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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman
Autoren: Karla Weigand
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Apotheke willen muss ich umgehend nach Ravensburg, um dort nach dem Rechten zu sehen.«
    »Der Knecht, der uns die Trauernachricht überbrachte, ist längst fortgeritten, mein Kind. Es ist der Wunsch deines Vormunds und Oheims, dass du wie geplant hier bei uns in Sankt Marien am See bleibst, Magdalena.« Zwar blieb die Stimme der Oberin ruhig, doch der Ton klang unerbittlich – was die aufgewühlte Magdalena allerdings wenig beeindruckte:
    »Oheim Mauritz hat mir gar nichts zu sagen! Mein Vater
hatte die Idee, mich vor meiner Heirat mit Konrad Grießhaber im Kloster zu einer perfekten Hausfrau ausbilden zu lassen, da ich die nötige Unterweisung als Halbwaise zu Hause nicht in vollem Umfang erlangen kann. Meine liebe Großmutter ist leider zu alt, um mich darin zu unterrichten, wie man einem gediegenen Hauswesen vorzustehen hat. Unter diesen Umständen war ich mit meinem Aufenthalt im Kloster einverstanden. Ihr selbst, Ehrwürdige Mutter, habt mich in die tieferen Geheimnisse einer verständigen Haushaltsführung eingewiesen, und was ich an zusätzlichem medizinischem Wissen dank Schwester Philomena mitnehme, wird mir als Apothekerin von unendlichem Nutzen sein. Aber jetzt – verzeiht mir, Ehrwürdige Mutter – jetzt halten mich keine zehn Pferde mehr hier: Ich muss heim nach Ravensburg! «
    Je leidenschaftlicher sich Magdalena hineinsteigerte, desto abweisender wurde die Miene der Klostervorsteherin.
    »Und ich sage dir, meine Tochter: Du bleibst hier! Und zwar so lange, bis von deinem Oheim andere Direktiven an mich gelangen, deinen Aufenthalt in Sankt Marien betreffend. Hast du das nun endlich verstanden? Ich wünsche darüber keine Diskussion mehr, denn ich trage für dich – stellvertretend für deinen Oheim, der die Munt über dich beantragt und auch erhalten hat – die volle Verantwortung.«
    Die Stimme der Ehrwürdigen Mutter war kalt und duldete keinen Widerspruch. Nach einem Blick auf das leichenblasse, gequälte Antlitz des gerade einmal achtzehnjährigen Mädchens, das soeben die schreckliche Nachricht vom Tod des geliebten Vaters erhalten hatte, wurde das Herz der älteren Klosterfrau jedoch ein wenig erweicht.
    Mit sanfterer Stimme fügte sie hinzu: »Du darfst dich jetzt in die Kapelle zurückziehen und unserem Herrn Jesus und
seiner gebenedeiten Mutter deinen Schmerz zu Füßen legen und für das Seelenheil deines lieben Vaters beten. Gott sei mit dir, meine Tochter.«
    Wie gelähmt in Geist und Gliedern schlich Magdalena mit steifen Beinen aus der Zelle der Oberin, und wie im Traum schlug sie den Weg durch den mit uralten Grabsteinen gesäumten Kreuzgang nach der schlichten Klosterkapelle ein, vorbei am gotischen Brunnenhaus, um in Ruhe über das soeben Vernommene nachzudenken. Es war der 17. April. Und ihren Vater hatte man bereits am 1. März zur ewigen Ruhe gebettet …
    Das Herz der jungen Frau war schwer. Nicht allein die Trauer über den unersetzlichen Verlust war es, die ihr Gemüt und Sinn verdunkelte, auch das Gefühl – ja beinahe die Gewissheit –, dass ihr Oheim ein falsches Spiel mit ihr zu treiben versuchte, verdüsterte ihre Seele.
    »Wenn du in Schwierigkeiten steckst, handle niemals unüberlegt und vorschnell. Beleuchte die Dinge von allen Seiten, suche nach vernünftigen Lösungen und entscheide dich erst nach reiflicher Überlegung zu einer dir tauglich erscheinenden Möglichkeit.«
    Das war eine der vielen Weisheiten ihres geliebten Vaters gewesen. Seine Stimme klang ihr noch so deutlich im Ohr, als hätte sie sich erst gestern von ihm verabschiedet. Unvermittelt schluchzte Magdalena laut auf; dann betrat sie leidlich gefasst die düstere kleine Kirche.

KAPITEL 1
    »ABER NATÜRLICH HELFE ich Euch, Jungfer Magdalena!«
    Vor Eifer war der junge Fischer ganz rot im Gesicht. Etwas unbeholfen rang er die großen, rauen Hände, deren Nägel unregelmäßig geschnitten und deren Haut an den Fingerkuppen zum Teil aufgesprungen war. »Das bin ich Euch schuldig, Jungfer.«
    Magdalena wusste, worauf der strubbelhaarige Bursche mit Namen Martin anspielte: Hatte sie doch vor einigen Wochen seinen Vater, der wie sein Sohn für die Versorgung der Nonnen mit Fischen und Krebsen verantwortlich war, von einer langwierigen und bösartigen Durchfallerkrankung geheilt. Ganz nebenbei hatte sie überdies ein lästiges Hautleiden, an dem der alte Mann seit Jahren litt, mitbehandelt.
    »Du bist mir keineswegs Dank schuldig, Martin. Es ist mein Beruf, dass ich Menschen, die krank sind, zu helfen
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