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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl
Autoren: David Weber
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Kapitel 1
    »... so einfach ist es leider doch nicht, Admiral. Was diesen Punkt betrifft, ist der Konsens des Hauses gänzlich unstrittig. Bevor die Regierung den Kongress dazu bewegen kann, einen formalen Vertrag zu ratifizieren – vor allem einen Vertrag, der ein bedingtes Schuldanerkenntnis der Republik hinsichtlich dieses Krieges enthält! –, muss über die Zukunft dieser Sonnensysteme entschieden sein. Schließlich war genau das ja der Grund, weswegen wir uns seinerzeit für die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten ausgesprochen haben.«
    Honor Alexander-Harrington biss sich auf die Zunge. Kräftig. Darin hatte sie im Laufe der letzten fünf oder sechs Wochen bedauerlicherweise reichlich Erfahrung sammeln dürfen. Eigentlich war sie inzwischen so weit, dass sie es ganz automatisch tat, wann immer Gerald Younger den Mund öffnete.
    Unauffällig atmete sie tief durch und dachte dabei sehnsüchtig an Duellplätze und Pistolen Kaliber 10 Millimeter. Der Representative lehnte sich in seinem Sessel zurück, die Kiefermuskeln männlich angespannt, die braunen Augen hart von stählerner Entschlossenheit. Nicht, dass Honor nicht glauben wollte, dass die Mitglieder seines Komitees genauso dachten wie er. Nein, das Problem war, dass Honor genau die Emotionen schmecken konnte, die in Wirklichkeit hinter seiner Argumentation steckten. Und das bedeutete, sie wusste ganz genau, dass ihm persönlich die Zukunft der strittigen Sonnensysteme herzlich egal war. Und es war auch nie anders gewesen. Einen halben Tag lang ritt er nun schon auf diesem Punkt herum, doch eigentlich ging es ihm um etwas völlig anderes. Bedauerlicherweise vermochte Honor nicht genau zu sagen, was dieses ›völlig andere‹ denn nun eigentlich war, doch allmählich kam sie zu dem Schluss, an sich kämen nur zwei Möglichkeiten infrage.
    Entweder hatte Younger die Absicht, letztendlich doch noch einzulenken, wobei dann unausgesprochen aber trotzdem wirksam bliebe, dass er mit diesem Zugeständnis seinerseits auch ihr etwas abringen würde ... bei irgendeiner anderen Sache – vermutlich dem Ausmaß der Reparationszahlungen, die letztendlich auf die Republik zukommen würden. Schließlich verknüpfte er die derzeit diskutierten Punkte immer und immer wieder mit diesem ›Schuldanerkenntnis‹. Vielleicht aber wollte Younger gar nichts von Honor selbst. Dass er immer wieder auf die Gründe zurückkam, derentwegen der Havenitische Kongress seinerzeit die Entscheidung der Regierung Pritchart unterstützt hatte, die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen, brachte Honor mehr und mehr zu der Annahme, Letzteres sei der Fall. Younger war ein bisschen zu vorsichtig vorgegangen ... und dabei ein wenig zu offensichtlich gewesen. Er hatte wirklich im Übermaß darauf geachtet, nicht ausdrücklich anzusprechen, dass sich die Republik in Wahrheit derzeit in dieser misslichen Lage befand, weil eben diese Regierung Fehlentscheidungen getroffen hatte. Das wiederum ließ vermuten, Younger wolle mit seinem Verhalten in Wahrheit eher Eloise Pritchart erpressen. Honor hatte keine Ahnung, welches innenpolitische Zugeständnis er der Pritchart-Regierung abringen wollte. Doch es war zumindest denkbar, dass es dort etwas gab, was ihn interessierte – und Younger wusste genau, dass Pritchart ihm letztendlich genau das versprechen würde, wenn er nur endlich die Klappe hielte.
    Dass man bislang noch mit keinem Wort den Green-Pines-Zwischenfall angesprochen hatte, wies ebenfalls eher auf letztere Möglichkeit hin. Schließlich hätten die gegen das Sternenimperium erhobenen Vorwürfe sich bestens dazu geeignet, Druck auszuüben. Allerdings kannte Honor Präsidentin Pritchart mittlerweile gut genug, um sich denken zu können, dass es noch ganz andere Gründe gab, warum Younger sich bislang dafür entschieden hatte, dieses Druckmittel nicht zum Einsatz zu bringen.
    Doch wie dem auch sei, auf irgendetwas arbeitete er zweifellos hin. Und so wie Pritcharts Geistesleuchten schmeckte, war auch die Präsidentin dieser Ansicht ... und vermutlich dachte auch sie gerade an Duellplätze, oder an etwas, was in der Republik Haven deren Sinn und Zweck erfüllte.
    »Mr. Younger«, sagte Honor, nachdem sie sich sicher genug war, nicht die Beherrschung zu verlieren, »ich halte es nicht für sonderlich zielführend, wenn wir hier über die politische Zukunft ganzer Sonnensysteme diskutieren, ohne wenigstens mit den Menschen Kontakt aufzunehmen, die tatsächlich dort leben. Ihnen ist sicherlich bewusst,
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