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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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EINFÜHRUNG
    Die aufsehenerregende Entdeckung der Briefe Salaìs, Schülers und Adoptivsohns des großen Leonardo da Vinci, ist sicherlich eines der wichtigsten kulturellen Ereignisse unserer Zeit.
    Der Kodex aus dem späten 16. Jahrhundert, der vor kurzem überraschend in der Bibliothek des Altersheims «Sant’Anna addolorata» in Grugliate (Mailand) auftauchte und eine große Anzahl privater Papiere Salaìs enthält, darunter die Briefe, die er im Frühling 1501 aus Rom an einen unbekannten Adressaten in Florenz schrieb, hat die Leonardo-Experten in Aufruhr versetzt. Dennoch harrt der Kodex noch seiner Veröffentlichung.
    Es ist ausschließlich der freundlichen Hilfsbereitschaft Professor Mario Rossis von der Universität Mailand zu verdanken, dass die Autoren dieses Buches eine Fotokopie der Briefe erhielten, die hier zum ersten Mal in einer vorsichtig modernisierten Schreibweise veröffentlicht werden, um sie über die engen Grenzen der Fachkreise hinaus einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
    Wie unermesslich der historische und künstlerische Wert dieses Briefwechsels ist, muss kaum eigens betont werden. Dank der Schreiben Salaìs, des jungen Ziehsohns und Lehrlings von Leonardo da Vinci, der den Künstler jahrzehntelang auf seinem Weg begleitete, kommen wichtige Details über Leben und Werk des großen toskanischen Genies zum ersten Mal ans Licht. Auch unser Wissen über andere historische Berühmtheiten seiner Zeit wird durch diese Texte so gründlich revolutioniert, dass der amerikanische Historiker Vincent S. Leonard Salaìs Briefe sogar als «das erstaunlichste historische Dokument, das in den letzten hundert Jahren entdeckt wurde», bezeichnet.
    Nicht zuletzt ist die historisch-soziologische Bedeutung des Briefwechsels hervorzuheben, handelt es sich doch um ein äußerst seltenes Zeugnis aus der Renaissance, in dem sich der italienische Genius in einer völlig ungeschliffenen und authentischen Form ausdrückt. Der junge ungebildete, aber bauernschlaue Salaì ist ein perfekter Vertreter unseres «popolino scarpe grosse e cervello fino» – des kleinen Mannes, hinter dessen grobem Auftreten sich oft ein wacher Geist und gesunder Menschenverstand verbergen. Dieser Typus ist jenseits der Grenzen Italiens schwer zu finden und in Ländern ohne katholische Mehrheit vielleicht nicht einmal denkbar: ein Individualist, redselig, doch skeptisch, einer, der keine Verbote und Hierarchien kennt, ein vorurteilsloser und darum scharfer Beobachter der menschlichen Seele. Zu Recht stellt Professor Nino Borsellino, der große Italianist, dessen Studenten zu sein wir die Ehre hatten, Salaìs Briefe an die Seite der schönsten Texte in der Tradition Boccaccios, von «Calandrino e Buffalmacco» über «Bertoldo Bertoldino e Cacasenno» bis zum «Morgante» von Luigi Pulci, vor allem aber seiner nächsten Verwandten, der italienischen Antiklassizisten des 16. Jahrhunderts: des «Baldus» von Teofilo Folengo, der makkaronischen und fidanzianischen Dichter, Francesco Berni und der Burlesken bis hin zu Ruzante, Pietro Aretino und Benvenuto Cellini. Es sei uns erlaubt, an dieser Stelle das Urteil wiederzugeben, das Prof. Borsellino anlässlich der Bekanntgabe ihrer Entdeckung über Salaìs Briefe abgab: «Die strukturelle und formale Kohärenz des Werks gründet auf einer plebejischen, unersättlich expressionistischen und gestischen Schreibweise, die sich mit ihren verzerrenden und mimetischen Impulsen über jede rhetorische Konvention und erkennbare mundartliche Prägung hinwegsetzt und gerade aufgrund ihrer obszönen Maßlosigkeit umso elaborierter und ausgefeilter wirkt.» Salaì, schließt Borsellino, macht aus Leonardo «den größten aller ‹Regellosen› der Renaissance.»

    Die vorliegende Veröffentlichung erhebt selbstverständlich keinerlei Anspruch auf Wissenschaftlichkeit: Es handelt sich schlicht um eine Transkription der Briefe Salaìs (sein richtiger Name war Giangiacomo Caprotti, er lebte von 1480 bis 1526), deren Schreibweise nur soweit heutigen Lesegewohnheiten angepasst wurde, wie es nötig ist, um einem möglichst breiten Publikum Zugang zu diesem außergewöhnlichen Zeugnis über Leben und Werk Leonardo da Vincis zu verschaffen.
    Der sehr gut erhaltene Band aus dem 16. Jahrhundert ist der Aufmerksamkeit der Historiker rein zufällig entgangen: Nachdem er als Teil eines Erbnachlasses in die Bibliothek des Altersheims geraten war, blieb er jahrhundertelang zwischen anderen zeitgenössischen
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