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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste
Autoren: Karen Winter
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Kramer davon.
    Horatio fluchte. Sollte er Kramer einfach wegfahren lassen? Oder mit dem Jungen sprechen, der in Richtung des Bootsstegs verschwunden war? Er schaute dem schwarzen Chevy nach, der gerade um die Ecke bog, und rannte dann hinunter zum Steg, dicht gefolgt von David.
    »Ich möchte ein Boot mieten«, erklärte er auf gut Glück dem Jungen. »Ein Boot und dazu einen Führer.«
    »Erst heute Mittag, Sir. Jetzt habe ich Kundschaft.«
    Horatio tat, als würde er überlegen. »Vielleicht hat deine Kundschaft denselben Weg wie ich. Dann können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Bezahlt würdest du natürlich, als hätte ich dich extra angeheuert. Doppelter Lohn für die halbe Arbeit. Was hältst du davon?«
    Der Junge spitzte den Mund. »Wäre ein gutes Geschäft, Bass, hätte nichts dagegen einzuwenden. Aber der andere Bass hat es verboten. Er will zur Halifaxinsel. Ein Ausflug, hat er gesagt. Mit seiner Verlobten und deren Mutter.«
    Horatio wiegte den Kopf. »Komischer Ausflug«, sagte er, und der Junge nickte lachend. Dann fragte Horatio: »Wo bekomme ich denn jetzt ein Boot und einen Führer her?«
    Der Junge pfiff auf zwei Fingern. Gleich darauf rannten zwei weitere schwarze Jungen herbei. »Das sind meine Brüder«, sagte der Junge. »Sie haben sicher Zeit für euch. Ich muss jetzt los. Der weiße Bass macht nicht den Eindruck, als könne er Spaß verstehen.«
    »Gute Fahrt und viel Erfolg«, wünschte Horatio, und der Junge tippte mit dem Finger an seine Mütze und startete das Boot.
    »Hier, Bass, hier ist ein Boot«, drängten sich die anderen beiden vor und zeigten auf einen Kahn, der so alt war, dass er wahrscheinlich noch aus den Gründertagen von Lüderitz stammte.
    »Was macht man bei der Halifaxinsel?«, fragte Horatio.
    »Haie jagen«, sagten die beiden Jungen wie aus einem Mund. Dann sprach der Ältere allein weiter. »Viele nehmen Harpunen mit aufs Meer und lassen sich danach mit dem toten Hai fotografieren. Andere sind Wissenschaftler. Sie halten Kameras ins Wasser. Und wieder andere wollen sich einfach nur gruseln. Manche nehmen Fleischbrocken mit, schön blutig, um die Fische anzulocken.«
    »Und sonst?«
    Die Jungen zuckten ratlos mit den Schultern. »Sonst ist da nichts. Man kann wegen der Haie nicht tauchen. Und fischen auch nicht. Einmal hat einer einen toten Mann dort versenkt. Vorher hatte er ihn ermordet. Mit einem Messer! Er soll geblutet haben wie ein Schwein. Na ja, ab ins Wasser mit der Leiche, und die Haie haben ihn geholt. Kein Knöchelchen war mehr übrig. Den Mörder haben sie trotzdem gefasst. Jetzt sitzt er im Kittchen.«
    Horatio lief es eiskalt über den Rücken. Kramer würde doch nicht etwa Ruth und ihre Großmutter an die Haie verfüttern? »Schnell, Jungs, fahrt los!«, befahl er. »Wir müssen eurem Bruder folgen, aber am besten so, dass er uns nicht bemerkt.«
    Die beiden Jungen sahen sich unsicher an. »Wir wollen unserem Bruder nicht die Tour vermasseln. Können wir Sie nicht woanders hinbringen, Bass? Es gibt wunderbare Korallenriffe gleich in der Nähe.«
    Horatio überlegte kurz. Dann gab er der Wahrheit den Vorzug. David und er würden auf dem Meer sicherlich Hilfe brauchen. »Gut, um ehrlich zu sein: Folgendes ist passiert …«, begann er und erzählte den Jungen so knapp wie möglich, was er wusste. Mit weit aufgesperrten Mündern hörten sie ihm zu und schauten David fragend an.
    Der bestätigte Horatios Geschichte mit einem Nicken.
    Als Horatio geendet hatte, glänzten die Augen der Jungen vor Abenteuerlust. »Ich hole eine Harpune«, sagte der eine eifrig. »Ich wette, wir können sie brauchen. In der Nähe der Halifaxinsel ist ein Felsen im Meer. Hinter dem können wir uns verstecken.«
    Der andere fügte hinzu: »Ich werde ein Fernglas holen. Vom Felsen aus kann man gut beobachten, was da vor sich geht.«
    »Wenn es stimmt, was Sie sagen, Mister, dann ist unser Bruder auch in Gefahr, oder?« Der erste war mitten im Lauf stehen geblieben und zu Horatio zurückgekehrt. »Schließlich sieht und hört er alles, was da draußen vor sich geht.«
    Horatio nickte. Daran hatte er bisher gar nicht gedacht.
    Der Junge rannte wieder los und kam wenig später nicht nur mit mehreren Harpunen, sondern auch mit einem schwarzen Mann im Schlepptau zurück.
    »Ich bin der Vater der Jungen«, erklärte der knapp. »Mein Name ist Jakob. Und jetzt lassen Sie uns losfahren. Ich will meinen Jungen heil zurück zu seiner Mutter bringen. Die beiden anderen bleiben
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