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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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andere gehört. Vilgefortz, Francesca, Terranova  ... Diejenigen, die glauben, sie hätten ein ausschließliches Recht auf die Kraft und könnten sich ihrer uneingeschränkt bedienen. Ich wünschte, sie würden auf das kleine kluge Eulchen aus dem Tempel der Melitele hören. Hab keine Angst, Ciri. Es ist gut, dass du daran denkst, aber glaub mir, es gibt genug Kraft. Es wird nicht an ihr mangeln. Das ist so, als ob du in einem großen Garten eine einzige Kirsche pflückst.«
    »Kann ich jetzt schöpfen?«
    »Warte. Oje, das ist ein verteufelt starkes Nest. Es pulsiert heftig. Gib acht, Eulchen. Schöpfe vorsichtig und sehr, sehr langsam.«
    »Ich fürchte mich nicht! Pah! Ich bin eine Hexerin! Ha! Ich spüre sie! Ich spüre  ... Ooooch! Frau  ... Ye  ... nnnne  ... feeeer  ...«
    »Verdammt! Ich habe dich gewarnt! Hab’s dir gesagt! Kopf nach hinten! Nach hinten, sag ich! Da, drück das auf die Nase, du machst dich sonst ganz voll Blut! Ruhig, ruhig, Kleine, werd mir nur nicht ohnmächtig. Ich bin bei dir. Ich bin bei dir  ... Töchterchen. Halt das Taschentuch fest. Gleich zaubere ich Eis  ...«
     
    Um das bisschen Nasenbluten gab es einen großen Skandal. Yennefer und Nenneke redeten eine ganze Woche lang nicht miteinander.
    Eine Woche lang faulenzte Ciri, las Bücher und langweilte sich, denn die Zauberin hatte die Ausbildung ausgesetzt. Das Mädchen bekam sie tagelang nicht zu Gesicht  – Yennefer verschwand irgendwann im Morgengrauen, kehrte abends zurück, schaute sie sonderbar an und war ungewöhnlich wortkarg.
    Nach einer Woche hatte Ciri genug. Abends, als die Zauberin zurückkehrte, ging sie wortlos zu ihr hin und drückte sich fest an sie.
    Yennefer schwieg. Sehr lange. Sie brauchte nichts zu sagen. Ihre Finger, um die Schultern des Mädchens gepresst, sprachen für sie.
    Am Morgen darauf versöhnten sich die Erzpriesterin und die Zauberin nach einer langen, mehrstündigen Unterredung.
    Und dann kam zu Ciris großer Freude wieder alles ins Lot.
     
    »Schau mir in die Augen, Ciri. Ein kleines Licht. Die Formel bitte!«
    »Aine verseos!«
    »Gut. Schau auf meine Hand. Dieselbe Geste, und verstreu das Licht in der Luft.«
    »Aine aen aenye!«
    »Hervorragend. Und welche Geste muss man jetzt machen? Ja, genau diese. Sehr gut. Verstärke die Geste und schöpfe. Mehr, mehr, ohne Pause!«
    »Oooh  ...«
    »Rücken gerade! Die Arme am Körper! Die Hände locker, keine unnötigen Fingerbewegungen, jede Bewegung kann die Wirkung vervielfachen; willst du, dass hier ein Feuer ausbricht? Verstärke sie, worauf wartest du?«
    »Ooh, ich  ... Ich kann nicht  ...«
    »Entspann dich und hör auf zu zittern! Schöpfe! Was machst du? Ja, so ist es besser  ... Nicht mit dem Willen nachlassen! Zu schnell, du hyperventilierst! Und du erhitzt dich unnötig! Langsamer, Eulchen, ruhiger. Ich weiß, dass das unangenehm ist. Du wirst dich dran gewöhnen.«
    »Es tut mir weh  ... Im Bauch  ... Hu, hier  ...«
    »Du bist eine Frau, das ist eine typische Reaktion. Mit der Zeit wirst du dich abhärten. Und dazu musst du ohne eine Schmerzblockade üben. Es muss wirklich sein, Ciri. Hab keine Angst, ich pass auf, schirme dich ab. Dir kann nichts geschehen. Aber den Schmerz musst du aushalten. Atme ruhig. Konzentriere dich. Die Geste bitte. Perfekt. Und nimm Kraft auf, schöpfe, zieh sie heraus  ... Gut, gut  ... Noch ein bisschen  ...«
    »Oh  ... Oh  ... Ooooh!«
    »Na siehst du? Du kannst es, wenn du willst. Jetzt beobachte meine Hand. Aufmerksam. Mach dieselbe Geste! Die Finger! Die Finger, Ciri. Schau auf meine Hand, nicht zur Decke! So ist es gut, ja, sehr gut. Sammle! Und jetzt drehen, die Geste umkehren und die Kraft als sehr starkes Licht abgeben.«
    »Jiii  ... Jiiik  ... üüüü  ...«
    »Hör auf zu heulen! Beherrsch dich! Das ist ein Krampf! Geht gleich vorbei! Die Finger breiter, lösch es, gib’s aus dir heraus! Langsamer, verdammt, sonst platzen dir wieder Blutgefäße!«
    »Iiiiüüüük!«
    »Zu heftig, Eulchen, immer noch zu heftig. Ich weiß, die Kraft drängt nach außen, aber du musst lernen, das zu kontrollieren. Du darfst es nicht zu solchen Ausbrüchen kommen lassen wie eben. Wenn ich dich nicht isoliert hätte, hättest du hier ein heilloses Durcheinander angerichtet. Na, noch einmal. Wir beginnen ganz von vorn. Die Geste und die Formel.«
    »Nein! Nicht mehr! Ich kann nicht mehr!«
    »Atme langsamer, hör auf zu zittern. Diesmal ist das gewöhnliche Hysterie,
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