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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora
Autoren: Diane Pugh
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räumliche
Entfernung zwischen ihnen hatte sie gezwungen, überlegen zu handeln und die
Sache langsam anzugehen. Sie war froh darüber. Sie hatte sich in der
Vergangenheit schon zu oft Hals über Kopf in neue Beziehungen gestürzt. Was,
wenn er nicht so empfand wie sie? Es war sicher am besten, sich zurückzulehnen,
zu entspannen und Ruhe zu bewahren. Falls die Sache dann zu nichts führen
sollte, konnte sie immer noch stillschweigend davonhumpeln, aber zumindest
bliebe ihr Stolz dann unbeschädigt.
    »Tschüs«, sagte er.
    »Tschüs.« Ihr war plötzlich
melancholisch zumute.
    Als sie sich ihrer Abfahrt näherte,
klingelte das Telefon erneut. Ihr Herz schlug sofort höher. »Hallo, mein
Knuddelbärchen.«
    »Tut mir leid, meine Liebe. Hier ist
nicht Ihr Knuddelbärchen« Louise war dran, Iris’ Assistentin.
    Iris errötete. Zum Glück konnte Louise
sie nicht sehen. »Hallo, Louise.« Um ihre Verlegenheit zu überspielen,
versuchte sie, gleich zum Thema zu kommen. »Was gibt’s?«
    »Wie schnell können Sie im Büro sein?«
    »Ich fahre zuerst noch in meine
Wohnung. Ich muß... ich muß etwas abholen. Ich habe einen Termin mit Bridget
Cross. Sie müßte in...« — Iris sah auf die Uhr — »...zehn Minuten dort sein.
Wir sind befreundet. Sie und ihr Mann Kip sind die Eigentümer einer Firma für
Computerspiele, und ich helfe ihnen dabei, den Gang an die Börse vorzubereiten.
Auf meinem Schreibtisch liegt ein Ordner mit der Aufschrift Pandora. Wenn
sie kommt, geben Sie ihn ihr bitte, und sagen Sie ihr, daß ich so schnell wie
möglich dort bin.«
    »Iris, ich schlage vor, daß Sie jetzt
sofort ins Büro kommen. Sam Eastman wartet auf Sie. Er ist ziemlich sauer.«
    »Was?«
    »Er sagte, Sie hätten um neun Uhr
einen Termin mit ihm, um über die Gehälter der Angestellten zu reden.«
    »Was?«
    »Ich habe in Ihrem Terminkalender
nachgeschaut. Für neun Uhr war nichts eingetragen, und das habe ich ihm
erzählt. Er behauptet aber, er hätte es vergangene Woche mit Ihnen ausgemacht.«
    » Was ?« Iris brachte nichts
anderes heraus. Sie raste über die gelbe Ampel am Ende der Ausfahrt hinweg und
fand ihre Stimme wieder. »Ich habe keine Besprechung mit ihm. Ich hatte ihm
erzählt, daß mein Makler heute schließt und daß ich nach Casa Marina fahren
würde, bevor ich käme, um die Unterlagen zu unterschreiben.«
    »Er sagt, daß New York die Zahlen
Ihrer geplanten Gehaltszahlungen für das nächste Jahr heute bis drei Uhr
Ortszeit braucht. Er behauptet, er hätte Ihnen dies schon vor Wochen gesagt.«
    »Das hat er nicht!«
    »Ich hab in New York angerufen, um das
zu überprüfen, und die haben gesagt, daß sie die Zahlen tatsächlich heute
brauchen. Es ist die Aufgabe des Gebietsleiters, das mit den Niederlassungen zu
koordinieren. Ich hab’ Sie gedeckt und ihm gesagt, daß Sie alles schon
ausgearbeitet hätten. Ich hab’ die Kalkulation von letztem Jahr genommen, die
jeweiligen Angestellten gelöscht und hinzugefügt und sechs Prozent auf die
Gehälter aller Angestellten aufgeschlagen. Sagen Sie ihm einfach, daß es nur
eine Richtlinie ist.«
    »Louise, Sie haben mir das Leben
gerettet.«
    »Kommen Sie bloß so schnell wie
möglich her.«
    »Ich bin in zehn Minuten dort.« Der
tiefliegende Triumph schlug krachend auf den Asphalt, als Iris über ein Loch in
der Straße fuhr. »Aber Sie müssen mir einen Gefallen tun. Könnten Sie mich im
zehnten Stock auf der Damentoilette treffen und den Schminkbeutel mitnehmen,
den ich rechts in der unteren Schublade aufbewahre?«
    »Sicher.«
    »Noch ein Gefallen: Könnten Sie in den
kleinen Laden in der Lobby gehen und mir eine Strumpfhose kaufen, Größe 38-40,
Perle?«
    Louises Antwort kam dieses Mal etwas
langsamer. »Natürlich.«
    »Danke.« Iris wußte, daß Louise keinen
Kommentar dazu abgeben würde. Louise war seit mehr als zwanzig Jahren die
Assistentin des Geschäftsführers der Niederlassung und hatte so ziemlich alles
gesehen und gehört. »Ich war letzte Nacht nicht zu Hause.« Iris wußte, daß
Louise dies ohnehin ahnen würde, sobald sie sich sahen.
    »Sie hatten gestern dieses grüne
Kostüm an. Es ist ziemlich auffällig.« Man konnte sicher sein, daß Louise das
Problem stets sofort erkannte.
    »Lindgrüner Polyester ist wieder in
Mode und kostet etwa fünfzigmal soviel wie zu meiner Teenagerzeit. Wer hätte
das geahnt? Ist dies meine Strafe dafür, Opfer von Modetrends zu sein?«
    »Wenn es irgend jemandem auffällt, daß
Sie dasselbe Kostüm anhaben, dann sagen
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