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Das Geheimnis der Burgruine

Titel: Das Geheimnis der Burgruine
Autoren: Stefan Wolf
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sich.
    Büttner war ein Zocker. Der Spielteufel hatte ihn fest im Griff. Er, Büttner, verlor sein Geld beim Pokern oder beim Roulette. Manchmal gewann er auch. Aber das stachelte ihn nur dazu an, bei der nächsten Runde noch höhere Einsätze zu tätigen, und natürlich verlor er dann.
    Er war 41, ein untersetzter Kerl mit Bulldoggengesicht und Händen von Schaufelblattgröße. Damit konnte er Telefonbücher von mehreren hundert Seiten im Stück durchreißen.
    Albig, der Schweizer, war ein Sparfuchs, gönnte sich selbst nichts und anderen noch weniger. Er hortete sein Geld, verwahrte es in einer sogenannten Nierentasche, die er oberhalb des Hinterns auf nackter Haut trug und nur beim Duschen ablegte. Sein Vermögen an 50-, 100-und 200-Euro-Scheinen war auf eine Dicke von drei Zentimetern angewachsen. Nur er allein wusste, welchen Wert das ausmachte.
    Doch dann, vor fünf Wochen in Marseille, hatte er seinen Meister gefunden, eine Frau, ein hübsches Weibsbild von der Straße. Eve, wie sie sich nannte, umgarnte ihn, jammerte, sie habe zurzeit keine Bleibe. Er nahm sie mit in sein Pensionszimmer, wo sie eine Flasche Wein trinken wollten.
    Schon nach dem ersten Glas kippte Albig um, was kein Wunder war, denn Eve hatte ihm heimlich K.-o.-Tropfen ins Glas geschüttet.
    Als er Stunden später mit Brummschädel aufwachte, war sie verschwunden. Sein erster Griff galt der Nierentasche. Doch die wärmte ihm den unteren Rücken wie immer und fühlte sich gefüllt an.
    Erst am nächsten Tag erlebte er beim Nachsehen - er brauchte einen Fünfziger - den Schock. Die Tasche enthielt keine Banknoten mehr, sondern Zeitungspapier, geschnitten auf die richtige Größe.
    Albig suchte tagelang nach der Frau und wahrscheinlich hätte er sie umgebracht, aber Eve war wie vom Erdboden verschluckt, und er, Albig, fand auch niemanden, der sie kannte.
    So stand es also um die Finanzen des Quartetts. Doch beunruhigt war deshalb niemand.

    Beinhart kehrte erst nach vier Tagen zurück und hatte zwischenzeitlich auch nicht angerufen. Er wirkte zufrieden, denn er hatte vollendete Tatsachen geschaffen.
    Diesmal saßen sie auf der Terrasse, wo verschlissene Gartenmöbel standen, und tranken Isabels aromatischen Kaffee, dazu duftenden Birnenschnaps.
    Â»Der unterirdische Hauptgang«, berichtete Beinhart, »verläuft von der Ruine bis zu einem Bauerngehöft südlich der Stadt. Endet dort. Das habe ich mit’nem geigerzählerähnlichen Gerät eindeutig festgestellt. Gesamtlänge etwa zwei Kilometer. Da hat mein Großvater richtig geschätzt. Die Schatzkammer, vermute ich, liegt im ersten Drittel der Strecke - von der Ruine aus. Und um aus südlicher Richtung dorthin vorzudringen, brauchen wir schweres Bergwerksgerät. Aber so geht’s nicht. Der Einstieg unter dem sogenannten Opferstein - der immer noch an seinem Platz ist - ist dafür völlig ungeeignet. Wir würden sofort auffallen.«
    Â»Wieso?«, fragte Albig. Er sah aus wie jemand, der Geiz geil findet: knochendürr, mit gelblicher Haut und wenig Fleisch am Schädel. Die Augen lagen tief in dunklen Höhlen. Die zusammengepressten Lippen schienen blutleer. Sein schwarzer, struppiger Schopf wirkte wie eine Perücke, war aber echt.
    Â»Die Burgruine«, erwiderte Beinhart, »ist eine Art Ausflugsziel für die Städter. Mit Grillplatz und zwei transportablen Toiletten, wie du sie auf Bauplätzen siehst. Außerdem haben Penner - echte Landstreicher, nicht Stadtstreicher - in der umliegenden Pampa ihre Nester. Wir könnten zwar unauffällig in den Einstieg schlüpfen, aber niemals mit der erforderlichen Logistik ( Gerätschaft ).«
    Albig nickte. »Und was machen wir?«
    Beinhart grinste. »Das Glück ist mit uns. Denn das Gehöft am nördlichen Ende wurde vor drei Jahren aufgegeben. Der Bauer ist alt, verwitwet und hat keine männlichen Erben. Er lebt in der Stadt, weil er jeden Tag ins Kino geht und anschließend in ein bestimmtes Wirtshaus. Seine beiden Töchter sind im Ausland verheiratet und haben kein Interesse an der Landwirtschaft. Nur an dem Anwesen als Erbe. Der Bauer hat den Hof nicht verkauft, sondern verpachtet, um den Töchtern ebendieses Erbe zu erhalten. Der Pächter war ein dubioser ( zweifelhafter ) Psychotherapeut, ein selbst ernannter Guru, der dort gegen teures Geld Schulungen, Heilbehandlungen und Seminare abhielt. Für
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