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Das Geheimnis der Burgruine

Titel: Das Geheimnis der Burgruine
Autoren: Stefan Wolf
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Heiratsschwindler unterwegs gewesen, hatte später als Betrüger und Urkundenfälscher gegen das Gesetz verstoßen und zwei Jahre hinter Gittern abgebrummt.
    Das Schicksal gönnte ihm nur noch die mittleren Jahre, dann starb er zusammen mit seiner Frau Adelheid, Beinharts Mutter, bei einem Verkehrsunfall.
    Damals war der Junge vier Jahre alt.
    Entfernte Verwandte übernahmen seine Erziehung - notgedrungen und lieblos - und packten vor allem die Gelegenheit, sich im Stammsitz der Geiserlings, einem Herrenhaus in schöner Landschaft unweit von Brachhausen-Unterlammheim, einzunisten.
    Als Teenager tat sich Beinhart als Schläger hervor, als Erpresser von Schulkameraden und Autodieb. Außerdem belästigte er Mädchen. Es hagelte Jugendstrafen. Aber das half nichts. Er war völlig gewissenlos, der missratene letzte Spross einer alten Adelsfamilie - weshalb auch immer.
    Da von Natur aus arbeitsscheu, zeigte er wenig Neigung zu einem ordentlichen Beruf. Schließlich studierte er und wollte Bergbau-Ingenieur werden. Er stellte aber bald fest, dass es ihm überhaupt keinen Spaß machte und die Berufswahl auch wenig aussichtsreich war.
    Also schmiss er die Brocken hin und lebte von krummen Geschäften.
    Mit 24 - inzwischen schrieb man 1996 - schlug er einen Polizisten krankenhausreif. Den Konsequenzen ( Auswirkungen ) entzog er sich durch Flucht nach Frankreich. Unter falschem Namen trat er dort ein in die Fremdenlegion.
    Diese Militäreinheit besteht seit 1830 und bietet politischen Flüchtlingen, vor allem aber zwielichtigen Abenteurern die Möglichkeit, als Legionär für Frankreich zu kämpfen, nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem in Afrika und Indochina.
    Beinhart von Geiserling bewährte sich. Er war wirklich beinhart, ein brutaler Landsknecht, für den Plünderung bei den Einsätzen zur Selbstverständlichkeit gehörte. Er wurde Sergeant.
    Um militärische Aktionen mit Raubzügen zu koppeln, brauchte er Mittäter. Also scharte er seinesgleichen um sich, zwei Typen vom gleichen Kaliber: Hugo Büttner, einen Österreicher, und Anton Albig, einen Schweizer.
    Nach zehn Jahren in der Legion quittierten die drei den Dienst und gingen nach Deutschland - in der festen Absicht, hier das große Geld zu machen. Allerdings nicht mit ehrlicher Arbeit.
    Der Zeitpunkt war günstig. Die Keilerei mit dem Polizisten war vergessen oder verjährt, jedenfalls sprach niemand den Ex-Sergeanten darauf an. Außerdem hatten die letzten Verwandten von damals inzwischen den Löffel abgegeben und das Herrenhaus bei Brachhausen-Unterlammheim stand leer.
    Man zog also ein in den mittlerweile sehr heruntergekommenen Landsitz, dessen Renovierung ( Instandsetzung ) Hunderttausende gekostet hätte. Beinhart brachte allerdings seine Freundin mit: Isabel Pillig, eine attraktive Frau von 29 Jahren. Sie war Kosmetikerin, hatte grün schillernde Augen und eine Mähne in der Farbe eines ausglimmenden Lagerfeuers.
    Allein die Tatsache, dass sie sich mit Beinhart einließ, verrät, wie ihr Charakter beschaffen war. In puncto Rücksichtslosigkeit stand sie ihrem Lover in nichts nach. Ihr Interesse galt ausschließlich dem Geld und dem damit verbundenen Luxusleben in Saus und Braus.
    Ihre hervorstechende Eigenschaft war Neugier. Geradezu leidenschaftlich schnüffelte sie in den Sachen anderer Leute herum. Zwangsläufig ergab sich damit, dass sie jeden Winkel in dem seit Generationen mit persönlichen Sachen vollgestopften Herrenhaus erkundete. Besonders den Dachboden.
    Der war riesig. Unter zwei Dachschrägen von Tennisplatzgröße stapelte sich uralter Krimskrams. Dutzende von Kisten waren einheitlich grau gefärbt unter millimeterdicker Staubschicht. Kleider wurden hier verwahrt, alte Bücher, Zeitungen und Zeitschriften aus 100 Jahren, altes Spielzeug, gebündelte Briefe, Urkunden und persönliche Dinge vieler, längst verstorbener Geiserlings.
    Isabel war fasziniert.
    Täglich wühlte sie in dieser stummen Vergangenheit. Und eines Nachmittags im Herbst - also zu Beginn unserer Geschichte - kam ihr die Ratte zu Hilfe.
    Es war ein großes, fettes, silbergraues Tier mit nacktem Schwanz. Es tanzte plötzlich zwischen zwei Kisten hervor und wäre Isabel fast auf die Füße gesprungen.
    Die war verblüfft, aber nicht im Geringsten erschrocken - gehörte sie doch zu den wenigen Frauen, die sich nicht fürchten vor Mäusen, Ratten oder
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