Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste
Autoren: Karen Winter
Vom Netzwerk:
Muschel, die sich langsam, aber stetig weiterbewegte. Der Boden war gleichmäßig, doch winzige Sandwellen zeugten von der Bewegung des Meeres. Sollte das ›Feuer der Wüste‹ je hier gelegen haben, war es schon vor Jahren weitergetrieben.
    Ein dunkler Fisch, dessen Name Ruth nicht kannte, schwamm an ihr vorüber. Sie glitt über den Boden, griff mit der Hand nach einem Stein, der alles andere als ein Diamant war, hob eine Muschel an und wusste doch mit absoluter Gewissheit, dass sie hier unten nicht das finden würde, was Henry Kramer suchte.
    Ich bleibe hier, dachte sie, fühlte sich mit einem Mal unglaublich müde, aber leicht und glücklich. Ich bleibe einfach hier, bis mir der Sauerstoff ausgeht .

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    H oratio hatte alle Mühe, die Beherrschung zu wahren. Sie hielten sich wie geplant mit ihrem Boot hinter dem Felsen verborgen und beobachteten das Motorboot. Als Kramer Ruth ins Wasser stieß, trieb Horatio den Bootsführer an: »Los jetzt, schnappen wir ihn uns.«
    Jakob gab Vollgas, und schon stob das Boot hinter dem Felsen hervor, nahm schäumend Kurs auf das andere Boot. »Du, mach die Harpune klar«, bestimmte der Schwarze mit einer Kopfdrehung zu David. Der nickte.
    »Sie kümmern sich um den weißen Mann, ich um die Frau im Wasser. Der junge Mann hier, der tut, was zu tun ist.«
    Horatio und David nickten gleichermaßen. Sie preschten so schnell über das ruhige Meer, dass sie sich an den Bootsleisten festhalten mussten. Jakob hatte die Zähne fest aufeinandergepresst, sein Kinn wirkte kantig. Davids Augen blitzten vor Kampfeslust.
    Kramer hatte sie noch nicht entdeckt. Er stand mit dem Rücken zu ihnen und starrte gebannt auf die Stelle, an der er Ruth soeben ins Wasser gestoßen hatte. Erst als sie bis auf etwa zwanzig Meter herangekommen waren, bemerkte Kramer das andere Boot. »Was wollen die hier?«, schrie er den Jungen an.
    Der zuckte nur mit den Schultern, zog verängstigt den Kopf zwischen die Schultern.
    »Los, wenden! Wir kehren um, gib Vollgas!«, brüllte Kramer den Jungen an.
    »Nein! Wir bleiben hier!«, schrie Margaret Salden. »Wir können Ruth nicht hierlassen.«
    »Schnauze, Alte!« Kramer holte aus und schlug der alten Frau mit dem Handrücken so heftig über den Mund, dass sie von der Bank auf die Bootsplanken rutschte.
    Horatio ballte die Fäuste.
    Endlich waren die Boote auf gleicher Höhe, standen nebeneinander. »Wo ist Ruth?«, brüllte Horatio und sprang mit einem gewaltigen Satz von einem Boot in das andere. Er stürzte auf Kramer zu, der geistesgegenwärtig die Pistole gezückt hatte.
    »Nimm ihm die Waffe ab!«, schrie Jakob seinen Sohn an, doch der Junge rührte sich nicht. Wie versteinert starrte er die miteinander ringenden Männer an.
    »Ruth? Ruth!«, rief Margaret Salden und rappelte sich hoch. Das Boot schwankte bedrohlich, als sie den prügelnden Männern auswich.
    »Los, junger Mann, ab ins Wasser, hol die Frau hoch!« Jakob stand breitbeinig auf den Planken, die Kämpfenden fest im Blick und bereit, jederzeit einzugreifen. Er hielt die Harpune griffbereit, denn er hatte am Horizont die ersten Haifischflossen gesehen. »Los, Junge! Mach schon! Die Haie kommen!«
    David sprang ins Wasser.
    Margaret Salden hielt sich zitternd an der Bootswand fest, während Henry Kramer mit der Waffe ausholte, um sie Horatio gegen die Schläfe zu schlagen. Horatio riss im gleichen Moment den Arm hoch, holte mit der Faust aus und drosch sie in Kramers Gesicht, dass ihm das Blut aus der Nase spritzte.
    Kramer schrie auf, wollte mit beiden Händen nach Horatios Kehle fassen, doch der hatte schon ausgeholt und traf Kramer mit einem Tritt gegen die Brust. Henry Kramer ruderte mit den Armen, verlor den Halt und stürzte mit einem Schrei ins Meer.
    Ruth glitt über den Meeresboden, noch immer erfüllt von Frieden und einer nie gekannten Ruhe. Alles war schön und so still, dass sie nicht einmal merkte, dass aus dem Schlauch, der zwischen Maske und Sauerstoffflasche befestigt war, blubbernde Blasen aufstiegen. Sie wurde müde, so wunderbar müde, und merkte kaum, dass Arme nach ihr griffen und sie nach oben zogen.
    Prustend tauchte David auf. Jakob griff nach Ruth, zog sie über Bord, riss ihr die Maske ab und schlug ihr fest auf beide Wangen.
    »Lebt sie? Geht es ihr gut?«, rief Margaret Salden vom anderen Boot herüber. Jakob nickte.
    »Die Haie!«, schrie der schwarze Junge, der im ersten Boot saß. »Sie kommen näher. Der weiße Bass ist ins Meer gestürzt, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher