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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott
Autoren: Ulrike Kroneck
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dem Ofen. Es war dunkel geworden, das Feuer brannte und wir fühlten uns wohl. Mit dem Weißwein machten wir genau da weiter, wo Friedbert uns mit seinem überflüssigen Anwalt unterbrochen hatte. Nur dass wir jetzt richtig Grund zum Feiern hatten, vor zwei Stunden noch war nicht ganz klar, wie wir das alles zu Ende bringen würden. Jetzt konnten wir uns zurücklehnen.
    Rosa und Tobias waren zu der Feier ihrer alten Schul- und Discofreunde nach Nomburgshausen gefahren. Sie hatten sich noch ein bisschen darüber gewundert, dass Friedbert gekommen war, um wenig später so kurz angebunden abzuziehen. Aber sie freuten sich, dass offensichtlich Bewegung in den Streit ihrer geschiedenen Eltern kam, sodass sie gar keine Lust hatten, das weiter zu erörtern. Tobias jedenfalls schien gutzuheißen, bei seinem Vater zu schlafen zu können.
    »Prost noch mal!«, sagte ich und wieder stießen wir jede mit jeder an.
    Es wurde ein langer Abend. Ruth erzählte von ihrer Ehe, Mari von der Ehe ihrer Eltern, ich hielt mich zurück und träumte von Manuel, und war überhaupt nicht geneigt, mir aus dem Schatz irgendwelcher Erfahrungen sagen zu lassen, dass das möglicherweise nicht gut oder sogar schlecht enden könnte. Denn ich hatte ein total gutes Gefühl.
    »Prost!«, sagte ich daher noch einmal, »auf unseren Erfolg!«
    »Prost!«, antwortete Mari, »ich glaube, ich werde morgen nach München fahren, und mich von Rudolf Schmerbusch verabschieden.«
    Ruth war ein bisschen verblüfft, aber dann eröffnete Mari ihr in Grundzügen tatsächlich ihre bisherige Lebenskonstruktion, und traf bei Ruth auf recht pragmatische Ohren.
    »Wenn wir nächste Woche die Wohnung in Lichterfelde gekauft haben, ist das ja auch nicht mehr nötig!« Bevor Mari rot werden konnte, meinte Ruth: »Aber ich glaube, es ist eine gute Idee, Mari! Er ist doch ein bisschen alt!« Wahrscheinlich hatte sie doch noch Rudimente der Silberhochzeit in Erinnerung, denn irgendein Bild schien vor ihr aufzusteigen.
    »Er ist ein lieber Kerl. Deshalb werde ich das beenden!«, schloss Mari und lehnte sich auf dem Sofa zurück.
    »Ich werde mit Manuel Schröder etwas anfangen!«, steuerte ich nun auch etwas zu den Beziehungsgesprächen bei. »Ich glaube, er ist auch ein lieber Kerl.«
    Der Abend wurde immer fröhlicher, wir sprachen von unseren Neuanfängen, dem Kräutergarten und von dem neuen Gewächshaus, das sich Ruth nun zulegen wollte, von ihrer zukünftigen Zusammenarbeit mit Gerd, von den gelungenen Anfängen meiner Selbstständigkeit, und von der wundersamen Kehrtwendung des Friedbert Hansen.
    »Ja, auch böse Männer können sich ändern, wenn man ihnen hilft und genau nachguckt, wo sie denn den guten Kern haben«, wollte ich zu später Stunde zusammenfassen. »Wir sollten nicht so stur sein, und ihnen wie dem lieben Friedbert eine Chance geben, ihr wahres Inneres zu zeigen!«
    Mari lachte. »Du sagst das immer ein bisschen sarkastisch. Aber ich denke, du hast recht. Ich werde demnächst nach Toulouse fahren und mal sehen, was mein alter, böser Vater treibt, und meine Geschwister kennenlernen.«
    Da waren wir fast ein wenig gerührt von den Auswirkungen, die diese ganze Geschichte gehabt hatte und umarmten uns, und damit wir nicht zu rührselig wurden, beschlossen wir, den Abend zu beenden und ins Bett zu gehen.
    In der Nacht träumte ich von Manuel, der mit großen weißen Flügeln, die aus seinen weißen Seeräuberhemdärmeln wuchsen, über die Wiese von Ruth flog und mich hochhob. Dann setzte er mich mit den Fußspitzen auf der Blüte einer Rose ab, auf der ich eine Pirouette drehte, immer schneller wurde, bis ich die Orientierung verlor, und er sprang von unten auf ein Rosenblatt und reichte mir die Hand, um mit mir zu tanzen. »Ich kann nicht tanzen!«, rief ich, aber Manuel zog mich mit und so stand ich inmitten einer Formation von Standardtänzern, sah an mir herunter und stellte fest, dass ich keine Schuhe trug. Neben mir waren lauter aufgebrezelte grelle Tänzerinnen, die mich mit ihren von Farben umrahmten Augen anstarrten und ihre Münder aufrissen. Diesmal geriet ich aber nicht in Panik, sondern ich lachte sie an, hüpfte in die Höhe und sprang wie ein Teufel aus der Kiste über sie hinweg. Als ich wach wurde, ging es mir gut, ich hörte Maris gleichmäßigen Atem oben in »meinem« Bett. Ich drehte mich auf der harten Iso-Matte um und schlief ruhig weiter bis zum nächsten Morgen.

Schluss
    Ruth brachte Mari und mich, nachdem wir gefrühstückt hatten,
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