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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen
Autoren: Georgi Martynow
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Pla- neten über zweihundert Erdenjahre lang unter den Bedingungen der pausenlosen Evakuierung gelebt. Jene, die als letzte die Wega erreichten, trafen die ersten schon nicht mehr lebend an.
       Es war schwer, sich alle Einzelheiten dieser unwahrschein- lich schwierigen Operation vorzustellen. Mit angehaltenem Atem lauschten die zwölf Männer der leidenschaftslosen Stimme Iajas. Stolz auf den Menschen, seinen Geist, seine Energie und seinen Willen erfüllte die Versammelten.
       Je länger Iaja in seinem Bericht fortfuhr, um so deutlicher erstand vor den Zuhörern das ideale Bild der Phaetonen. Sie waren Menschen einer fernen Vergangenheit, aber zweifellos auch der Zukunft. Wie sie würden auch die Menschen der Erde einmal werden.
       Der Zeitpunkt der Katastrophe war bereits sehr nahe gerückt. Die Bahnen des Phaeton und des Jupiter lagen so dicht neben- einander, daß bei der nächsten Opposition, bis zu der die Tage zu zählen waren, der Untergang drohte. Zu dieser Zeit befanden sich nur noch wenige Menschen auf dem Planeten. Lediglich die Besatzung der letzten Flottillen.
       Was sahen sie um sich herum? Nichts als verödete Städte und Fabriken – leer und verlassen, sinn- und zwecklos geworden. Die Stille des Todes herrschte überall.
       Jahrtausendelang hatten Generationen von Phaetonen ge- wirkt. Und nun lag alles, was sie geschaffen hatten, die mannig- faltigen Früchte der Kultur und der Zivilisation, alles, was man nicht hatte mitnehmen können, stumm und zum Untergang ver- urteilt da.
       Selbst Tiere gab es auf dem Phaeton nicht mehr. Einen Teil, die nützlichsten, hatte man in die neue Heimat mitgenommen, andere, die an Hochgebirgsklima gewöhnt waren, hatte man auf den Mars umgesiedelt und den Rest aus Mitleid getötet.
       Es muß noch erwähnt werden, daß die vorläufig in der alten Heimat Gebliebenen fast nichts von dem wußten, was auf dem neuen Phaeton vor sich ging. Nur einmal während der ganzen Evakuierungszeit kehrte ein Raumschiff zurück. Hundert Erden- jahre dauerte die Reise in beiden Richtungen, und das, obwohl das Raumschiff mit annähernder Lichtgeschwindigkeit flog. Für die Besatzungsmitglieder eines solchen Raumschiffs verkürzte sich die Zeit nach dem Gesetz der Relativitätstheorie zwar stark, so daß sie nur einen unbedeutenden Teil ihres Lebens unterwegs waren, für jene auf dem neuen und alten Phaeton aber war die Zeit ihren gewohnten Gang gegangen. Daher unternahm man solch einen Flug auch nicht ohne zwingende Notwendigkeit.
       Die Phaetonen flogen zur Wega, ohne zu wissen, was sie dort erwartete; sie verließen sich ganz auf jene, die vor ihnen dort eingetroffen waren.
       Schließlich war die letzte Flottille gestartet und hatte unser Sonnensystem verlassen. Nur ein kleines Raumschiff mit acht Wissenschaftlern blieb auf dem Phaeton zurück. Sie hatten den Auftrag, die Katastrophe zu filmen und die Arbeiten am Auf- bewahrungsort auf der Erde abzuschließen.
       Die Phaetonen kannten das Leben auf unserem Planeten gut. Sie wußten, daß die Menschheit der Erde ihnen in ferner Zu- kunft in allem ähnlich werden würde. Da war es ganz natürlich, daß sie auf den Gedanken kamen, den künftigen Generationen der Erdenmenschen Kunde von ihrer Existenz zu hinterlassen. Es lockte sie der Gedanke, einmal, wenn auch erst in ferner Zukunft, Verbindung mit den Brüdern in der früheren Heimat zu bekommen. Denn im weiteren Sinne war für alle Phaetonen unser Sonnensystem die Heimat. Die Sonne blieb für sie stets die unfreiwillig verlassene Mutter.
       Iaja war der Kommandant dieses letzten Raumschiffes ge- wesen. Nach Erfüllung seines Auftrags sollte er ebenfalls Kurs auf die Wega nehmen.
       Doch das Schicksal hatte es anders gewollt.
       Die letzten acht Phaetonen konnten unser Sonnensystem nicht mehr verlassen. Ihnen war es bestimmt, hier zu sterben.
       Das Unglück geschah, als die Phaetonen auf der Erde weilten.
       Mit Hilfe leistungsstarker optischer Geräte beobachteten die
    acht Wissenschaftler den Untergang ihres Planeten. Sie sahen, wie die mächtige Anziehungskraft des Jupiter den Phaeton aus- einanderriß.
       Es war die Geburtsstunde des Asteroidengürtels.
       Ein Teil der Bruchstücke raste auf die Sonne zu. Auf ihrem Wege kreuzten sie auch die Bahn unseres Planeten. Ein Hagel von Meteoriten stürzte auf die Erde und ihren Trabanten. Ein riesiges Trümmerstück bohrte sich unmittelbar neben dem Raum- schiff der
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