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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste
Autoren: Karen Winter
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war.
    Vielleicht haben wir doch eine Chance, schoss es Ruth durch den Kopf. Doch dann erkannte sie, dass der schwarze Junge verschwunden und auch sonst weit und breit niemand zu sehen war. Sie würden nicht weit kommen.
    »Na bitte!« Zu Kramers Freude sprang der Wagen schließlich doch an. Er fuhr los, lenkte den Wagen durch das Hafengelände und hielt wenig später vor einer Schranke, hinter der die Pad durch das Diamantensperrgebiet begann. Kramer stieg aus, schloss die Schranke auf, schob sie nach oben, fuhr den Wagen hindurch, schloss die Schranke wieder und versicherte sich durch kräftiges Rucken, dass sie auch wirklich geschlossen war.
    Sie fuhren weiter, wohl eine halbe Stunde lang, ohne auch nur einen Menschen zu treffen. Nicht einmal Tiere erspähte Ruth durch die Fensterscheibe, nur große schwarze Vögel, die hoch über ihnen kreisten.
    Am Rande einer kleinen Bucht stoppte Kramer den Wagen abrupt, stieg aus und zerrte Ruth von ihrem Sitz.
    Einige Meter vom Strand entfernt wartete bereits der schwarze Junge vom Hafen. Er saß in einem kleinen Motorboot und beobachtete gelangweilt, was in der Bucht vor sich ging.
    Als Kramer Ruth die Handfesseln zerschnitt, stöhnte diese befreit auf und rieb sich vorsichtig die schmerzenden Gelenke.
    »Und jetzt in den Taucheranzug!«, zischte er. Er wirkte über die Maßen angespannt und zugleich verdrossen. »Bist du schon einmal getaucht?«
    Ruth schüttelte den Kopf.
    »Das hätte ich mir gleich denken können! Zieh deine Hose und deine Bluse aus!«
    Ruth zögerte. Sie wollte sich nicht noch einmal vor Kramer entblößen. Er kannte ihren Körper zwar, hatte ihn als erster und einziger Mann gesehen, doch er hatte jedes Recht verwirkt, sie hüllenlos zu betrachten.
    »Ist ja schon gut, ich drehe mich um.« Kramer war sichtlich genervt. »So viel Aufregendes gibt es bei dir wahrlich nicht zu sehen.«
    Ruth tat, wie ihr geheißen wurde, zog sich aus und stieg sogleich in den Taucheranzug. Er fühlte sich kühl und ein wenig klebrig an. »Was passiert mit meiner Großmutter?«, fragte Ruth, als sie fertig angezogen vor ihm stand.
    »Was soll schon sein mit der Alten?« Kramer sah sie an, als hätte er die alte Frau völlig vergessen.
    Ruth sah sich verstohlen um. Sie wusste, dass ihr nicht viel Zeit blieb. Hier an Land könnte sich Margaret vielleicht noch befreien. Vielleicht würde irgendwann doch jemand des Weges kommen, der ihr helfen könnte. Auf dem Wasser aber könnte sie ihre Großmutter vielleicht brauchen, um den Jungen und Kramer zu überwältigen. Konnte ihre Großmutter überhaupt schwimmen? Wahrscheinlich wäre es besser, sie bliebe an Land. »Du willst sie doch nicht etwa an Land lassen?«, fragte sie in der Hoffnung, dass ihr Widerspruch Kramer erst recht dazu bringen würde, genau dies zu tun.
    »Was soll sie an Land? Willst du mich verarschen? Ich brauche sie auf dem Meer. Sie allein weiß, wo sie den verdammten Diamanten versenkt hat!«
    Ruth nickte, diesen Umstand hatte sie nicht bedacht. »Mach ihr wenigstens die Fesseln ab. Wenn sie sich nicht bewegen kann, weil sie Schmerzen hat, kann sie auch nicht nachdenken. Schmerz schränkt die Erinnerung ein.«
    Kramer sah sie unsicher an, dann zerrte er Margaret Salden aus dem Wagen, zerschnitt ihre Fesseln und warf die Stricke ins Veld. »Denk bloß nicht, dass ich den Quatsch glaube, den du da von dir gibst«, knurrte er Ruth an. »Aber was soll die Alte auf dem Wasser schon ausrichten? Vielleicht treibt es ihr Gedächtnis an, wenn sie dich im Wasser weiß und die Haiflossen näher kommen.«
    Er versetzte Ruth einen Stoß. »Los, lauf! Die paar Meter zum Boot wirst du mir nichts anstellen.« Er griff in seinen Hosenbund und zog eine Pistole hervor. »Ein Schritt in die falsche Richtung, und ich benutze das Ding hier.«
    Seine Augen waren ganz schmal geworden. Ruth erkannte an seinem Blick, dass er es ernst meinte. Er wirkte fest entschlossen, seinen Plan durchzuziehen, egal, wie es auch ausgehen mochte.
    »Von dem Diamanten hängt viel für dich ab, oder?«, fragte sie.
    »Das geht dich einen Scheißdreck an, meine Liebe! Finde ihn einfach und hol ihn hoch, alles andere muss nicht deine Sorge sein.«

Einundzwanzigstes Kapitel
    B einahe hätte Horatio Kramer verpasst. Die Sonne war erst als zartrosa Schimmer am Himmel zu sehen, als sein Wagen schon aus der Einfahrt herausschoss. Zur gleichen Zeit klopfte jemand an das Fenster des Dodge. David. Er grinste Horatio an, öffnete die Tür und schwang sich auf den
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