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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker
Autoren: Jason Dark
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Die Säule war aus Holz angefertigt worden. Auch nicht völlig rund, sie zeigte eine achteckige Form und war, da niemand mehr seine Plakate auf sie klebte, mit irgendwelchen Parolen beschmiert worden.
    T.C. Markham drehte sich um, so daß er der Säule den Rücken zuwandte. Sechs Menschen schauten ihn gespannt an. Sie gehörten zu einer kleinen Reisegruppe, die aus Manchester gekommen war und diese außergewöhnliche Tour durch London machte.
    Sie hatten die Reise gebucht, denn allein der Titel versprach einiges.
    Geisterführer durch London.
    Und als Geisterführer verstand sich auch T.C., wie er gern genannt werden wollte. Er kannte all die Ecken in London, wo viel passiert war.
    Niemand war über brutale Verbrechen oder gespenstische Morde so gut informiert wie er, und er schaffte es bereits seit einigen Monaten, diese Vorgänge den Besuchern hautnah zu präsentieren.
    »Wo hat Mosley denn gelauert?« kam die Frage. »Man kann ja in den Hinterhof hineinsehen.« Der Mann, der gesprochen hatte, trat einen Schritt nach vorn und bewegte seinen Arm im Kreis.
    Über das Gesicht des Geisterführers zuckte ein Lächeln. Es war wissend und zögerte seine Antwort bewußt hinaus. »Kann sich das keiner von Ihnen denken, meine Herrschaften? Versuchen Sie doch einmal, sich in die Lage eines Mörders hineinzuversetzen.« Er streckte den Arm aus und wies auf den Fragesteller. »Sie, Mister, meine ich. Stellen Sie sich vor, Sie wären Ed Mosley. Wo hätten Sie sich versteckt?«
    Der Mann überlegte. Er sah nicht nur den Blick des Geisterführers auf sich gerichtet, sondern auch die der anderen Mitglieder aus der Reisegruppe. »Wenn ich ehrlich sein soll, ich hätte mich in einem der Häuser verkrochen. Irgendwo nahe der Hintertür. Da brauchte ich nur zu warten, bis das Opfer auftauchte.«
    »Nicht schlecht, Herr Specht. Aber das wäre irgendwann einmal aufgefallen. Denkt doch mal nach, Freunde. Ed Mosley hat acht Menschen umgebracht. Achtmal stach oder schlug er zu. Er war ein Wilder, und er war schlau…«
    »Sagen Sie uns doch, wo er sich verborgen gehalten hat!« forderte eine Frau, die ihren Fotoapparat so hochgehalten hatte, daß ihr Gesicht verborgen blieb.
    »Nur nicht so ungeduldig, denn dies hier ist ein besonderer Ort. Man sollte seine Atmosphäre genießen.«
    »In der Säule!«
    Markham fuhr herum. »Wer hat das gesagt?« fragte er und sah, wie eine andere Frau – sie war noch jünger –, schüchtern einen Arm hob. Der Geisterführer lächelte breit. »Ja, Sie haben recht, Madam. Sie haben vollkommen recht. Der Killer hatte seinen Platz in der Plakatsäule. Kann sich kaum jemand vorstellen. Es war aber so. Im Gegensatz zu vielen anderen Säulen ist diese nämlich aus Holz gebaut. Und wie leicht ist es, wenn man in das Holz eine Tür hineinarbeitet? Oder nicht?«
    Die Menschen schauten Markham an. Sie waren stumm. Niemand hatte es so recht glauben wollen, und T.C. weidete sich an der Überraschung seiner Gäste.
    Er war ein Mann, der die 40 knapp überschritten hatte. In zahlreichen Berufen war er schon tätig gewesen. Zumeist in Jobs, wo er verkaufen und viel reden mußte. Sie alle hatten ihm keinen rechten Spaß gemacht, er hatte immer wieder nach etwas Neuem gesucht und war schließlich darauf gekommen, den Geisterführer zu spielen. Damit war er in eine Marktlücke gestoßen. Über Arbeit konnte er sich nicht beklagen, und er tat es gern, denn er war so gut wie selbständig.
    »Soll ich es euch zeigen?« fragte er mit leiser Stimme. »Wollt ihr den Beweis für meine Worte?«
    Die Mitglieder der Reisegruppe nickten.
    »Wer traut sich, mit mir zu gehen?«
    Der Mann, der die erste Frage gestellt hatte, kam einen Schritt vor.
    »Ich muß mir das ansehen.«
    »Sehr mutig, Mister«, sagte Markham, wobei er die Hand ausstreckte.
    »Darf ich Ihren werten Namen erfahren?«
    »Digger. Hank Digger.«
    »Willkommen, Mr. Digger. Ich bewundere Menschen wie Sie. Es wird Sie nicht reuen, sich darauf eingelassen zu haben, obwohl…«
    Markhams Stimme senkte sich, »obwohl ich für nichts garantieren kann.«
    »Wieso das?«
    Markham rollte mit den Augen. »Stellen Sie sich vor, daß noch nicht alles vorbei ist. Manchmal kehren die Geister der Toten ja an den Schauplatz des Verbrechens zurück. Glauben Sie nicht auch, daß dies hier möglich sein kann?«
    Digger lachte. »Das sind doch Märchen.«
    »Aber Mosley war keines.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Wollen Sie also trotzdem nachschauen?«
    »Ja.«
    »Und wollen Sie auch in die
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