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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker
Autoren: Jason Dark
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seiner Weste verteilt war. Seit meiner letzten Begegnung mit ihm schienen sich in seinem länglichen Gesicht noch mehr Falten eingegraben zu haben.
    Sein Büro war karg eingerichtet. Ein Schreibtisch, drei Stühle, der übliche Aktenschrank, Telefon, das Bild der Queen und jede Menge Papiere. Dazu der Mantel am Haken und natürlich der Hut.
    Er lag auf dem Schreibtisch, ziemlich nahe an der Kante. Mich ritt jetzt der Teufel. Ich holte Pfeffer und Salz hervor und streute ein paar Körner auf den Rand.
    Tann er bekam Wagenrad-Augen. »Was machen Sie denn da? Sind Sie auch schon durchgedreht?«
    »Nein, das nicht. Aber ich habe gehört, daß Sie mal wieder Ihren Hut essen wollen. Da dachte ich mir, daß er Ihnen besser schmeckt, wenn er ein wenig gewürzt ist.«
    Tanner stieß einen Schrei aus, der alle Qualen ausdrückte, die er empfand. »Eine Unverschämtheit ist das. So wird ein alter Mann noch auf den Arm genommen. Wer hat Ihnen die beiden Streuer gegeben?«
    »Die fand ich zufällig.«
    Er stierte sie an, wie sie so harmlos neben seinem Filz standen.
    »Nein, das stimmt nicht. Die hat Ihnen jemand gegeben. Ich weiß auch schon wer. Der junge Schnösel in der Abteilung. Ich sah die Streuer mal bei ihm. Der wird sich noch wundern, einen alten Mann so auf den Arm nehmen zu wollen.« Während er das sagte, nistete in seinen Augen der Schalk. So ernst sah der Chiefinspektor die ganze Sache nicht.
    Wir setzten uns. Tanner nahm den Hut aus meiner Reichweite.
    Dann begann er zu berichten.
    Er tat es sehr genau, las mir sogar die Aussagen der Zeugen vor und kam immer wieder auf das Rätselhafte dieses Falles zu sprechen, den er nicht begriff.
    »Ich stehe wirklich vor einem Problem. Man könnte annehmen, es mit einem unsichtbaren Mörder zu tun zu haben.«
    »Vielleicht ist dem so.«
    »Das gibt es doch nicht.«
    Ich winkte ab. »Lassen Sie es mal dahingestellt. Ich habe mich daran gewöhnt, an Dinge zu glauben, die es normalerweise nicht gibt. Aber sie passieren dann doch einmal.«
    »Ich sehe das etwas anders.«
    »Wobei Sie aber nicht weiterkommen.«
    »Das stimmt leider.«
    »Also wollen Sie mir den Fall andrehen.«
    »Ja.« Tanner stieß dieses Wort beinahe erlösend aus. Seine Augen glänzten dabei. »Ich bin mit meinem Latein am Ende. Sie sollen da beginnen, wo ich aufgehört habe.«
    »Und das wäre?«
    »T.C. Markham.«
    »Sie meinen den Geisterführer.«
    »Genau. Ich habe ihn in Verdacht. Dieser Junge kommt mir nicht ganz astrein vor.«
    »Beweise?«
    Tanner breitete die Arme aus. »Gibt es nicht. Sie kennen das ja, John. Auch bei Ihnen spielt oft genug das Gefühl eine große Rolle. So ähnlich sehe ich das mit Markham. Ich traue ihm nicht über den Weg. Dieser Kerl ist für mich ein rotes Tuch. Beweisen kann ich ihm nichts, aber auch gar nichts. Dennoch habe ich das Gefühl, daß er mit beiden Ohren in der Sache drinsteckt.«
    »Wie könnte er das?«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen. Wirklich nicht. Ich habe sein Vorleben unter die Lupe genommen und keinen schwarzen Fleck auf seiner reinen Weste gefunden.«
    »Das ist schon verdächtig.«
    »Meine ich auch.«
    »Was ist denn mit den anderen Zeugen?«
    »Harmlose Leute aus Manchester. Sie wollten London einmal anders kennenlernen. Da kam ihnen T.C. Markham gerade recht. Der ist wirklich in eine Marktlücke gestoßen. In dieser Zeit sind die Menschen doch für das Ungewöhnliche und Unheimliche sehr aufgeschlossen. Markham hat da clever reagiert.«
    Da gab ich ihm recht. »Arbeitet er auf eigene Rechnung?« wollte ich wissen.
    »Im Prinzip, ja. Obwohl er auch ein Reisebüro eingeschaltet hat. Aber das ist nur am Rande…«
    »Sie haben nachgeforscht?«
    »Die Leute sind okay. Sie verdienen ihr Geld mit Kurztouren. Bowlingclubs, Herrenpartien und so weiter…«
    »Ja, ja, dann weiß ich Bescheid.«
    »Und was wollen Sie tun, John?«
    »Da Sie mir den Fall schon übertragen haben, gehe ich ein wenig anders vor. Es wäre doch mal interessant, die Stadt London aus einer anderen Perspektive zu sehen.«
    Tanner verstand. »Sie meinen als Tourist.«
    »Als sogenannter.«
    »Und dann?«
    »Werde ich an der Besichtigung der Stätten teilnehmen, die angeblich so grauenhaft sind. Vielleicht begegnet mir ein unheimlicher Mörder.«
    Tanner haute auf seinen Hut. Ich zuckte zusammen, denn ich hatte Angst um das alte Stück. »Das ist wirklich super, John. Hätte ich auch getan. Aber als Chiefinspektor sind Sie dazu verdonnert, in diesem Büro zu hocken und…«
    »Einen alten
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