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0881 - Zentrum der Angst

0881 - Zentrum der Angst

Titel: 0881 - Zentrum der Angst
Autoren: Volker Krämer
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Die Luft hier hätte man mit einem Teppichmesser bequem in handliche Blöcke schneiden können. Artimus grinste, denn das gehörte ganz einfach dazu. Ebenso wie der leicht süßliche Geruch, der vollkommen präsent war.
    Die Halle, in der gespielt wurde, war nicht eben die Radio City Hall, aber das war hier ja auch nicht New York, sondern El Paso in Texas. Hier hatte Tendyke Industries ihren Hauptsitz… und van Zant seinen eigentlichen Arbeitsplatz. Selten genug war er in den vergangenen Monaten und Jahren dort gewesen, denn er stand zwar nach wie vor auf der Gehaltsliste von Robert Tendyke, dem Chef von Tendyke Industries und Sohn des Asmodis, und der monatliche Gehaltsscheck kam pünktlich, doch sein Aufgabenbereich hatte sich längst verlagert.
    Vornehmlich in die Hölle, wo die weiße Stadt Armakath wie ein steinernes Geschwür lag. Mittlerweile zählte Artimus zum festen Stamm des Teams, das sich um Professor Zamorra herum gebildet hatte. Doch wie konnte er beides sein? Kämpfer an der Seite des Meister des Übersinnlichen, und Krieger der weißen Stadt. Der Interessenskonflikt hätte im Grund nicht größer sein können, doch noch ließ sich beides miteinander verbinden. Noch…
    Der Südstaatler blickte sich um. Gemischtes Publikum, was das Alter anging. Gut, Artimus war mit seinen 46 Jahren sicher die wahrscheinliche Obergrenze, doch zumindest eines hatten die Leute hier nahezu alle miteinander gemein - sie trugen überwiegend schwarze Kleidung. Van Zant schätzte, dass gut 700 Personen hier Platz hatten… und die Halle war, wenn auch nicht gerade ausverkauft, so doch sicher recht gut besucht.
    Eine Vorgruppe gab es nicht, doch so einen Support Act leisteten sich ja allgemein eher Gruppen, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt waren. Diese hier lief eher unter Lokalpatrioten, was ja nicht bedeuten musste, dass sich dies nicht einmal ändern würde. Der Bandname war eine Buchstabenkombination: PWD - eine Abkürzung? Oder vielleicht doch eher die ersten Buchstaben im Namen der Musiker?
    Als der Saal verdunkelt wurde, flammten auf der eher kleinen Bühne grelle Strahler auf, die Artimus für Sekunden am Sehen hinderten - und so sollte das wohl auch sein, denn als sich seine Augen, und die der anderen Leute im Saal, an diese Helligkeit gewöhnt hatten, standen vier reichlich dürre Burschen auf den Brettern, die van Zant im ersten Moment eher in den Schwefelklüften als hier erwartet hätte.
    Im Hintergrund der Bühne prangten blutrote Neonbuchstaben, die den Bandnamen eindeutig erklärten: Play with devil! Der Sänger übertönte die einsetzende Doppel-Bassdrum nur mit Mühe. Sein Publikum zu begrüßen, schien er nicht für erforderlich zu halten.
    »Wir spielen zunächst die Song-Trilogie Vampire. «
    Und in diesem Augenblick setzte der Drummer einen Lauf auf seinen Fußpedalen an, als wären tatsächlich alle Vampire der Hölle hinter ihm her. Was folgte, war handwerklich nicht schlecht gemachter Metall-Rock, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Ganze schön düster verpackt, abgezielt auf eine Gothik-Szene, deren Mitglieder van Zant umringten. Der Sänger hatte eine recht annehmbare Stimme, die zu dem Gesamtkonzept passte, Gitarrist und Bassmann gaben sich große Mühe - der Schlagzeuger machte dem Animal aus der Muppet-Show Konkurrenz.
    Und Artimus van Zant schloss die Augen, senkte den Kopf…
    Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Da wollte er dem ganzen Themenkreis um Magie, weißer Stadt und Höllenpopanz einmal für einen Abend entfliehen, und dann landete er ausgerechnet hier. Die Jungs auf der Bühne sangen in ihrer Vampir-Trilogie von verkannten, wunderbaren Wesen der Nacht - van Zant hätte ihnen nur zu gerne die Augen geöffnet, ihnen die rosarote Goth-Brille von der Nase gezupft. Von wegen »wunderbare Wesen«.
    Die Song-Trilogie zog sich in die Länge, erwies sich zudem als nicht unbedingt experimentierfreudig und sehr langatmig. Artimus tat, was er in solchen Fällen immer tat: Er begann die Menschen um sich herum zu beobachten. Es dauerte auch nicht lange, bis er ein ganz besonderes Exemplar entdeckt hatte, das seine Aufmerksamkeit spielend fesselte.
    Die junge Frau stand nur wenige Meter von ihm entfernt. Artimus schätzte sie auf Mitte zwanzig. Sie trug langes pechschwarzes Haar, das sie in zwei hoch angesetzte Pferdeschwänze geteilt hatte, die links und rechts von ihrem Kopf auf und ab wippten. Sehr groß war sie nicht - etwa einssechzig, vielleicht ein paar Zentimeter mehr. Ob
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