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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora
Autoren: Diane Pugh
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Fenster hängen, als
hätte er nicht die geringsten Sorgen. Iris wußte es besser. Sie blieb an ihm
dran — so nah, daß ihr selbst der Atem stockte. Dann lenkte sie ihren Wagen auf
die linke Spur, flog an dem BMW vorbei und profitierte von dem unregelmäßigen
Verkehr. Das Verdeck des Triumphs hatte sie heruntergelassen, und ihr blondes
Haar peitschte im Fahrtwind. Sie wußte, daß sie die Blicke auf sich lenkte. Als
sie mehrere Autolängen vor ihm lag, schob sie sich wieder vor ihn und imitierte
sein lässiges Gehabe — ohne Zigarette und mit mehr Haar. Als er einen
Gegenangriff startete, beschleunigte sie und ließ ihn nicht vorbei.
    Da waren sie nun. Vollkommen Fremde,
die sich mit Tonnen kostspieligen Metalls bekämpften, sich selbst in Gefahr
brachten ebenso wie ihre Fahrzeuge und ihre Haftpflicht- und
Kaskoversicherungen. Und wozu das alles? Es war einfach nur einer dieser
sonnigen Tage in Los Angeles. Ein langsamer Wagen versperrte Iris den Weg und
verschaffte dem BMW die Gelegenheit, seine Position vor dem Triumph wieder
einzunehmen. Dies tat der Fahrer einzig und allein, um sein abschließendes
Powerplay durchzuführen, denn er hatte bereits seine Ausfahrt erreicht. Er
steuerte schnurstracks auf die Spur der Abfahrt zu und zeigte Iris zum Abschied
den Mittelfinger. Sie warf ihm eine Kußhand zu. Entzückend, Baby!
    Neben ihr in dem nun langsamen Verkehr
fuhr ein großer Lastwagen. Rasch zupfte sie an dem Saum ihres kurzen Rockes,
der gefährlich hochgerutscht war, wie er es immer tat, wenn sie den Triumph
fuhr. Aber heute war die normalerweise jugendfreie Show auf dem Fahrersitz des
TR6 nur wenige Zentimeter von einem Porno entfernt. Denn unter dem Minirock
trug sie nichts. Keinen Slip, keine Strumpfhose. Nur bloße Haut.
    Vielleicht lag es an der für sie
untypischen freizügigen Kleidung, daß sie sich so rücksichtslos aufführte.
Vielleicht lag es an dem Santa-Ana-Wind, der so heiß und trocken wehte, einen
Fluch über Südkalifornien legte und die zweite Januarwoche in einen gedopten
Sommer verwandelte. Vielleicht lag es an der Freude darüber, daß sie im Büro
des Maklers die Schlüssel für ihr neues Haus abgeholt hatte, welches sie sich
kaum leisten konnte. Oder vielleicht war sie verliebt.
    Sie rückte ihre Sonnenbrille zurecht,
nahm ihr Handy vom Beifahrersitz und wählte eine Nummer. »Garland Hughes,
bitte.« Sie summte unmelodisch vor sich hin, während sie durchgestellt wurde,
nahm ihre linke Hand vom Steuer und lenkte mit den Knien, während sie ihre
Hüfte anhob und heftig an dem widerspenstigen Rock zerrte. »Hallo!« säuselte
sie.
    »Ebenfalls hallo.«
    »Ich hatte gehofft, daß du noch nicht
zum Flughafen unterwegs bist.«
    »Ich hab herumgetrödelt, noch einen
Kaffee getrunken, an heute morgen gedacht und daran, wie nett es war und wie
nett du bist und wie besonders nett du heute morgen warst.«
    »Du warst auch ziemlich nett.«
    »War ich das?«
    »Du warst... köstlich.«
    Sie kicherten beide. Sie befanden sich
in dieser albernen, impulsiven ersten Phase einer Liebesbeziehung. Berührungen
brannten, Küsse machten schwindelig, Liebeslieder im Radio waren zauberhaft,
und Iris war mitunter so albern, daß sie sich über sich selbst wunderte.
    Sie stellte sich Garland vor, wie sie
ihn an diesem Morgen verlassen hatte: bekleidet mit dem dicken, weißen
Frotteebademantel des Hotels, mit einem Lächeln auf den Lippen, den
morgendlichen Bartstoppeln auf seinem markanten Kinn, seinen kurzen, zerzausten
kastanienbraunen Haaren, dem wohlgeformten Brustkorb und ebensolchen Beinen,
die unter dem Bademantel hervorschauten, während er am Fenster sitzend das Wall
Street Journal las. Die Verbindung von männlicher Energie und hoher
Finanzkraft hatte eine aphrodisische Wirkung auf sie. Sie war gerade aus der
Dusche gestiegen und hatte das Bedürfnis gehabt, sich noch einmal richtig in
die Arme nehmen zu lassen, bevor er zurück nach Manhattan und von ihr fort
flog. Noch eine Umarmung, noch ein Kuß, dann, na ja, noch eine Umarmung.
Schnell hatte eines zum anderen geführt, und nun war sie eine Dreiviertelstunde
zu spät dran. Es war ihr egal.
    Garland kam mindestens einmal pro
Monat an die Westküste, manchmal öfter. Sie fragte sich, ob es an den
flüchtigen Begegnungen lag, daß sie ihre Beziehung als so aufregend empfand,
hoffte aber, daß mehr dahintersteckte. Sie hoffte, daß sie die große Liebe
gefunden hatte.
    »Hast du meine Strumpfhose gefunden?«
    »Nein, ich habe überall
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