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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune
Autoren: Jack Higgins
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Spielregeln nicht. Das Leben sieht anders aus.«
      Rose lächelte traurig, als sie ihn ansah. »Dann spiele ich lieber überhaupt nicht mit.« Sie drehte ihm den Rücken zu und stützte sich auf dem Tisch auf. Ihre Stimme verriet keine Schwäche, sondern klang kräftig und bestimmt, als sie fortfuhr: »Lieber sähe ich das Gold wieder auf dem Meeresboden, als dass es für falsche Zwecke verwendet wird.«
      Im ersten Moment lag ihm eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch dann gab er sich geschlagen. Er sah sich mit einer Macht konfrontiert, gegen die er mit seinen Mitteln nicht ankam. Er nickte, lächelte ironisch: »Ehre und Rechtschaffenheit. Ich dachte, die sind schon längst aus der Mode gekommen.« Er grinste hämisch. »Mason würde sich über mich totlachen.«
      Sie fuhr herum. »Du hilfst mir, Mark? Du hilfst mir, das Gold nach Saigon zu bringen?«
      Seine Züge verhärteten sich. Langsam schüttelte er den Kopf. »Geht nicht, Kleine. Deine moralischen Grundsätze kann ich mir nicht leisten.«
      Sie stand da mit hängenden Schultern und schien auf einmal um Jahre gealtert. »Ich verstehe.« Sie nahm einen Teller und trocknete ihn mit mechanischen, müden Bewegungen ab.
      »Hilfst du uns, hier herauszukommen?«, fragte Hagen.
      Sie stellte den letzten Teller vorsichtig in den Schrank und drehte sich zu ihm um. Hagen bemerkte die Veränderung an ihr: Sie hatte sich wieder gefangen. »Ja, ich werde euch helfen.« Ihr Lachen klang bitter. »Weil ich eine Gefangene meiner eigenen Moral bin. Ich muss an den alten Mann unten im Maschinenraum denken, der ohne meine Hilfe vielleicht gefangen genommen und umgebracht wird. Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.«
      Einen Augenblick sahen sich beide herausfordernd an, dann wandte sich Hagen ab. »Bitte, komm mit aufs Deck, ich zeig dir, was du tun musst.«
      Er gab ihr eine dicke Matrosenjacke als Regenschutz und den starken Handscheinwerfer, führte sie zum Bug und leuchtete mit dem Strahler in die Dunkelheit. Der weiße Lichtstrahl durchdrang Regen und Nebel. Das Schilf auf der anderen Seite der Lagune war deutlich zu erkennen. »Was soll ich tun?«, fragte sie.
      »Bleib hier vorn. Wir werden im Schritttempo fahren, und ich geb dir Bescheid, wann du nach Seitenarmen Ausschau halten musst. Die Wasserläufe sind ganz schön eng und schmal, sodass der Strahler eigentlich ausreichen müsste. Ich will nämlich den großen Scheinwerfer nicht einschalten.«
      Sie nickte. »Ist das alles?«
      In der Dunkelheit konnte sie nicht sehen, dass er lächelte, als er sagte: »Du brauchst dir nicht zu merken, wo Backbord oder Steuerbord ist, ruf nur links oder rechts, das reicht mir.« Er wollte schon gehen, als ihm noch etwas einfiel: »Halt dich am Tau fest und pass auf. Ich will nicht, dass du über Bord gehst.«
      »Viel Glück, Mark«, klang ihre Stimme traurig aus der Dunkelheit. Einen Moment war ihm danach, sie in seine Arme zu nehmen, doch dann wandte er sich ab und ging schnell nach
    achtern ins Ruderhaus.
      Es war fast vier Uhr, als Hagen die Maschine anwarf und die Hurrier auf die Schilfwand zusteuerte. Langsam, aber unaufhaltsam fuhren sie durch das Hindernis in die nächste, größere Lagune. Hagen riss das Ruder herum. Der Kutter gehorchte brav und fuhr nun durch den Nebel Richtung Meer.
      Als Hagen das Fenster des Ruderhauses öffnete, schlug ihm der Regen ins Gesicht. Ein leichter Wind wehte vom Meer über die Sumpflandschaft und kräuselte den Nebel zu eigenartigen Formen. Hagen spürte die salzige Brise auf seinen Lippen. Sehr langsam und vorsichtig steuerte er das Schiff durch die Dunkelheit. Der Motor grummelte leise vor sich hin. Hagen sah sich die Seekarte an. Bei der derzeitigen Geschwindigkeit dürften sie sich bald der ersten Abzweigung nähern. Er lehnte sich aus dem Fenster und rief Rose zu: »Auf der linken Seite müsste jeden Moment ein Seitenarm aufkommen.«
      Einige Minuten geschah nichts. Nur der Lichtstrahl des Scheinwerfers tastete sich in die Dunkelheit. Plötzlich rief sie, und Hagen drehte das Ruder. Der Schiffsbug streifte eine Schilfwand, Hagen steuerte noch weiter nach links, drehte das Ruder dann rasch zurück, sodass der Kutter geradeaus auf dem neuen Kurs fuhr.
      Das gleiche Manöver wiederholte sich noch dreimal ohne größere Zwischenfälle. Nur einmal verfehlten sie eine Abzweigung: Hagen musste zurückfahren, doch sie verloren kaum Zeit dadurch. Im ersten, schwach
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