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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers
Autoren: S. G. Felix
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du, so schnell du kannst. Sie sind nicht besonders schnell. Das ist unsere einzige Chance.«
    »Das sind zu viele! Wir können unmöglich …«
    »Los!«, schrie Pais und sauste, so schnell er konnte, in den Wald, den er noch am frühen Abend endlich hinter sich geglaubt hatte.
    Antilius folgte ihm. Und die Piktins auch.
    Seite an Seite hetzten Pais und Antilius durch das Gehölz. Die Piktins waren ihnen dicht auf den Fersen und holten rasch auf.
    Der Wald sah in dem silbrig fahlen Mondlicht ganz anders aus als am Tage. Schon nach kurzer Zeit verlor Antilius die Orientierung. Das Einzige, wonach er sich richtete, waren die Kreischlaute hinter seinem Rücken, die sich nicht abschütteln lassen wollten. Er drehte kurz den Kopf nach rechts, um sich zu vergewissern, dass Pais noch da war. Er konnte dessen panisches Gesicht trotz der schlechten Lichtverhältnisse sehen.
    »Wir müssen uns trennen!«, schrie Pais atemlos und schlug einen Haken mit einer erstaunlichen Agilität.
    Antilius rannte weiter in die entgegensetzte Richtung des Kreischens. »Pais!«
    Statt einer Antwort nahm das Schreien der Piktins an Intensität noch zu.
    Nicht zurückschauen. Nur fliehen!
    Antilius hechtete über umgestürzte Baume, patschte durch tiefe Wasserlachen und stürzte über schwere Schlammlöcher.
    Er konnte den heißen, gierigen Atem der Raubtiere regelrecht in seinem Nacken spüren. Jeden Moment erwartete er, gebissen zu werden.
    Weg! Nur weg! Lauf!, wirbelte es durch seinen Kopf.
    Er rannte auf einen abschüssigen Abhang zu. Das matschige Laub unter seinen Füßen verwandelte sich in eine Rutschbahn. Es war nur eine Frage der Zeit, und dann passierte es. Er rutschte aus, geriet ins Straucheln und fiel nach vornüber. Er purzelte den Hang hinunter. Bei seinen zahllosen unfreiwilligen Überschlägen konnte er einen Blick auf seine Verfolger erhaschen.
    Es waren fünf. Vielleicht sechs. Oder mehr.
    Antilius streifte den knochigen Zweig einer ausgedörrten Buche. Sein linkes Hosenbein wurde vom Knie abwärts zerfetzt und eine lange blutige Schramme zierte seine Wade.
    Am Ende des Hangs angekommen, rappelte er sich wieder hoch und eilte weiter. Er hatte sich beim Sturz den rechten Fuß schwer gestaucht, doch das spürte er jetzt nicht.
    Er wagte noch einen flüchtigen Blick zurück und stellte fest, dass er etwas Abstand zu den Bestien gewonnen hatte.
    Blatter und Äste peitschten ihm ins Gesicht.
    Nicht mehr umdrehen!
    Der kalte Schein des Mondes war sein einziger Verbündeter. Er verhinderte, dass er in der Dunkelheit frontal gegen einen Baum prallte.
    Auf einmal tauchte vor ihm ein riesiges Gebilde auf. Es sah aus wie ein riesiger Schatten. Als er sich ihm näherte, stellte er fest, dass es ein kolossaler Fels war, der die Form eines Stalagmiten hatte. Antilius korrigierte seine Laufrichtung, um bei dem Felsen irgendwie Schutz zu finden. Der Fels wirkte wie ein Fremdkörper in dieser Umgebung. Er konnte nicht natürlichen Ursprungs sein.
    Die Monster holten wieder auf. Seine Kräfte schwanden. Langsam kroch der Schmerz in dem lädierten Fußknöchel sein Bein hoch.
    Dann sah Antilius eine Tür. Eine Tür! Mitten im Fels. Er stürmte mit eisernen Willen darauf zu. Fast wäre er gegen das Holz gestoßen, als sie sich plötzlich wie von Geisterhand von alleine öffnete. Er sprang ins Innere des Felsens und fiel auf die Knie. Im gleichen Augenblick drehte er sich um und sah die mörderische, blutgierige Bande auf sich zu stürmen. Antilius warf sich gegen die Tür. Mit einem gewaltigen Donner fiel sie ins Schloss. Die Piktins stießen dagegen, kratzen und heulten. Sie konnten es nicht fassen, dass ihre Beute entkommen war.
    Wie wahnsinnig kratzen und jaulten sie minutenlang.
    Antilius saß auf dem Boden gegen die Tür gelehnt und rang nach Atem.
    Nach einer Weile legte sich der Lärm.
    Lange horchte er an der Tür, ob die Piktins noch draußen auf ihn warten würden. Er konnte aber kein Schreien, kein Hecheln mehr hören. Sein eigener Atem hallte in dem turmartigen Gewölbe wider. An den Wänden floss Wasser herab. Ein grünes Licht quoll aus ihnen hervor.
    Der Meister griff nach seiner Brusttasche, um mit Gilbert im Spiegel zu sprechen, doch da war keine Tasche mehr. Sie war ihm wahrscheinlich bei seinem Sturz weggerissen worden. Und mit ihr der Spiegel. Und mit dem Spiegel Gilbert.
    Antilius war allein.

Die Späher
    Antilius suchte nach einem Türknauf an der Innenseite der Tür, die sich wie von Geisterhand genau im richtigen Moment
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