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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott
Autoren: Ulrike Kroneck
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Ruth sei, dass wir wichtige Dinge organisieren und besprechen müssten und dass ich einige Tage, wie lange, sei nicht klar, bei ihr verbringen müsse. Das hatte dieser verständige Mann sofort eingesehen, die Wahrheit ist oft leichter und nachvollziehbarer. Dass er sich eine kriminelle Braut genommen hatte, wusste er natürlich nicht.
    »Sie kann bei mir schlafen, ich gebe der Königin mein Bett und ich schlafe auf der Iso-Matte.«
    Wir stritten uns noch eine Weile, wer wo auf dem harten Boden Quartier nehmen würde, also ging ich einfach rauf und richtete für mich das Lager auf dem Boden. Auf der Suche nach einer Decke und frischer Bettwäsche für Mari stand ich auf dem Flur im ersten Stock vor dem Wäscheschrank, als Rosa aus ihrem Zimmer stürzte.
    »Mama, Mama, komm mal hoch!«, rief sie. »Guck mal!«
    Langsam kam Ruth die offene Treppe nach oben. Unsere Blicke trafen sich.
    »Was ist denn los, was willst du mir zeigen?«
    Rosa stand in der geöffneten Tür ihres Zimmers, zog die Schultern hoch und schien verunsichert wegen ihrer eigenen spontanen Reaktion. »Guck mal, Mama!«, wiederholte sie von der Tür aus und zeigte ins Zimmer auf ihren Schreibtisch, auf dem der geöffnete Laptop stand. Entschieden führte sie Ruth, die ein wenig zögerte, am Ärmel zum kleinen Schreibtisch. Ich folgte langsam und schaute von der Tür aus zu. Mit dem Zeigefinger wies Rosa auf die Zahlen ihres Kontos, das sie aufgerufen hatte.
    »Guck dir das an!«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Ich trat kurz entschlossen ebenfalls näher. Auf Rosas Konto, dessen alter Kontostand sich auf übersichtliche 92,80 Euro bezifferte, waren 100.000 Euro gutgeschrieben worden und summierten sich zu dem stattlichen neuen Betrag von 100.092,80 Euro.
    »›Meiner reizenden Tochter Rosa, von Papi.‹ Papa spinnt. Ich sage, seit ich 12 bin, nicht mehr Papi.« Sie schaute ihre Mutter an, die schweigend auf den Bildschirm sah, und wenig später auf mich. »Was soll ich denn bloß mit dem vielen Geld? Er hat mir doch erst vor ein paar Monaten ein dickes Sparbuch geschenkt.« Rosa sah verwirrt aus und blickte ihre Mutter weiterhin vorsichtig von der Seite an. Die gab immer noch nichts von sich, außer ein paar undefinierbaren Lauten wie Mmh oder Tja.
    »Ich denke, er ist einsam«, dachte Rosa weiter laut vor sich hin, weil sich Ruth immer noch nicht zu dem Ereignis äußern wollte. »Er tut mir ein bisschen leid.« Sie sah nun mich an.
    »Vielleicht ist es das«, vermutete ich ebenso, »er ist wahrscheinlich einsam … und allein!« Ich überlegte, was Friedbert sonst noch getrieben haben könnte, seiner Tochter so viel Geld zu schenken. »Geld allein macht auch nicht glücklich!«, fügte ich darum noch aus der Schatzkiste meiner Tante-Hedwig-Sprüche für alle Gelegenheiten hinzu.
    Jetzt guckte Rosa skeptisch. »Ach!«, sagte sie dann, setzte sich auf den Stuhl vor den Laptop und kratzte sich am Kinn. »Auch wenn ihr so guckt, es macht mich ein bisschen traurig, und ich finde es schwierig für mich, dass er meint, er müsse mir nun ununterbrochen Geld geben.« Sie winkte uns mit einer Bewegung ihrer Hand aus dem Zimmer. »Ich werde mich bei ihm bedanken … und ihm das schreiben!« Sie käme gleich runter, wir sollten sie jetzt einen Moment allein lassen, und dabei öffnete sie schon ihr Mail-Programm. Wir gingen die Treppe herunter, betreten schweigend, und setzten uns an den Küchentisch.
    »Friedbert ist einsam und allein. Er will nicht einsam sterben, Ruth!«, sagte ich und unterstrich diese psychologische Einordnung mit einem weisen Nicken meines Hauptes.
    »Soll ich uns einen Tee machen?«, fragte Ruth und sah mich streng an.
    »Gute Idee!«, stimmte ich zu. »Friedbert hat sich besonnen, das ist doch toll!«, fügte ich in ihrem Rücken hinzu, während sie das Wasser in die Teekanne laufen ließ. Sie hantierte die ganze Zeit am Herd, bis der Tee gezogen hatte, und ich informierte mich im Nomburgshauser Tageblatt über die letzten Vorstandswahlen des örtlichen Kulturvereins. Dann brachte Ruth zwei Tassen und schenkte ein. Wir tranken schweigend den Tee, als Rosa die Treppe wieder herunterkam. Sie nahm sich auch eine Tasse und setzte sich wieder im Schneidersitz auf den Stuhl neben Ruth.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass Papa auch Tobias Geld überwiesen hat!«
    »Ich auch!«, stimmte ich ihr zu.
    »Karoline …«, formulierte Ruth ziemlich scharf und warf mir einen kurzen Blick zu.
    »Doch, Ruth«, widersprach ich und starrte in meine
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