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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora
Autoren: Diane Pugh
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Sie einfach, Sie hätten alles andere
schon eingepackt.«
    »Was würde ich ohne Sie nur tun?«
    Iris schaltete das Handy aus und bog
scharf nach rechts ab, hinein in das Parkhaus des schwarzen Bürohochhauses mit
seiner Granitfassade. Mit kreischenden Bremsen hielt sie am Tor an, schob eilig
ihre Parkkarte in den Schlitz und trat das Gaspedal durch, als das Tor aufging.
Die breiten Reifen des Triumphs quietschten auf dem glatten Zement, als sie
weiterfuhr, die enge Kurve in die nächste Etage hinunterraste, wieder
beschleunigte, weiter abwärts kreiste und mit gefährlicher Geschwindigkeit an
den geparkten Autos vorbeifuhr. Wehe dem unseligen Fußgänger, der ihr über den
Weg lief!
    Genau in dem Moment kam ein Mann mit
einer Kehrschaufel und einem Besen hinter einem Stützpfeiler hervor und geriet
fast vor ihren vorbeirasenden Wagen.
    »Aus dem Weg!« schrie Iris.
    Er blieb versteinert stehen wie ein Hirsch,
der vom Scheinwerferlicht erfaßt wurde, hielt seine Geräte verschreckt fest und
starrte Iris an.
    Sie machte in der engen Garage einen
Bogen um ihn und schrie ihm hinterher: »Wollen Sie sich umbringen, oder was?«
    Sie bog in den für sie reservierten Parkplatz
ein und stellte den Motor ab. Der Triumph verschwand fast zwischen einem großen
Mercedes und einem Lexus, die von den Geschäftsführern anderer Firmen gefahren
wurden und die auf den beiden Plätzen neben ihrem Wagen standen. Sie
versicherte sich, daß auch niemand in der Nähe war, bevor sie aus dem Triumph
ausstieg — unter günstigeren Umständen schon eine wenig graziöse Angelegenheit,
die heute allerdings gänzlich peinlich war. Sie nahm ihre Aktentasche von der
Ablage hinter den beiden Sitzen, betrachtete den Triumph und entschloß sich
zögernd, ihn so zu lassen, da sie sich nicht die Zeit nehmen wollte, um das
Verdeck zu schließen. Wenn sie Sam erst einmal losgeworden wäre, konnte sie das
nachholen.
    Sie ging rasch zum Aufzug, öffnete
ihre Handtasche, holte die Haarbürste hervor und versuchte damit, ihr
hoffnungslos zerzaustes Haar durchzukämmen. Sie drückte auf die Taste, um den
Fahrstuhl herunterzuholen, während sie mit der Bürste auf ihre Haare einschlug.
Ihr Handy klingelte erneut. Sie fischte es aus ihrer vollgestopften Handtasche
heraus.
    »Hallo?«
    »Iris, hier ist Kip.«
    »Hallo, Kip. Was gibt’s?«
    »Wollte Bridget sich nicht heute
vormittag mit dir treffen?«
    »Sie wartet vielleicht schon in meinem
Büro auf mich. Soll sie dich zurückrufen?«
    Kip seufzte.
    Iris hatte keine Zeit, um Kip Cross
irgendwelche Informationen aus der Nase zu ziehen. Sie kannte Kip und Bridget
seit ihrer gemeinsamen Zeit am College, und sie war Kips lakonische Art
gewohnt, die einen starken Kontrast zur energiegeladenen Herzlichkeit seiner
Frau Bridget darstellte. Sie waren ein Paradebeispiel dafür, daß Gegensätze
sich nicht nur anziehen, sondern manchmal auch das Manko des anderen
ausgleichen konnten und so eine Einheit bildeten, die stärker war als die Summe
der einzelnen Eigenschaften.
    Vor kurzem hatte Bridget, die sich zu
ihrem Privatleben normalerweise kaum äußerte, angedeutet, daß ihre zwölfjährige
Ehe mit Kip in die Brüche ging. Iris hatte sich zu dem Zeitpunkt schon mitten
in das Hornissennest der Geschäftsangelegenheiten der beiden gesetzt. Sie hatte
das Gefühl, daß noch mehr auf sie zukommen sollte.
    »Stimmt irgendwas nicht, Kip?« Die Tür
des Aufzuges ging auf, aber Iris sah zu, wie sie sich wieder schloß, ohne daß
sie hineingegangen war. Sie drückte noch einmal auf die Taste.
    »Ich hab’ Mist gebaut, Iris. Ich hab’
wirklich Mist gebaut. Letzte Nacht hat Bridget mich mit Summer erwischt.«
    Kip mußte nicht erläutern, was er und
das Kindermädchen gerade getan hatten, aber Iris fragte trotzdem. »Dich
erwischt?«
    »Ich war total bescheuert. Eines
führte zum anderen...«
    Iris kochte innerlich.
    »Bridget will die Scheidung.«
    Iris war sprachlos. Sie wußte, daß
eine Scheidung für Bridget der letzte Ausweg war. Sie ahnte Böses. Kip war
bereits wütend auf Bridget, weil sie mit ihrer Firma für Computerspiele,
Pandora Software, gegen seinen Willen an die Börse gehen wollte. Und nun war
sie kurz davor, auch noch die Familie aufzulösen.
    Kip sagte das, was Iris dachte. »Sie
will alles zerstören, Iris. All das, was mir etwas bedeutet.«
    Die Tür des Aufzuges öffnete sich
wieder. Diesmal ging Iris hinein und hoffte, daß die Leitung unterbrochen
würde. Sie war auf diese Unterhaltung nicht
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