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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste
Autoren: Karen Winter
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er blutet.«
    David zog sich an Bord, nahm die Harpune, stellte sich breitbeinig ins Boot und ließ die Haie nicht aus den Augen.
    »Los!«, schrie Jakob Horatio zu. »Wir müssen ihn rausholen, sonst ist er Fischfutter.«
    Horatio warf einen Blick auf Ruth, die langsam zu sich zu kommen schien. »Verdient hätte er es!«, rief er, dann hechtete er zwischen den beiden Booten ins Wasser. Von der anderen Seite sprang Jakob hinterher. Gleichzeitig packten sie Kramer und zogen ihn zum Boot, wo David von oben half, ihn ins Trockene zu zerren.
    Jakob stieg in das Boot, in dem Margaret und sein Sohn saßen, und warf den Motor an. »Wir müssen weg hier!«, rief er.
    Kramer und Ruth lagen nebeneinander auf dem Boden des anderen Bootes, dessen Motor David nun startete. Horatio hockte auf Kramers Brust, drückte auf ihr herum, bis der Weiße hustend Wasser spuckte. Dann fesselte er ihm Hände und Füße mit festen Bootsstricken und kniete sich neben Ruth. »Na du?«, fragte er und strich ihr eine nasse Haarsträhne aus der Stirn. »Wie geht es dir?«
    Ruth öffnete die Augen. »Wo ist deine Brille?«, fragte sie.
    Horatio lachte. »Sie ist im Meer. Die Haie können sich an ihr die Zähne ausbeißen.«
    Ruth lachte, dann aber ging ihr Lachen in ein Schluchzen über.
    Horatio nahm sie in die Arme, strich ihr sanft über die Wangen und flüsterte: »Es ist alles vorbei, es ist alles gut. Oder hast du etwa geglaubt, ich überlasse dich diesem weißen Piefke?«
    Am Strand warteten bereits ein Krankenwagen und die Polizei. Die Sanitäter kümmerten sich um Ruth und Margaret, dann wurde Henry Kramer unter Polizeischutz abtransportiert. »Wir bringen ihn in die nächstgelegene Klinik und von dort in die Untersuchungshaftanstalt«, erklärte einer der Polizisten.
    Ruth saß auf dem Boden des Kais, eine Decke um die Schultern, einen Becher Kaffee in der Hand, den anderen Arm fest um ihre Großmutter geschlungen. Neben ihnen lag der Taucheranzug wie ein ausgeweidetes Tier.
    »Ich kann euch gar nicht oft genug danken«, sagte Horatio, als sich die Jungen und ihr Vater bei ihm verabschiedeten. »Ohne euch hätten wir es nicht geschafft. Danke, dass ihr mitgekommen seid. Danke, dass ihr Polizei und Krankenwagen gerufen habt.«
    David stand einige Augenblick verlegen neben den beiden Frauen. Dann reichte er Ruth die Hand. »Sie haben sich tapfer geschlagen, für eine Weiße, meine ich.«
    Ruth lächelte ihn an. »Du siehst deiner Großmutter sehr ähnlich«, erwiderte sie. »Ich wünschte, sie wäre hier bei uns.«
    David schluckte und nickte. Dann zeigte er auf das Polizeiauto. »Ich fahre dann mal mit, wegen des Protokolls. Wir sehen uns später.« Verlegen scharrte er mit den Füßen im Sand.
    »Komm her, Junge!«, rief Margaret. Sie stand auf, nahm David in die Arme, küsste ihn schallend auf die Wange. »Ich danke dir, danke dir von ganzem Herzen! Wann immer du eine Großmutter brauchst, werde ich versuchen, für dich da zu sein.«
    Wortlos vor Rührung befreite er sich aus ihren Armen. Dann ging er steifen Schrittes zu dem wartenden Polizeiwagen, stieg ein und fuhr mit den Polizisten davon.
    Ruth, Margaret und Horatio blieben allein zurück. Nur ein junger Feuerwehrmann stand neben dem Dodge, rauchte und sah diskret in eine andere Richtung. Er hatte der Polizei versprechen müssen, Ruth, Margaret und Horatio später zur nächsten Dienststelle zu bringen, hatte aber Verständnis dafür, dass sie zunächst einmal miteinander allein sein wollten.
    Lange saßen die drei beieinander, Ruth in der Mitte, und sahen aufs Meer hinaus. Erst jetzt begriff Ruth, in welcher Gefahr sie geschwebt hatten. »Er hätte uns alle umgebracht«, sagte sie leise. »So sehr wollte er den Diamanten.«
    Margaret und Horatio nickten stumm.
    »Wo ist der Diamant eigentlich wirklich?«, wollte Horatio dann wissen.
    »Ich habe ihn tatsächlich hier versenkt. Was ich Ruth gesagt habe, ist die Wahrheit. Nur eines weißt du noch nicht, Horatio.«
    »Was denn?«
    Margaret wandte sich an Ruth, zog das Lederband mit dem Sehnsuchtsstein aus Ruths Ausschnitt hervor. »Das hier ist ein Teil des ›Feuers der Wüste‹.«
    »Wie bitte?« Horatio riss die Augen auf.
    »Du kannst es ruhig glauben. Der Nama, der mir den Stein anvertraute, gab mir auch diesen kleineren hier. Das ›Feuer der Wüste‹ bestand schon immer aus zwei Teilen. Und die Nama glaubten, dass es den kleineren Stein immer zu seinem größeren Bruder ziehen werde. Du warst die ganze Zeit in der Nähe einer
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