liebe auf den ersten Blick. So als würde ich dich schon seit Ewigkeiten kennen. Ich habe sofort gespürt, dass wir Seelenverwandte sind.«
    »Und
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