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Das Geheimnis der Moorleiche

Das Geheimnis der Moorleiche

Titel: Das Geheimnis der Moorleiche
Autoren: Stefan Wolf
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Glockner nickte den beiden jungen Polizisten zu.
    Sofort begann Professor Graber
wieder zu brüllen. »Das ist Freiheitsberaubung und Amtsmissbrauch!«. Schnell
führten die Beamten ihn ab.
    Glockner wischte sich den
Schweiß von der Stirn. Er hasste solche Zwischenfälle.
    »Reine Routine!«, stieß er aus,
um Gaby und ihre Freunde zu beruhigen, und folgte den Kollegen, die den
Randalierer wegbrachten.
    »Dein Vater ist echt cool«,
flüsterte Klößchen beeindruckt. Gaby war alles andere als begeistert. Sie
sorgte sich oft um ihren Vater, der ständig mit gefährlichen Leuten zu tun
hatte. Manchmal wäre ihr lieber gewesen, ihr Vater wäre Architekt, oder
Physiker. Oder Tierarzt.
    »Warum sagt der Professor: ›Ich
will zu ihm?‹ Nimmt er an, dass die Moorleiche männlich ist?«, dachte
Karl laut. Tim sah ihn überrascht an: Genau das wollte er auch gerade fragen!

 
     
    Tim, Karl, Klößchen und Gaby
hatten nur noch ein Gesprächsthema:
Den verrückten Archäologen. Wer war er und wo kam er her? Warum war er so
durchgedreht, als Glockner ihm erklärt hatte, dass er die Moorleiche nicht
sehen konnte? War die Moorleiche vielleicht viel wertvoller, als sie alle
ahnten? Wusste der Professor etwas, das sonst noch niemand herausgefunden
hatte? Womöglich sogar über den »Germanenkönig«, von dem in der Stadt das
Gerücht umging?
    »Dass er glaubt, die Moorleiche
sei ein Mann, könnte daraufhindeuten, dass er denkt, dass es sich wirklich um
einen Germanenkönig handelt«, mutmaßte Tim.
    »Du hast recht!«, fand Gaby.
»Der Mann ist Archäologe. Der kennt sich aus! Vielleicht weiß er von einem
König, der früher hier gelebt hat und im Moor bestattet wurde!«
    »Wenn ich so drüber nachdenke«,
warf Karl ein, »ist das eher unwahrscheinlich. Wenn damals ein König bestattet
wurde, dann mit sogenannten ›Grabbeigaben‹. Man gab ihm Gold, Waffen und
Schmuck mit auf seine letzte Reise, um seine Macht zu unterstreichen. Einen
König legt man nicht einfach so ins Moor, oder? Man nimmt heute sogar eher an,
dass man damals, vor 2000 bis 3000 Jahren, im Moor nur die Toten bestattet hat,
vor denen man Angst hatte. Angst, dass sie als ›untote‹ Monster wiederkommen
und sich für irgendetwas rächen könnten.«
    »Seit wann glaubst du an
Monster?«, wunderte sich Gaby.
    Karl schüttelte den Kopf. »Ich
doch nicht. Die Leute damals haben daran geglaubt. Aus dem Moor, so hatte man
zumindest gehofft, konnten sich auch die Untoten nicht befreien.«
    »Also doch eine verfluchte
Mumie!«, rollte Klößchen mit den Augen. »Hätten wir sie nur schnell wieder
eingegraben!«
    Tim grübelte. »Vielleicht
wurden die Grabbeigaben einfach nur noch nicht gefunden?«
    »Du hast recht«, antwortete
Karl. »Es hat vielleicht noch niemand danach gesucht.«
    Tim fiel etwas ein.
    »Doch! Der Unbekannte, der Mann
im Moor! Er hat nicht nur das Loch gegraben, sondern auch irgendwas gesucht —
sogar mit einem Metalldetektor, den er dabeihatte!«
    Gaby zog die Stirn in Falten.
    »Vielleicht sind sie ja
Komplizen? Ich meine, Professor Graber und der Unbekannte?«
    Tim dachte an das Phantombild.
Morgen würde es in der Zeitung sein. Vielleicht würden sie bald wissen, wer der
Verdächtige war.
    Karl stöhnte.
    »Kaum auszuhalten, diese Ungewissheit!
Noch wissen wir ja nicht mal, wie alt die Moorleiche ist! Bevor wir auch noch
anfangen, an das Märchen vom Germanenkönig zu glauben, sollten wir lieber das
Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung abwarten. Vielleicht ist ja
alles ganz anders.«
    »Ich bin dafür!« Klößchen hob
die Hand, als gäbe es über etwas abzustimmen.
     
    Die Freunde hatten spontan
beschlossen, nach der Arbeitsstunde noch mal schnell zum See zu radeln, um sich
nach der ganzen Aufregung abzukühlen. Die Englischbücher hatten sie dabei. Gaby
wollte für alle, aber besonders für Tim, den Stoff noch mal durchgehen, da er
am Vormittag im Unterricht nicht aufgepasst hatte.
    Der Weg schlängelte sich durch
den Wald und Oskar lief fröhlich neben Gabys Fahrrad her. Sie hatte ihn lieber
an die Leine genommen, damit er nicht wieder verschwinden konnte. Wer weiß, was
er diesmal finden würde...
    Aus purer Neugierde machten sie
einen Abstecher zum Moor, um zu sehen, was heute am Fundort der Moorleiche los
war. Sie sahen vom Waldrand aus über die öde, ausgetrocknete Fläche. Hier war
niemand mehr. Die Grube war eingezäunt und das Absperrband flatterte im Wind.
Und es war ein Schild mit dem Hinweis »Betreten verboten«
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