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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen
Autoren: Georgi Martynow
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Atomtechnik der Phaetonen entwickelten sich stürmisch. Die grausame Notwendigkeit spornte die Wis- senschaftler zur Eile an.
       Iaja dachte so deutlich und konkret, daß sein Bericht den Menschen wenigstens eine allgemeine Vorstellung von der Ent- wicklung der Kosmonautik auf dem Phaeton vermittelte. Es wurde deutlich, daß die Phaetonen den Weg von der Flüssig- keitsrakete zur Atom- und schließlich zur Photonenrakete sehr rasch zurückgelegt hatten. Aber auch dann waren sie nicht stehengeblieben. Kamow, Woloschin, Melnikow und andere Fachleute auf dem Gebiet der Astronautik begriffen (allerdings nur sehr vage), daß die Photonenraketen von Gravitations- raketen abgelöst worden waren. Die Phaetonen hatten das Ge- heimnis der Schwerkraft ergründet und sie sich für ihre inter- planetaren Flüge nutzbar gemacht.
       Eine kosmische Expedition nach der anderen startete vom Phaeton, um eine neue Heimat zu suchen.
       Zunächst richtete man das Augenmerk natürlich auf Mars und Erde, die nächsten Nachbarn, die möglicherweise günstige Lebensbedingungen boten. Doch der Mars entsprach den Er- wartungen nicht, er war bereits damals in jenem Zustand, in dem ihn später die erste irdische Expedition vorfand. Auf der Erde trafen die Phaetonen dagegen bereits den künftigen Herren an – vernunftbegabte Wesen, die zwar noch auf einer primitiven Stufe standen, sich aber zweifellos weiterentwickeln würden.
       Vielleicht hätte dieser Umstand allein sie nicht abgehalten,
    sich hier anzusiedeln. Doch die Wissenschaftler stellten fest, daß die Erde ein zu warmer Planet für die sei, die in ihrer Heimat ein kälteres Klima gewohnt waren.
       Die Venus erwies sich sogar als noch ungünstiger.
       Nachdem sich die Phaetonen überzeugt hatten, daß es in un- serem Sonnensystem keinen für sie geeigneten Planeten gab, machten sie sich auf den Weg zu den Nachbarn der Sonne, zu anderen Sternen.
       Viele Jahrzehnte verwandten sie auf die Suche. Die Kata- strophe rückte unaufhaltsam näher.
       Eine Methode, die Umlaufgeschwindigkeit des Phaeton zu beeinflussen, wurde nicht gefunden. Von Jahr zu Jahr wuchs die Unruhe.
       Schließlich entdeckte man eine neue Heimat, die in jeder Be- ziehung dem Phaeton glich und noch unbewohnt war.
       Iaja konnte den Menschen nicht angeben, wo sich dieser Pla- net befand. Aber er teilte mit, daß er achtundvierzig Lichtjahre von der Sonne entfernt sei. Das ließ darauf schließen, daß es sich um einen der Planeten handelte, die um die Wega kreisen. Natürlich verwendete Iaja nicht den Ausdruck „Lichtjahr“. Er „sprach“ von der Zeit, die ein Lichtstrahl brauche, um von der Sonne zur Erde zu gelangen. Die Mitglieder der Wissenschaftler- kommission rechneten diese Angaben mit Hilfe von Rechen- automaten in Lichtjahre oder Parsec um.
       Unterdessen hatte sich die Bevölkerung des Phaeton auf ein Fünftel ihrer ursprünglichen Zahl verringert. Aber auch das war noch sehr viel. Eine ungeheure Arbeit stand bevor.
       Allmählich erstarb das Leben auf dem Phaeton. Tausende von Fabriken stellten sich auf den Bau von interstellaren Raum- schiffen um. Eine Raumschiffflottille nach der anderen verließ unser Sonnensystem. Mit annähernder Lichtgeschwindigkeit trugen sie ihre Herren der neuen Heimat entgegen. Eine gigan- tische Arbeit wartete dort auf Generationen von Phaetonen.
       Nach Iajas Worten waren in der ganzen Zeit dieser beispiel- losen „kosmischen Evakuierung“ nur sieben Raumschiffe ver- lorengegangen oder vielmehr verschollen. Das zeugte von her- vorragender Organisation und ausgezeichneter Technik. Wenn man bedenkt, daß es zu der Zeit noch eine halbe Milliarde Phaetonen gab, waren, selbst wenn jedes Raumschiff tausend Personen faßte, immer noch mindestens fünfhunderttausend Raumschiffe zu ihrem Transport nötig gewesen. Aber außer den Menschen mußten unbedingt auch noch die Minimalausrüstung für die künftigen Fabriken und vieles andere zur Wega gebracht werden, ohne die die bisherige Kultur und Zivilisation in der neuen Heimat nicht wiederaufgebaut werden konnte.
       Iaja erzählte, die Evakuierung sei innerhalb von siebzig Phae- tonenjahren erfolgt, das heißt siebzig Umläufe des Phaeton um die Sonne. Da seine Bahn jenseits der Marsbahn gelegen hatte, mußte ein Umlauf mindestens drei Erdenjahre gedauert haben (nach den Kleinplaneten, den Bruchstücken des Phaeton, zu ur- teilen, sogar noch länger). Also hatte die Bevölkerung des
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