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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste
Autoren: Karen Winter
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Hälfte des Diamanten.«
    Ruth zog sich das Band mit dem Stein über den Kopf und reichte es Horatio. Der betrachtete den Stein, fuhr mit dem Daumen über die scharfe Bruchkante. »Der Sehnsuchtsstein«, murmelte er.
    Ruth nahm Horatios Hand, drückte seine Finger fest um den Stein. »Er gehört dir. Du sollst ihn haben. Du bist ein Nama, erforschst die Geschichte deines Volkes. Nimm du ihn, hüte ihn für dein Volk.«
    Horatio schloss seine Finger fest um den Stein. »Ich werde ihn dorthin bringen, wo er hingehört. An einen Ort, der den Nama heilig ist.«
    Margaret Salden nickte. »Ich bin froh, dass es vorbei ist«, sagte sie und fasste nach Horatios Hand. »Ich danke dir, danke dir von ganzem Herzen.« In ihren Augen glänzten Tränen. Und obwohl sie vor Erschöpfung ganz grau im Gesicht war, strahlte sie.
    »Es ist noch nicht zu Ende«, erwiderte Horatio und drehte sich zu Ruth. »Aber was jetzt noch kommt, wird wunderbar sein. Erinnerst du dich an den Brief, den ich dir geschrieben und unter der Tür durchgeschoben habe?«
    Ruth schüttelte den Kopf, doch dann rief sie: »Ja, ich habe ihn in meine Hosentasche gesteckt!«
    Sie griff danach und zog einen zerknitterten Umschlag raus.
    »Du hast ihn ja gar nicht gelesen!«, sagte Horatio vorwurfsvoll.
    Ruth senkte den Kopf. »Verzeih mir«, sagte sie leise. »Ich war wütend auf dich. Deshalb habe ich ihn nicht gelesen.«
    »Und jetzt? Bist du noch immer wütend?«
    »Aber nein!«, rief Ruth, schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn an sich. Horatio schloss die Augen und genoss die Umarmung, ebenso Ruth.
    Erst als Margaret Salden leise lachte, fanden beide in die Gegenwart zurück. Sie schauten sich einen Augenblick an, dann fiel Horatio der Brief wieder ein. »Willst du ihn jetzt nicht endlich lesen?«, fragte er.
    Ruth öffnete den Umschlag, las, starrte Horatio mit offenem Mund an und stammelte endlich: »Das … Das glaube ich einfach nicht!«

Vierundzwanzigstes Kapitel
    G laubst du es jetzt?«, fragte Horatio, als sie die Staatskanzlei verlassen hatten.
    Ruth verzog den Mund. »So langsam fange ich an, es zu begreifen. Aber glauben?« Sie schüttelte den Kopf und starrte noch einmal auf das Papier. »Nein, glauben kann ich es noch nicht.«
    Horatio breitete die Arme aus und lachte. »Du bist reich, Ruth. Deine Farm ist gerettet. Nie wieder in deinem Leben kann dir jemand Salden’s Hill nehmen.«
    »Ja«, sagte sie, aber es klang nicht glücklich.
    »Freust du dich denn gar nicht?«, fragte Horatio.
    »Darüber, dass meiner Familie ein Teil der Diamantenmine gehört?«
    »Ja.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Das Leben war schön, als alles noch beim Alten war.« Sie setzte sich auf eine Bank, die vor dem Gebäude der Staatskanzlei stand. »Wie hast du das eigentlich herausgefunden?«, fragte sie.
    Horatio lächelte. »Ich habe im Archiv einen Ordner gefunden, der in einem Pappkarton unter dem Tisch stand. Darin waren Bankunterlagen. Jeden Monat wurde eine ziemlich hohe Summe auf ein Konto in Lüderitz überwiesen, dessen Empfänger unbekannt war. Dann hörten die Zahlungen plötzlich auf, das Konto aber bestand weiter.
    Ich weiß nicht, warum ich diese Blätter aus dem Archiv gestohlen habe. Es muss eine Eingebung gewesen sein. Jedenfalls ging ich zur Bank in Lüderitz, zeigte meinen Universitätsausweis vor und erklärte der Bankangestellten meine Recherchen. Als der Name Henry Kramer fiel, bekam die junge Frau ganz schmale Augen. Ich sah, dass sie noch eine Rechnung mit ihm offen hatte. Sie erbat sich Zeit und legte mir am nächsten Tag Unterlagen vor, aus denen hervorging, dass der Inhaber des geheimnisvollen Kontos Wolf Salden war, beziehungsweise nun dessen Nachfahren sind. Ich ging zur Polizei, aber dort konnte mir niemand so recht helfen, da ja kein Verbrechen geschehen war. Immerhin konnte ich die Abteilung für Wirtschaftskriminalität davon überzeugen, Nachforschungen anzustellen.
    Diese ergaben, dass Wolf Salden schon vor 1904 vom Erbe seiner Eltern Anteile an dem Land gekauft hatte, auf dem später die Diamantenminen in Betrieb genommen wurden. Als Wolf Salden tot war und Margaret verschwunden, nutzten die Besitzer diese Anteile nach ihrem eigenen Gutdünken weiter, überwiesen aber aus steuerlichen Gründen stets Geld an diesen ungenannten stillen Teilhaber. Ich vermute, Heinrich Kramer wollte sich dieses Geld auch noch unter den Nagel reißen.«
    Horatio schwieg einen Augenblick, fasste nach Ruths Hand. »Und jetzt ist er
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