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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott
Autoren: Ulrike Kroneck
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so leise, dass die beiden es nicht hörten.
    *
    Mari kam gegen vier Uhr in Nomburgshausen an und ich holte sie am Bahnhof ab. Sie hatte Friedbert am Sonntag verlassen. Sie hatte nicht nur seine Wohnung verlassen, sie hatte ihn ganz verlassen. Sie musste Friedbert nicht lange erklären, dass ihre Beziehung keine Zukunft habe, da war schließlich das Alter, aber er sei geknickt gewesen und traurig, und konnte nicht verstehen, dass sich in diesen wenigen Wochen, die sie sich getroffen hatten, ihre Einstellung zu ihm geändert habe. Sie hätte doch gewusst, wie alt er sei. Das erzählte sie mir auf der Fahrt vom Bahnhof nach Eickdorf.
    »Karoline, jetzt tut er mir wirklich ein bisschen leid. Im Grunde war er ein Untersuchungsobjekt für mich, ich wollte einfach sehen, wie ein Mann ist, der seine Frau über den Tisch zieht.« Als wir über den holprigen Schotterweg zum Haus fuhren, schloss sie ihre Gedankengänge. »Es ist nicht alles so einfach, wie es von der einen Seite aussieht.«
    Ruth kam heraus, als wir ausstiegen, und blieb ein paar Meter vor Mari stehen, wie vor einer nach langer Zeit zurückgekehrten, lieben Verwandten. Sie legte den Kopf zur Seite, wie um sich zu vergewissern, dass dieses Wesen wirklich da sei, und um sich an ihr zu freuen. Sie lächelte milde und begrüßte Mari: »Komm her, du Arme!«
    Dann nahm die kleine Ruth die große Mari wie eine große starke Kriegerwitwe in die Arme. Als robuster Drahtbesen stand ich bei dieser Familienzusammenführung daneben, und wenn diese Geste nicht so beruhigend gewesen wäre, hätte ich eifersüchtig werden können. So griff ich mir nur die Reisetasche der Adoptivtochter und ging an den beiden vorbei, um die Sachen nach oben zu bringen.
    Als Mari mir nachkam in »mein« Zimmer, setzte sie sich auf das Bett, seufzte und bestand darauf, auf der Erde zu schlafen. Als ich energisch ablehnte und ihr sagte, dass sie viel zu schön sei, um ihren Luxuskörper hier auf der Isomatte zu lagern, und außerdem hinzufügte, dass sie auch zu lieb sei, schien es mir, als sei sie rot geworden.
    Später tranken wir gemeinsam Tee draußen vor der Diele in der letzten warmen Sonne des Jahres. Aber insgesamt waren die Tage recht kühl geworden und als wir zu frösteln begannen, gingen wir ins Haus.
    Ruth, Mari und ich hatten uns gerade an den Ofen gesetzt. In der Übergangszeit des Jahres heizte Ruth mit ihrem Holzofen und wir machten es uns davor gemütlich. Wir drei waren allein, Rosa war mit dem Auto zu einer alten Schulfreundin gefahren und wollte anschließend um Viertel nach sechs zum Bahnhof, um Tobias abzuholen.
    Wir wollten heute feiern und hatten auch allen Grund dazu. Ruth war am Morgen doch neugierig gewesen und als Rosa gefahren war, hatte sie sich vergewissern können, dass ihrem Konto 800.000 Euro gutgeschrieben worden waren. Nach einem kurzen Blick auf das Konto hatte Ruth den PC wieder ausgeschaltet.
    »Was soll’s!« sagte sie.
    Nun saßen wir hier, Ruth hielt die gekühlte Weißweinflasche in der Hand und wollte uns genau in dem Moment einschenken, als Friedbert Hansen und sein Anwalt Dr. Hans-Günther Fissenewerth vorfuhren.
    »Da kommt Friedbert mit dem dicken Fissenewerth im Schlepptau!«, informierte uns Ruth und verfolgte mit der Flasche in der Hand, wie die beiden gemächlich aus dem dicken dunkelblauen BMW stiegen, die Autotüren bedrohlich lässig fallen ließen und gemeinsam langsam auf die Dielentür zuschritten.
    Das war das erste Mal in den knapp drei Monaten, die ich Mari kannte, dass sie die Fassung zu verlieren schien, was nur hieß, dass die unmittelbare Reaktion auf ein Ereignis in ihrem Gesicht abzulesen war. Ich straffte mich, in der Erwartung, gleich auf zwei Frauen aufpassen zu müssen.
    Und jetzt, als Friedbert mit Dr. Fissenewerth vor der Tür stand, wurde sie bleich. »Das wird nicht einfach werden«, sagte sie. Doch Mari blieb auf dem alten Sofa sitzen und nahm Ruths Angebot nicht an, sich nach hinten zu verziehen. Ich hätte es auch lieber gehabt, wenn sie sich versteckt hätte, aber sie blieb. Von diesem Zeitpunkt an ließ sie kein Wort mehr verlauten.
    Die beiden Herren näherten sich dem Haus. Ruth öffnete die große Dielentür, durch deren Scheiben wir sie hatten vorfahren sehen, und strahlte Friedbert an. »Schön, dass du gekommen bist, Friedbert.«
    Dr. Fissenewerth zog seinen Mund affektiert zusammen und warf Ruth einen bösen Blick zu.
    »Was fällt dir ein, du verlogenes Weibsstück!«, schnauzte Friedbert sie an und ging mit
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