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Das Geheimnis der Moorleiche

Das Geheimnis der Moorleiche

Titel: Das Geheimnis der Moorleiche
Autoren: Stefan Wolf
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Klößchen ein.
    »Geschlafen haben wir
eigentlich ganz gut«, gab Tim Auskunft. Gelächter lockerte die Stimmung.
Geduldig erstatteten er und Klößchen den anderen Bericht, wie sich alles
zugetragen hatte. Erst als der erste Gong zum Unterricht ertönte, ließen die
anderen allmählich von ihnen ab.
    Auf dem Weg ins Klassenzimmer
seufzte Klößchen tief.
    »Stressig, dieses Leben als
Promi...«

    Vor dem Klassenzimmer trafen
sie auf Gaby und Karl. Ihnen war es auf dem Weg zur Schule genauso ergangen.
    Tim wagte sich vor und begrüßte
Gaby mit einem Kuss auf die Wange.
    »Alles klar?«
    Gaby nickte lächelnd. Auch sie
neigte nicht zu schlechten Träumen.
    »Mein Vater braucht dich heute
Nachmittag auf dem Präsidium«, konnte sie ihm vor Unterrichtsbeginn noch
zuflüstern. »Er möchte wirklich ein Phantombild anfertigen lassen.«
    Obwohl es die letzte Stunde vor
dem Englischtest war, konnte sich Tim kaum auf den Unterricht konzentrieren.
Ein Phantombild, das nach seinen Anweisungen gezeichnet werden sollte! So etwas
kannte er nur aus dem Fernsehen. Doch je genauer er sich jetzt an das Gesicht
des Mannes zu erinnern versuchte, desto mehr verschwamm das Bild vor seinen
Augen. Würde er seine Gesichtsform wieder erkennen? Wie hatte überhaupt seine
Nase ausgesehen? Was, wenn er sich das Gesicht des Verdächtigen nicht mehr
deutlich genug in Erinnerung rufen konnte?
    Mitten in diesen Gedanken
stupste Karl ihn an. Tim sah auf und folgte dessen Blick über die Reihen, auf
die andere Seite des Klassenzimmers. Gurinder war heute wieder in der Schule.
Er gab sich gut gelaunt wie immer, sah aber übermüdet und bekümmert aus.
    »Ich wünschte, ich könnte
Gurinder helfen«, raunte Karl Tim zu. »Er sagt, seine Mutter traut sich nicht
mehr aus dem Haus. Und solange sie die Typen nicht finden, die seinen Vater
zusammengeschlagen haben, würde sie Gurinder am liebsten auch nicht mehr
rauslassen.«
    Gurinder sah auf, als habe er
bemerkt, dass die beiden über ihn sprachen. Tim nickte ihm freundlich zu.
Gurinder grinste und machte ihm Zeichen. Tim verstand nicht. Was wollte
Gurinder ihm sagen?
    »...your textbook. Mr. Carsten,
can you hear me?«
    Jetzt erst begriff Tim, dass er
dran war. Der Englischlehrer, Herr Schmitt, stand vor ihm und schüttelte
entnervt den Kopf.
    »Dass du dich neuerdings als
Archäologe betätigst, ist ja gut und schön. Du solltest aber darüber nicht
deine Englischnote vergessen, Mr. Carsten.«
    Tim seufzte. Die Lehrer wussten
es also auch, aber selbst die hatten es noch nicht verstanden.
    »Also, um das noch mal
klarzustellen«, erklärte er laut in die Runde: »Es ist überhaupt nicht sicher,
dass es sich um eine Moorleiche aus der Germanenzeit handelt. Genauso gut
könnte es...«
    »Das kannst du uns alles nach
dem Test erzählen — but then: In English, please!«
    Die Stunde war zu Ende. Tim
fuhr sich genervt durch die Haare. Jetzt hatte er die komplette Wiederholung
des Stoffs nicht mitbekommen. Dabei war Englisch nicht gerade sein stärkstes
Fach.
     
    Nach der Schule begleiteten die
Freunde Tim zu Kommissar Glockner aufs Präsidium. Sie warteten am Empfang,
während Tim in ein Büro gerufen wurde. Er war nervös. Der Englischtest war zwar
erst morgen, aber er hatte das Gefühl, schon jetzt geprüft zu werden. Seine
Sorgen, dass er sich nicht an das Gesicht des Unbekannten erinnern konnte,
waren jedoch unbegründet. Das Phantombild wurde mit Hilfe eines
Computerprogramms angefertigt. Es standen verschiedene Gesichtsformen, Augen,
Nasen, Münder, Frisuren usw. zur Verfügung, aus denen Tim auswählen konnte. Das
half ihm, sich besser zu erinnern. Der Spezialist, der das Phantombild
schrittweise nach seinen Angaben zusammenstellte, lobte ihn sogar für seine
genaue Beobachtungsgabe. Am Ende war Tim sich sicher: Der Mann auf dem Bild
glich dem Mann aus dem Moor fast bis aufs Haar.
    »Was werden Sie mit dem Bild
machen?«, fragte er den Spezialisten.
    »Das Bild kommt in die Zeitung.
Vielleicht erkennt jemand den Mann, dann haben wir die Adresse und holen ihn
zum Verhör.«
    So einfach ist das also, dachte
Tim. Der Spezialist bedankte sich noch einmal für die gute Beschreibung, die
seinen Kollegen bestimmt weiterhelfen würde, und Tim durfte gehen.
     
    Als er wieder in den
Empfangsbereich des Präsidiums kam, herrschte dort lebhafte Unruhe. Ein älterer
Mann mit Bart und Brille diskutierte lautstark mit Kommissar Glockner.
    »Ich muss die Leiche unbedingt
sehen! Ich bin Archäologe!« Der Mann
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