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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune
Autoren: Jack Higgins
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Bekannte!«, erklärte er schmunzelnd. »Ich würd nicht in die vornehme Gesellschaft passen.« Wieder zündete er sich eine Zigarette an. »Ich glaub, Europa wäre das Beste. Nicht England – da zahlst du dich arm an Steuern heutzutage. Schweiz oder Irland.« Seine Stimme hatte auf einmal einen warmen Klang. »Wahrscheinlich Irland. Das ist ein tolles Land.«
      »Und was willst du dort werden – ein Gutsherr?«, fragte sie amüsiert.
      »Ja, etwas in der Richtung. Ein Haus auf dem Lande, irgendwo, wo es ruhig ist. Und der Rest der Welt kann mich mal. Ich hab genug von ihren schlechten Seiten gesehen, das reicht mir für den Rest des Lebens.«
      Sie nickte nachdenklich. »Ja, ich kann dich gut verstehen. Es wäre bestimmt sehr schön. Ein schöner Traum.«
      Ein Gefühl der Zärtlichkeit kam in ihm auf. Er sah sie an. Die Traurigkeit in ihren Augen berührte ihn zutiefst. »Komm mit mir, Kleine«, die Worte kamen hastig, »wir versuchen's gemeinsam. Es muss kein Traum bleiben.«
      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Mark! Es geht nicht.« Sie wandte sich ab, griff die Türklinke und hielt sie krampfhaft fest.
      »Aber warum nicht? Ich kann dich unmöglich in Macao zurücklassen. Ich müsst immer an dich denken.«
      »Du fühlst dich also verantwortlich für mich? Warum eigentlich?«
      »Nicht nur verantwortlich.« Er war plötzlich ganz verlegen. »Es gibt noch was anderes.«
      Er streckte die Hand aus und berührte ihre Schulter, aber sie wich zurück. »Nein, es hat keinen Zweck, Mark. Ich liebe dich, aber Liebe allein genügt nicht. Ich muss dich auch respektieren können, und das kann ich nicht, so wie die Dinge liegen.« Sie riss die Tür auf, und bevor er antworten konnte, war sie weg.
      Eine ganze Weile lehnte er sich gegen das Ruder, starrte in den Regen und dachte über sie nach. Es war keine neue Erkenntnis, aber er hatte sie von Anfang an bewusst irregeführt. Er versuchte, die ihn quälenden Gedanken abzuschütteln. Was sollten diese Selbstvorwürfe? Es war nun einfach nicht mehr möglich, alles rückgängig zu machen. Er hatte ihr ihren Anteil angeboten, und den würde sie annehmen müssen, ob sie es wollte oder nicht. Danach müsste sie allein zurechtkommen. Er wollte gerade auf die Uhr schauen, als im gleichen Moment ein stotterndes Geräusch aus dem Maschinensaal drang und der Motor aussetzte.
      In der plötzlich eintretenden, unheilvollen Stille stand Hagen für einen Moment wie versteinert am Ruder. Nur der Regen trommelte auf das Dach des Ruderhauses. Dann rannte er fluchend hinaus aufs Deck.
      Als er an der Tür zur Kombüse vorbeieilte, schaute Rose mit besorgter Miene heraus. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
      Er winkte ab. »Woher soll ich das wissen!«, knurrte er und stieg die Leiter hinab in den Maschinenraum.
      O'Hara kniete in einer Ecke und zog ein mürrisches Gesicht, als Hagen sich neben ihn kniete. »Eine von den Treibstoffleitungen.«
      Hagen sah sich den Schaden an. »Mist! Das hat uns gerade noch gefehlt.« Die Leitung wies einen mehrere Zentimeter langen Riss auf.
      »Das hat man davon, wenn man was von Schrotthändlern kauft«, stellte O'Hara fest. »Ich weiß noch, wie du das Rohr irgendeinem Inder in Hongkong für den halben Preis abgekauft hast.«
      Hagen kochte. »Das ist wohl jetzt egal, verdammt noch mal! Mach was, versuch, es mit Isolierband zu umwickeln. Es muss ja nicht lange halten, eine gute halbe Stunde höchstens.« Er stand auf und kletterte die Leiter hinauf.
      Rose wischte sich mit dem Handrücken über das regennasse Gesicht und fragte: »Ist es schlimm?«
      »Schlimm genug«, gab Hagen zur Antwort. »Bin selber schuld. Hab ein Billigteil eingesetzt vor ein paar Monaten, als ich knapp bei Kasse war. Das Ding war bestimmt schon angeknackst, und jetzt ist's hin.«
      »Könnt ihr es reparieren?«
      Er nickte. »O'Hara versucht's gerade. Hoffen wir, dass er's so weit in Ordnung bringt, dass wir zu unserem Treffpunkt kommen.«
      Sie starrte über seine Schulter und rief plötzlich erschrocken aus: »Schnell, Mark! Wir laufen auf!«
      Er schnellte herum und sah, wie eine lange, flache Sandbank vor ihnen aus dem Nebel auftauchte. Er eilte ins Ruderhaus, versuchte noch zu steuern, aber die Strömung drückte sie gegen die Sandbank. Ein leichtes Schütteln ging durch den Schiffsrumpf, dann lagen sie fest. Hagen ging zurück zu Rose und erklärte: »Hab keine Angst, wir kommen mit Maschinenkraft wieder
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