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Das Fenster zum Hof

Das Fenster zum Hof

Titel: Das Fenster zum Hof
Autoren: Cornell Woolrich
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populäre Sängerin Marvis Marlowe
liegt tot in ihrer Wohnung. Ihre Zofe, die die Leiche entdeckt, sieht gerade
noch Marvis’ Geliebten Kirk Bennett, einen versnobten Luftikus, eilig das Haus
verlassen. Obwohl er seine Unschuld beteuert, gerät er erbarmungslos in die
Mühle der Ermittlung. Alles spricht gegen ihn, nur nicht der elektrische Stuhl.
Obgleich er ein lasterhafter Beau war, hält seine Frau Catherine eisern zu ihm
und versucht ihn fieberhaft zu entlasten. Dazu nimmt sie Kontakt zu Marvis’ Ex-Ehemann
Martin Blair auf, der, dem Alkohol verfallen, ebenfalls in der Mordnacht vor
dem Haus war, aber nicht eingelassen wurde. Als Catherine ihm das Bild von
ihrem Mann Kirk zeigt, wundert sich Blair: Diesen Mann habe er nicht aus dem Haus kommen sehen. In seinem Alkoholdusel hat er nur leider eine
Menge vergessen.
    Scott Henderson, Angestellter einer
Markierfirma, stromert, nach einem heftigen Streit mit seiner Frau, mißgelaunt
durch die nächtlichen Straßen und bändelt in einer Bar mit einer Dame an, die
einen auffällig kuriosen Hut trägt. Nach dem gemeinsam verbrachten Abend tigert
Henderson wieder nach Hause. Nur: In seiner Wohnung wimmelt es plötzlich von
Bullen, die ihn sofort in die Mangel nehmen — seine Frau liegt erdrosselt auf
dem Bett. Noch glaubt Henderson, durch seine Bar-Aufenthalte und seine
Bekanntschaft mit der fremden Lady, ein einwandfreies Alibi zu haben. Doch die
Zeugen leugnen, und die Nachtschwalbe mit dem flammend gelben Hut ist nicht
mehr auffindbar.
    »Dusk to Dawn« (Vom Abend- zum Morgengrauen)
heißt die Short story um den Arbeitslosen, der sich mit Raubabsicht ins Kino
schleicht; »The Black Curtain« (Der schwarze Vorhang, detebe 21625) der
Roman über den Amnesie-geplagten Mordverdächtigen; »The Black Angel« ( Der
schwarze Engel, detebe 21626) der Alptraum um die ermordete Sängerin Marvis
Marlowe und »Phantom Lady« der Thriller um die Dame mit dem gelben Hut.
    Dämmrig, dunkel, schwarz ist das
Ambiente; voller Fallen, Intrigen, Seltsamkeiten, Widrigkeiten der soziale
Topos; obsessiv, bedrohlich, aggressiv, irritierend, unsicher die
psychologische Befindlichkeit; in jedem Fall suspicious, verdächtig.
Diesen klaustrophobisch-traumatischen Kosmos, Edgar Allan Poe und Franz Kafka
streifend, holte ein us-Schriftsteller aus dem Dunkel seines Unbewußten, der zu
den seltsamsten und bis heute unterschätztesten Erscheinungen der
amerikanischen Literaturszene des 20. Jahrhunderts zählt: Cornell Woolrich.
    In den dreißiger und vierziger Jahren
schrieb er weit über hundert Stories und zwei Dutzend Romane, die fast alle dem suspense- Ge nre
zuzuordnen sind. Im Gegensatz freilich zu den detective stories à la
Dashiell Hammett und Raymond Chandler gibt es bei ihm keine tough guys.
    Mögen die Sam Spades und Philip
Marlowes mit der deprimierenden Erkenntnis an die Aufklärung ihrer Fälle gehen,
daß ihr Tun im Grunde sinnlos sei, weil das Verbrechen nicht auf das Versagen
eines einzelnen zurückgeht, sondern auf die Gesellschaft, ihre zähe Arbeit
absolvieren sie dennoch mit aktionistischer Vitalität und rigorosem Zynismus.
    Derartige hardboiled -Typen gibt
es bei Woolrich nicht. Seine Figuren sind trivialisierte Josef K.s. Der
berühmte erste Satz aus Kafkas »Prozeß« — »Jemand mußte Josef K. verleumdet
haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens
verhaftet« — irrlichtert als düsteres Motto fast durch alle seine Geschichten;
ohne freilich damit Woolrichs Prosa an Kafka messen zu wollen, aber das
trübselige Zwielicht, die eigenartige Traurigkeit und Verlorenheit, diese ganze
Atmosphäre der Einsamkeit und diese verdrucksten Individuen, die wie Schatten
beständig aneinander vorbeihuschen, ohne je aneinander rühren, geschweige denn
miteinander verkehren zu können, erinnern zumindest an das Kafkasche Universum.
    Die Woolrich-Helden sind, in seinen
besten Geschichten, stinknormale Bürger, fast Spießer, die sich nach einem
kleinen, reichlich trivialen Glück abstrampeln und sich plötzlich in heillosen
Intrigen verstrickt finden wie Mücken in einem Spinnennetz. In »The Black Path
of Fear« (Der schwarze Pfad, detebe 21627) verliebt sich ein
arbeitsloser junger Mann in die Braut eines Gangsters, flieht mit ihr nach
Havanna und wird bald zur willkommenen Marionette eines üblen
Rinnstein-Napoleons.
    Der Ich-Erzähler Scott, abgebrannt und
wurzellos, einsam und ziellos, streicht durch Miami, findet eine Brieftasche
und verspricht sich
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