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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin
Autoren: Ricarda Jordan
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lachte der König. »Im Grunde hätte ihm und England nichts Besseres passieren können. Der Junge schien doch gesund und gut gewachsen.«
    »Das ist er, Herr«, erklärte Gerlin und schob Dietmar vor. »Wenn ich Euch vorstellen darf, Dietmar von Ornemünde zu … zu Loches augenblicklich, aber er ist der legitime Erbe der Ornemünder zu Lauenstein.«
    Dietmar verbeugte sich brav, während es für den französischen König jetzt etwas zu schnell ging.
    »Also, wie viele Väter will der junge Mann denn wohl einmal beerben?«, erkundigte er sich. »Wo Richard Plantagenet die Chance schon vertan hat, seinem missratenen Bruder einen eigenen Nachkommen vor die Nase zu setzen?«
    »Nur …« Gerlin setzte zu einer Erklärung an, aber nun nutzte Florís die Gelegenheit, das Gespräch auf sein ursprüngliches Ansinnen zu bringen.
    »Verzeiht, Majestät, aber da der Name König Johanns eben fällt … Wir sind … ich bin … Der Treueid …«
    König Philipp wehrte ab. »O ja, Herr Florís, ich weiß, was Euch herführt. Und ich fühle mich natürlich geehrt, dass selbst meine ältesten Feinde …«
    »Ich war ein treuer Untertan König Richards«, erklärte Florís würdevoll, »aber davon abgesehen nie Euer Feind.«
    Der König lachte. »Da hattet Ihr aber eine seltsame Art, Eure Freundschaft zu zeigen«, bemerkte er. »Habt Ihr nicht das Schwert gegen mich geführt?«
    »Wie alle anderen Ritter und Burgherren im Lande der Plantagenets. Lehnspflichtig dem rechtmäßigen Erben …«
    Florís war damals zwar streng genommen noch ein Fahrender Ritter gewesen und niemandem lehnspflichtig. Er hatte sich König Richard hauptsächlich deshalb angeschlossen, weil er ihn als Ritter und Heerführer bewunderte. Aber das ließ er besser unerwähnt.
    »Und König Johann ist nun nicht der rechtmäßige Erbe?« Die Stimme des Königs klang schneidend.
    Florís biss sich auf die Lippen. Dies war die Frage, die er und all die anderen Burgherren befürchteten. Als Halter eines Lehens in den Ländern der Plantagenets war er Richards Nachfolger zur Treue verpflichtet. Und wie viele gute Gründe es auch immer dafür gab: Indem er hier war, beging er einen Verrat an seinem Herrn.
    »Majestät«, sagte Florís gequält. »Ihr kennt König Johann, und ich bin nun hier, um Euch Treue zu schwören. Ich bin hier, um …«
    »Ihr seid hier, um die Seiten zu wechseln!«, gab der König streng zurück. »Weil es Euch nicht gefällt, wie Euer König regiert.«
    »Ihr seid unser König! Oder … oder Arthur de Bretagne …«
    Florís wand sich. Tatsächlich war die Erbfolge höchst umstritten. König Richards Vasallen in seinen französischen Besitztümern hatten nach seinem überraschenden Tod zunächst seinem Nachfolger Johann die Treue geschworen – obwohl auch ein junger Prinz namens Arthur de Bretagne Erbrechte anmeldete. Dann war es allerdings zu erneuten Kämpfen zwischen Philipp und Johann gekommen, in denen der Engländer seine Leute kaum unterstützte, sondern feige nach England floh. Der größte Teil der Normandie ging damals schon an Philipp. Und kurz darauf hatte Johann dann auch noch eine aquitanische Prinzessin entführt und geheiratet, deren Familie daraufhin einen Lehnsprozess anstrengte. Nachdem Johann sich konsequent weigerte, vor Gericht zu erscheinen, verhängte dieses ein Versäumnisurteil: Offiziell ging Johann all seiner französischen Besitzungen verloren, das Land fiel an König Philipp. Allerdings waren die Vasallen der Plantagenets erst jetzt bereit, das auch anzuerkennen. Wobei wieder die Verhaftung des Prinzen Arthur de Bretagne eine Rolle spielte. Es hieß, Johann habe seinen Rivalen hinrichten lassen.
    Für seine Lehnsleute auf dem Kontinent war dies der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. So entschlossen, wie sie für Richard Löwenherz gekämpft hatten, trafen sie auch jetzt ihre Entscheidung für Philipp ohne Wenn und Aber. Johann war seines Erbes nicht würdig. Einer seiner Lehnsleute nach dem anderen erschien vor Philipp August, um ihm die Treue zu schwören. Aber nur wenige pflegte der König dabei derart zu examinieren wie Gerlin und Florís de Trillon zu Loches.
    »Und woran sehe ich, dass Ihr es ernst meint?«, fragte der König nun streng. »In den Kriegen mit König Richard habt Ihr mir allerhand Unbill bereitet …«
    Florís ließ den Blick sinken. Er hatte im Stillen gehofft, dass der König nicht wusste, wer für Richards spektakulären Sieg bei Fréteval verantwortlich war, aber
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