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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen
Autoren: Georgi Martynow
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gefunden, die unabhängig von der Einheit der Zeit- messung alle verstanden.
       Das Bild Iajas verschwand, und die Menschen sahen wieder die gelbgraue Wand vor sich.
       „Das heißt in vier Stunden und dreiundzwanzig Minuten“, teilte Paitschadse nach kurzem Rechnen mit.
       „An die Arbeit, Freunde!“ sagte Kamow auf englisch, damit ihn alle verstanden. „Die Phaetonen haben uns nicht viel Zeit zur Vorbereitung gelassen!“
       Wahrend die Wissenschaftler eine Liste der Fragen zusam- menstellten, die sie Iaja vorlegen wollten, wurden zwölf Sessel in den unterirdischen Raum geschafft und im Halbkreis vor der Wand aufgestellt, hinter der der Phaetone wieder erscheinen mußte.
       Melnikow erzählte unterdessen allen, die nicht unten gewesen waren, ausführlich, was sie gesehen hatten. Es drängte sich die Frage auf: Wozu brauchten die Phaetonen diesen Theatereffekt? Warum beschränkten sie sich nicht auf die „sprechende“ Ma- schine, sondern hielten es für nötig, den Menschen einen „leben- digen“ Phaetonen zu zeigen?
       Darauf gab es nur eine Antwort. Sie waren nicht davon über- zeugt gewesen, daß die Menschen jemals den Film im ringförmi- gen Raumschiff finden würden, wollten aber auf jeden Fall zei- gen, wie diejenigen aussahen, mit denen es die Menschen später einmal zu tun haben würden. Hatte Iaja doch verkündet, daß er die Verbindung zu den fernen Nachkommen der Phaetonen herstellen werde.
       Genau zur festgesetzten Zeit, nach vier Stunden und dreiund- zwanzig Minuten, waren die zwölf Männer wieder vor der Me- tallwand versammelt. Sie hatten es sich in den Sesseln bequem gemacht und waren auf eine längere Unterhaltung vorbereitet. Ohne Übertreibung ließ sich sagen, daß auf der Erde noch nie ein merkwürdigeres Gespräch stattgefunden hatte.
       Melnikow und Wtorow trugen Filmkameras bei sich.
       Augenscheinlich brauchte diesmal weder Wtorow noch je- mand anderes einzugreifen. Die Phaetonen hatten selbst den Zeitpunkt bestimmt, und es war anzunehmen, daß ihre Auto- matik selbsttätig zu arbeiten anfangen würde. So war es auch, allerdings begann das Gespräch mit sieben Minuten Verspätung.
       Weshalb diese Verzögerung? Viele Ursachen waren möglich. Erstens konnten die Phaetonen den zweitausendsten Teil eines Jahres einfach deswegen als Frist angegeben haben, weil eine runde 'Zahl gedanklich bequemer wiederzugeben war und sie die sieben Minuten Verspätung für unwesentlich hielten. Zwei- tens konnte das Uhrwerk – etwas Derartiges mußte ja vorhan- den sein – nach so langer Zeit ein wenig gelitten haben. Drittens war eine Verschiebung der Umlaufzeit der Erde um die Sonne in den verflossenen Jahrtausenden, wenn nicht Jahrmillionen, durchaus möglich.
       Aber die Menschen wunderten sich dennoch sehr. Unwillkür- lich fiel ihnen ein merkwürdiger Umstand in die Augen: Drei- undzwanzig Minuten plus sieben ergeben dreißig. Damit hätte die von den Phaetonen vorgesehene „Pause“ mit verblüffender Genauigkeit viereinhalb Stunden gedauert.
       Andererseits konnten die Phaetonen doch aber nicht die gleiche Zeitrechnung gehabt haben wie die heutigen Menschen. Ein Zufall? Vielleicht, aber es fiel schwer, an einen so präzisen Zufall zu glauben.
       Blaue Nebel und Kristallfäden gab es diesmal nicht. An Stelle der „zerschmolzenen“ Wand erschien sofort Iaja.
       „Ich höre“, sagte er.
       Die erste Frage lautete, weshalb der Phaeton untergegangen sei.
       Der Bericht begann. Den zwölf Zuhörern war, als spreche wirklich jemand zu ihnen. Die Aufzeichnung der gedanklichen Bilder war erstaunlich genau. Jedoch nicht immer.
       Alle bemerkten die Pausen in Iajas Bericht Es entstand der
Eindruck, als „schweige“ der Phaetone zeitweilig, aber dieses Schweigen war nicht durch die Logik der Worte gerechtfertigt. Erst zum Schluß gab Iaja eine Erklärung dafür.
       Den Menschen hatte in den Sprechpausen ein „Film“ gezeigt werden sollen, der den Bericht illustrierte. Sie sahen jedoch keinen Film.

    Die Tragödie einer Welt

       Ein geübter Stenograph notiert eine Rede leicht und exakt, ohne Auslassungen und Entstellungen, so daß man sie hinterher in derselben Form, in der sie gehalten wurde, reproduzieren kann.
       Ganz anders verhielt es sich mit Iajas Bericht. Er wurde von vier Mann notiert, doch jeder von ihnen hatte am Schluß eine andere Aufzeichnung.
       Daran war nichts Verwunderliches. Die Menschen
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