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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman
Autoren: Karla Weigand
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unternommen, um der Hussiten Herr zu werden. Aber es schien kein Kraut gegen sie gewachsen. Wo immer Städte ihnen Widerstand leisteten, machten sie die Gegner nieder bis zum letzten Mann. Auf eines jedoch achteten die Hussiten immer: Frauen und Kinder wurden verschont.
    Schließlich war man gezwungen, die gefürchteten Ketzer zum Konzil in Basel einzuladen. Im Dezember 1432 zogen sie in die Konzilsstadt ein, samt gemäßigten Vertretern des böhmischen Adels. Inmitten des Konzilssaales erhielten die Böhmen ihre Plätze und konnten ihre Forderungen vortragen – etwas, das man 1415 Magister Jan Hus noch vehement verweigert hatte. Am 30. November 1433 kam ein Kompromiss
zustande. Die Böhmen wurden als die »ersten Söhne der katholischen Kirche« bezeichnet.
    In Böhmen selbst hatten sich die Truppen der Hussiten inzwischen in einzelne Banden aufgesplittert. Die Lage wurde zusehends unübersichtlicher. Die Katholiken gewannen an Boden. Am 30. Mai 1434 schließlich erfolgte die totale Niederlage der Anhänger des Jan Hus. Es war der Tag, an dem die hussitische Revolution durch einen tragischen Bruderkampf zu Ende ging.
     
    Papst Martin V. traf im Oktober 1418 in Mailand ein. Das politische Geschehen in Italien wurde damals bestimmt von Profi-Söldnern, den Condottieri. Ohne einen namhaften Condottiere konnte sich kein Adliger an der Macht halten, und auch der Papst durfte ohne einen solchen nicht daran denken, jemals in Rom einzuziehen. Martin V. wählte sich den Condottiere Andrea Braccio da Montone aus Perugia aus, dem das Volk frenetisch zujubelte. Diese Stimmung unterstreicht ein Liedchen, das die Gassenjungen in Florenz sangen:
    Braccio, der starke Held, der besiegt die ganze Welt; für den Papst Martin daneben, würd’ man keinen Heller geben.
    Der Heilige Vater war über die Missachtung seiner Person zwar zutiefst gekränkt, aber er brauchte den Kriegsmann. Am 29. September 1420, einem Sonntag, hielt Martin seinen Einzug in der Ewigen Stadt. Allerdings war Rom zu dieser Zeit ein einziger Trümmerhaufen, und es wimmelte von Dieben und Räubern. Die Einwohner der Stadt erhofften sich durch die Anwesenheit des kirchlichen Oberhaupts ein Aufblühen des Handels und einen gesellschaftlichen und politischen Wandel.

    Eines der obersten Ziele Martins V. war es jedoch, seiner Familie, den Colonna, wieder zu Besitz, Ansehen und Macht zu verhelfen. Die Zeit seiner päpstlichen Regierung war geprägt von rücksichtsloser Vetternwirtschaft. Etwas, das ihm die strikte Gegnerschaft einer anderen großen römischen Familie einbrachte, der Orsini.
    Der Papst rückte seinem Ziel, den Kirchenstaat in seinem Sinne zu restaurieren, ein gutes Stück näher. Da erreichte ihn die nächste Hiobsbotschaft: Er, der nie ein Befürworter einer Kirchenreform »an Haupt und Gliedern« war, musste widerwillig das nächste Konzil einberufen, und zwar nach Pavia. Man schrieb das Jahr 1423, und die vorgesehenen fünf Jahre seit Konstanz waren vergangen.
    Das Jahr 1423 bescherte Martin noch weiteres Ungemach. Es erwuchs der Kirche ein zweiter Pontifex, nämlich Clemens VIII. Und zwei Jahre später gar ein dritter: Benedikt XIV. Das Schisma wiederholte sich. War Konstanz vollkommen vergebens gewesen?
    Als absehbar war, dass auch das Konzil von Pavia seinen Vorrang vor dem neuen Papst bestätigen würde, löste Martin V. es am 19. Februar 1424 kurzerhand auf. Erst in sieben Jahren war wiederum ein Konzil vorgesehen, diesmal in Basel.
    Papst Martin unternahm alles, um das Zustandekommen eines Reformkonzils scheitern zu lassen. Die bereits in Konstanz angeprangerten Missstände in der kirchlichen Hierarchie nahmen unter seiner Herrschaft noch zu. Aber am Ende blieb er in seinen Bemühungen zur Sabotage erfolglos. Im November 1430 hing ein Anschlag am päpstlichen Palast, der Papst und Kardinäle als Ketzer mit der Absetzung bedrohte, falls sie sich dem Konzil verweigerten.
    Am 20. Februar 1431 erlag Seine Heiligkeit einem Schlaganfall.
Sein Tod hat ihn vermutlich vor der schmachvollen Absetzung durch das Konzil bewahrt.
     
    Am 31. Mai 1433 wurde schließlich König Sigismund durch Papst Eugen IV. in Rom endlich zum Kaiser gekrönt. Seinen Titel trug er nun zu Recht. Der Letzte aus dem Hause der Luxemburger starb fast siebzigjährig am 9. Dezember 1437 im südmährischen Znaim.
    Ob ihm in seiner Todesstunde die Schreie hunderttausender in den Hussitenkriegen Niedergemetzelter im Ohr nachhallten – wer weiß das schon? Vieles war geschehen in den
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