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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman
Autoren: Karla Weigand
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    Ängstlich sah Magdalena zu Konrad auf.
    »Ich muss dir auch noch etwas sagen, Geliebter.«
    Es fiel der jungen Frau nicht leicht, all das Entsetzliche erneut
auszugraben. Aber sie wusste: Der Mann, den sie liebte und der sie zur Ehefrau nehmen würde, hatte ein Recht darauf, alles zu erfahren – auch die schmerzliche Tatsache, dass sie sein Kind verloren hatte.
     
    Unterdessen brach das Jahr 1418 an, und ehe Magdalena auch nur einmal zur Ruhe kam, ging der ungewöhnlich milde Winter bereits in einen warmen Frühling über. Ganz Konstanz fieberte mittlerweile der feierlichen Abschlussversammlung des Konzils entgegen, die für den 22. April anberaumt war. Noch einmal vereinbarten die Konzilsväter – soweit sie sich noch in Konstanz aufhielten – den Beschlüssen gemäß in fünf Jahren wieder zusammenzukommen.
    Magdalena, Doktor Julius Zängle und sein gesamter Hausstand sowie Konrad Grießhaber standen vor dem Münster, um den feierlichen Abzug der Honoratioren aus der Stadt zu beobachten.
    Der Ravensburger Kaufmann hatte Absprachen mit einem Konstanzer Handelspartner getroffen und würde bald die Heimreise antreten – dieses Mal allerdings in Begleitung seiner Braut Magdalena. Die vergangenen Wochen über hatten die beiden viel Zeit miteinander verbracht, und schon bald war es ihnen so vorgekommen, als seien sie nie getrennt gewesen. Feierlich hatten sie beschlossen, von nun an die Vergangenheit ruhen zu lassen und nicht mehr über Renata sowie Magdalenas unglückselige Reise nach Italien zu sprechen.
     
    Zuerst kamen zwölf Ritter, deren Pferde mit scharlachrotem Tuch bedeckt waren, dahinter vier Ritter mit Kardinalshüten, die ihre Reittiere jedoch am Zügel führten. Als Nächstes
folgte Seine Heiligkeit, Martin V., hoch zu Ross, an seiner Seite Kaiser Sigismund, den Zaum des päpstlichen Reittieres haltend.
    Daneben marschierte mit stolzer Miene der Hohenzoller Friedrich, der einstige Burggraf von Nürnberg.
    Sämtliche Glocken der Konstanzer Kirchen läuteten ohrenbetäubend laut, als der imposante Zug sich in Richtung Gottlieben bewegte.
    »Wo wird der Heilige Vater in Zukunft Quartier nehmen?«, erkundigte sich Konrad bei seinem künftigen Verwandten Julius. »Nach Rom kann er doch nicht, der vielen Condottieri wegen, die sich dort täglich heiße Straßenkämpfe liefern und die Stadt restlos ausplündern.«
    »So ist es, da habt Ihr Recht, Konrad. Avignon ist ihm auch verwehrt, diese Stadt ist viel zu sehr mit dem leidigen Schisma verbunden. So hat sich der Papst dazu entschlossen, über Schaffhausen und Genf zunächst Mailand anzusteuern. Er muss sich darüber im Klaren sein, dass er ein Kirchenfürst ohne Land ist. Vom Kirchenstaat gehört ihm im Augenblick nicht das kleinste Stück.«
    »Wird der Kaiser sich ebenfalls von Konstanz verabschieden? «, wollte Magdalena wissen. Auch sie wandte sich ganz selbstverständlich an den Notar Zängle, war er doch der Mann, der immer noch gute Kontakte zu allen Konzilsteilnehmern besaß.
    »Herr Sigismund will noch hier in der Stadt verweilen«, sagte er, während er den davonreitenden Herren nachschaute. »Der Kaiser will Konstanz noch ein Geschenk machen. Aus Dankbarkeit dafür, dass die Stadt so mustergültig all die Gäste bewirtet hat – was bekanntlich nicht immer ganz leicht war.«
    »Bei der andauernden Geldknappheit des Kaisers kann
dieses Dankesgeschenk nicht besonders groß sein.« Magdalena verbiss sich das Lachen.
    »Wie wahr! Kosten darf es den Kaiser nichts. Aber er zeigt sich trotzdem ziemlich großzügig. So erhält Konstanz von ihm die Landschaft Thurgau samt dem Wildbann – also den Jagdrechten – und der Vogtei Frauenfeld mit sämtlichen Rechten – allerdings um die Zahlung der Kleinigkeit von dreitausendeinhundert Gulden! Eigentlich hatte sich Sigismund sogar vierhundert Gulden mehr erhofft, aber da blieben die Ratsherren der Stadt eisern. Aber das ist noch nicht alles. Den schwäbischen Bürgermeister Hans von Ulm will er für seine besonderen Dienste zum Ritter schlagen. Konstanz erhält außerdem den Blutbann sowie das Recht verliehen, in Petershausen Todesurteile auszusprechen und zu vollziehen. Dazu bewilligt uns der Herrscher eine Handelsmesse, was für Konstanz von großer Bedeutung ist. Dass die Stadt in Zukunft mit rotem Wachs siegeln wird statt mit weißem und zum Zeichen der Blutgerichtsbarkeit einen roten Wimpel über ihrem Wappenschild führen darf, sind dagegen nur Kleinigkeiten.«
    Zängles Mühen, alles für das
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