Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
darüber nachzudenken, dann ist das ein Zeichen, dass es so weit ist.«
    »Aber ich will überhaupt nicht!«
    »Es ist keine Pflicht. Wenn du nicht willst, tust du’s nicht.«
    »Aha.« Ciri biss sich abermals auf die Lippe. »Und dieser  ... na  ... Mann  ... Wie merkt man, dass es der richtige ist, mit dem man  ...«
    »...  ins Bett gehen kann?«
    »Mhm.«
    »Wenn man überhaupt die Auswahl hat« – die Zauberin verzog den Mund zu einem Lächeln  –, »aber weiter keine Erfahrung, dann bewertet man in erster Linie nicht den Mann, sondern das Bett.«
    »Was heißt  ... das Bett?«
    »Genau das. Diejenigen, die überhaupt kein Bett haben, fallen sofort weg. Von den Übrigen sonderst du die aus, die schmutzige und unordentliche Betten haben. Und wenn nurnoch die übrig sind, die saubere und ordentliche Betten haben, suchst du dir den aus, der dir am besten gefällt. Leider ist die Methode nicht hundertprozentig sicher. Man kann sich verteufelt irren.«
    »Machst du Spaß?«
    »Nein. Mache ich nicht. Ciri, von morgen an wirst du hier bei mir schlafen. Du wirst deine Sachen hierherbringen. Im Dormitorium der Adeptinnen wird, wie ich höre, zu viel Zeit auf Geschwätz verschwendet, die der Ruhe und dem Schlaf gewidmet sein sollte.«
     
    Nachdem sie die grundlegenden Handstellungen, Bewegungen und Gesten gemeistert hatte, begann Ciri Zaubersprüche und die zugehörigen Formeln zu lernen. Die Formeln waren leichter. In der Älteren Rede niedergeschrieben, die das Mädchen perfekt beherrschte, prägten sie sich ihr leicht ein. Mit der beim Aussprechen notwendigen, mitunter recht komplizierten Intonation hatte sie auch keine Schwierigkeiten. Yennefer war sichtlich zufrieden, wurde von Tag zu Tag immer netter und sympathischer. Immer öfter schwätzten sie beide, wenn sie eine Pause bei der Ausbildung einlegten, über alles Mögliche, scherzten, sie fanden beide sogar Gefallen an leichtem Spott über Nenneke, die bei den Unterweisungen und Übungen oft »hospitierte«, aufgeplustert wie eine Glucke, bereit, Ciri unter ihre Fittiche zu nehmen, sie vor der vermeintlichen Strenge der Zauberin und den »unmenschlichen Foltern« der Ausbildung zu schützen und zu retten.
    Ciri folgte der Empfehlung und zog in Yennefers Zimmer. Jetzt waren sie nicht nur tags, sondern auch nachts beisammen. Manchmal fand auch der Unterricht nachts statt – manche Gesten, Formeln und Sprüche durften bei Tageslicht nicht verwendet werden.
    Die Zauberin, zufrieden mit den Fortschritten des Mädchens, verringerte das Tempo der Ausbildung. Sie hatten mehr freie Zeit. Die Abende verbrachten sie mit der Lektüre von Büchern, gemeinsam oder jede für sich. Ciri arbeitete sich durch Stammelfords 
Dialoge über das Wesen der Magie
, Giambattistas 
Reiche der Elixiere
, durch die 
Natürliche Magie
 von Richert und Monck. Sie blätterte auch in solchen Werken – die sie aber nicht vollends durchlesen konnte – wie 
Die unsichtbare Welt
 von Jan Bekker und 
Das Geheimnis der Geheimnisse
 von Agnes von Glanville. Sie schaute in den uralten, vergilbten 
Kodex von Mirthe
 und ins 
Ard Aercane
, sogar in das berühmte, schreckliche 
Dhu Dwimmermorc
, das voller furchterregender Kupferstiche war.
    Sie griff auch nach anderen Büchern, die nichts mit Magie zu tun hatten. Sie las die 
Weltgeschichte
 und den 
Traktat vom Leben
. Auch leichtere Lektüre aus der Tempelbibliothek ließ sie nicht aus. Mit rotem Kopf verschlang sie die 
Spielchen
 des Marquis Le Creahme und die 
Königlichen Damen
 von Anny Tiller. Sie las 
Missgeschicke der Liebe
 und 
Zeit des Mondes
, die Gedichtbände des berühmten Troubadours Rittersporn. Sie weinte über den feinsinnigen, Geheimnis atmenden Balladen von Essi Daven, die in einem kleinen, hübsch gebundenen Bändchen mit dem Titel 
Die blaue Perle
 gesammelt waren.
    Oft machte sie Gebrauch von ihrem Privileg und stellte Fragen. Und sie erhielt Antworten. Immer öfter musste sie sich jedoch selbst Fragen stellen lassen. Yennefer schien sich anfangs überhaupt nicht für ihr Schicksal zu interessieren, weder für ihre Kindheit in Cintra noch für die späteren Ereignisse während des Krieges. Doch dann wurden die Fragen immer konkreter. Ciri musste antworten – sie tat es sehr ungern, denn jede Frage der Zauberin öffnete in ihrer Erinnerung Türen, die niemals zu öffnen sie sich geschworen hatte, die sie lieber ein für alle Mal geschlossen halten wollte. Seit der Begegnung mit Geralt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher