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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott
Autoren: Ulrike Kroneck
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nach Nomburgshausen zum Bahnhof. Mari fuhr in die andere Richtung, denn sie machte es wahr: Sie wollte nach München, um Rudolf Schmerbusch seine Freiheit zurückzugeben, auch wenn er die möglicherweise nicht wollte. Mari sah blendend aus wie immer und wir winkten ihr nach, bis der Zug verschwunden war, obwohl sie es nicht mehr sehen konnte.
    Dann gingen wir langsam nebeneinander her, in Gedanken bei der entschwundenen Mari. Die 20 Minuten, bis der Gegenzug nach Hannover kam, wollten wir vor dem Bahnhof in der Sonne neben dem Fahrradstand warten.
    »Hallo, Ruth, hallo, Karoline«, rief uns plötzlich Monika Schmerbusch zu, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus einem kleinen türkischen Supermarkt getreten war. »Das ist ja eine Überraschung, dass ich euch hier treffe.«
    Sie kam über die Straße zu uns, senkte die Stimme und informierte uns unter dem Siegel der Verschwiegenheit, denn eigentlich gehöre sich das ja nicht, aber – Ruth müsse sie es aber doch sagen – Friedbert hätte eine unglaubliche Spende an den Verein »Nomburgshauser Tafel« überwiesen. Also, jetzt formte sie noch ihre Hand zur Muschel, um Ruth ins Ohr zu flüstern – in 5-stelliger Höhe, ja, fügte sie hinzu – auch mit einer 5 davor!
    »Ich, also Ruth, ich weiß nicht, was du davon hältst, aber ich dachte … also …dass ich ihn frage, ob er nicht mitmachen will bei uns, und vielleicht mit in den Vorsitz des Vereins kommen möchte.«
    Ruth und ich sahen uns an und Monika erläuterte ihr Ansinnen mit beruhigender Stimme. »Ruth, nur wenn du nichts dagegen hast!« Sie war ganz eifrig: »Wirklich, nur wenn du nichts dagegen hast!«
    Ruth versicherte Monika, dass sie überhaupt nichts dagegen habe, im Gegenteil, Friedbert hätte sich ihr gegenüber auch von einer ganz neuen Seite gezeigt, sie könnten jetzt wahrscheinlich freundlich und besonnener miteinander verkehren. Ob Friedbert allerdings Interesse hätte, das wisse sie nicht.
    Ja, das wussten wir nicht, als wir uns in Nomburgshausen am Bahnhof voneinander verabschiedeten, aber man kann ja nie wissen. Nachdem Friedbert sich mit seiner Ex-Frau so generös geeinigt hatte, war es ja durchaus möglich, dass er sich auf lange Sicht auch im Ehrenamt einer Kleinstadt bewähren wollte. Zeit hatte er ja genug.
    Auf der Rückfahrt nach Berlin schlief ich ein, mich störte nichts, niemand brachte mich aus der Fassung, und selbst das Telefonat eines Möchtegernmanagers, der kurz nach der Abfahrt aus Hannover dringend einige Zahlen mit seinem Kollegen im Büro abgleichen musste, ließ mich ungerührt. Ich schlief bis kurz vor Berlin.
    In meiner Wohnung zurück war ich in einem anderen Film. Hier lagen immer noch die beiden Bademäntel, einfach über einen Sessel geworfen. Das Frühstücksgeschirr von zwei Menschen stand noch auf dem Küchentisch. Wie bereits vor dem schicksalshaften Wochenende durchwanderte ich auf der Suche nach weiteren Spuren meine Wohnung, die am letzten Freitag Schauplatz einer Liebesnacht geworden war. Meiner Liebesnacht. Es war zwar erst vier Tage her, aber unendlich viel Zeit war vergangen. Manuel hatte ich seitdem nicht wiedergesehen. Die Nacht war weit entfernt und fast nicht mehr wahr. Aber ich konnte davon träumen und mich in der Erinnerung suhlen, denn ich war ohne Furcht – und wartete auf Donnerstag.
    Donnerstag war die letzte Stunde bei Martha Baum, und Manuel würde zurück sein in Berlin. Ein Großereignis.
    »Ich habe Mari Rosenberg Ihre Telefonnummer gegeben«, sagte ich zu Martha Baum, die dieses letzte Mal, das ich bei ihr war, nicht hinter der Couch im Sessel saß, sondern mir gegenüber. Ich sah sie direkt an, denn heute ging es ans Abschiednehmen.
    »Gut«, meinte meine zukünftige Ex-Therapeutin, »Ihre Freundin soll mich während meiner Telefonzeit anrufen.«
    »Sie wird Ihnen gefallen!«, fügte ich noch hinzu.
    »Was ist denn mit Ihnen?«, fragte sie mich nun direkt. »Wollen Sie heute noch etwas besprechen?«
    »Nichts«, antwortete ich gut gelaunt. »Gar nichts!«
    Ich hatte nichts mehr mit Martha Baum zu bereden, mir fiel nichts mehr ein, was es wert war, für viel Geld analysiert zu werden, und was ich nicht allein bewerkstelligen wollte. Ich hatte viel zu viel zu tun, als dass ich die Zeit auf einer Couch verplempern könnte. Das sagte ich ihr und zeigte auf ihr Plakat. »Drei Jahre habe ich darüber nachgedacht! Jetzt ist es endlich so weit!«
    »Ja, ich freue mich für Sie!«, meinte sie und lächelte mütterlich. Oder fand ich
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