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Das Geheimnis der Moorleiche

Das Geheimnis der Moorleiche

Titel: Das Geheimnis der Moorleiche
Autoren: Stefan Wolf
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von
unschätzbarem Wert, die durch glückliche Umstände in unsere bewahrenden Hände
fiel, beziehungsweise, in die Hände dieser jungen Helden!«
    Er deutete auf Jacky. Der
winkte cool in die Menge, während die Wangen seiner Jungs vor Aufregung zu
glühen begannen.
    »Sie machen uns ein wertvolles
Geschenk. Diese jungen Männer verdienen unseren Respekt!«, hob der Redner ihre
Leistung hervor. Jacky genoss den Applaus, der jetzt anerkennend gespendet wurde.
Sein großer Moment war gekommen — dachte er. Doch dann kam alles ganz anders.
Plötzlich schallte Kommissar Glockners Stimme durch ein Megafon über die
Lichtung. Das Treffen wurde von der Polizei aufgelöst und die Anführer der
»Völkischen Freunde« und Jacky und seine Jungs wurden sofort festgenommen.
    »Warum?«, maulte Jacky. »Wir
haben überhaupt nichts gemacht!«
    »Wegen Einbruchs in die
Gerichtsmedizin und Diebstahl der sterblichen Überreste eines jungen Mannes aus
Seental«, erklärte Kommissar Glockner trocken.
    Der Anführer, der die
feierliche Rede gehalten hatte, fuhr Jacky barsch an: »Ein junger Mann aus
Seental? Ich hör wohl nicht richtig! Von wegen germanischer König!«
    Jacky wurde blass. Den Respekt
seiner falschen Vorbilder zu verlieren war für ihn schlimmer, als von der
Polizei festgenommen zu werden.
    »Das ist noch nicht alles!«,
rief Karl und deutete auf Jacky. »Diese Typen haben einen indischen Taxifahrer
überfallen, ausgeraubt und verletzt!«
    »Ach ja?«, gab Jacky sich
unbeeindruckt. »Dann beweise das mal!«
    Karl schlug die Decke, die über
der Kiste lag, ein Stück zur Seite, griff beherzt hinein und hielt einen
silbernen Armreif in die Höhe. Bevor Klößchen an Jackys Adresse aufgetaucht
war, hatte er durchs Kellerfenster beobachtet, wie die Jungs der Moorleiche den
Armreif angelegt hatten, damit sie mehr wie ein König aussah.
    »Dieser Armreif wurde dem
Taxifahrer bei dem Überfall gestohlen! Und befindet sich seitdem in deinem
Besitz. Reicht das als Beweis für dich aus, Jacky?«
    Jacky trat einem seiner Jungs
von hinten in die Kniekehle.
    »Du abgesägter Pfosten! Ich hab
doch gesagt, der König braucht keinen Schmuck!«
    »Dann wäre ja alles geklärt«,
beendete Glockner die Diskussion. Der Platz wurde geräumt.
    Jacky suchte unterwürfig den
Blick des Anführers, der die Rede gehalten hatte, und nun wie Jacky in
Handschellen abgeführt wurde.
    »Das war keine Absicht! Ich
wollte dich nicht täuschen, aber in der Zeitung stand doch, dass der Mann aus
dem Moor ein König ist!«
    »Solche Verlierer wie euch
brauchen wir nicht!« Der Anführer spuckte vor Jacky aus. »Ihr braucht euch bei
unseren Treffen nicht mehr blicken zu lassen!«
    »Ich bezweifle, dass es Ihre
Treffen noch einmal geben wird«, bremste Glockner den Mann aus. »Sie haben
diese Jugendlichen zu einer Straftat angestachelt — und sich damit selbst
strafbar gemacht. Und wer weiß, was wir über Sie noch alles herausfinden
werden.«
    Tim, Gaby und Klößchen stürzten
auf Karl zu und wollten ihm um den Hals fallen, doch sie waren dabei so
stürmisch, dass sie ihren Freund umrannten und gemeinsam wie ein Footballteam
auf dem Boden kugelten.
    »Der Held des Tages!«, rief
Klößchen.
    »Er lebe hoch!«, jubelte Gaby.
    »Du hast es von Anfang an
gewusst«, staunte Tim, »und am Ende zauberst du einfach mal so den
entscheidenden Beweis aus dem Hut!«
    Karl lächelte bescheiden. Das
Lob seiner Freunde tat ihm gut.
    »Ich hoffe, die kriegen eine
angemessene Strafe und sehen ein, dass ihre ach so germanischen Werte Humbug
sind. Damit Gurinder und seine Familie wieder unbesorgt auf die Straße gehen
können.«
    »Leute, ich fall um vor
Hunger«, lenkte Klößchen das Gespräch wieder auf die wirklich wichtigen Dinge.
»Meine Eltern haben seit Stunden ein fettes Buffet für uns auf dem Tisch.«
    »Champagner!«, rief Gaby und
ließ sich auf den Rücken fallen. Die Sterne funkelten am Himmel über der
Waldlichtung.
    »Meistens gibt’s Apfelschorle«,
grinste Klößchen.
     
    Zwei Wochen später wurde
Michael Schustmann auf dem Waldfriedhof bestattet. TKKG erwiesen ihm die letzte
Ehre. Sie hatten einen Kranz mit einer Schleife bestellt. »Von TKKG für
Michael«, stand darauf geschrieben.
    »Irgendwie ist er jetzt ein
Freund von uns«, fand Klößchen berührt.
    »Wir haben Michael nicht
gekannt — aber trotzdem werden wir ihn nie vergessen«, sagte Gaby, als sie
Frank Schustmann die Hand schüttelte.
    Außer ihnen war nur noch
Kommissar Glockner
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