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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune
Autoren: Jack Higgins
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frei. Im Moment sind wir hier besser aufgehoben, als wenn das Schiff treiben würde.«
      Er trat in die Luke des Maschinenraumes und wollte gerade hinuntersteigen, als Rose »Mark!«, rief. Erstaunt drehte er sich um. »Ich dachte, ich hätte etwas gehört«, sagte sie.
      Sie standen an der Reling und horchten. Durch Nebel und Regen vernahm Hagen allmählich unverkennbare Motorengeräusche, die schnell näher kamen. Rose wollte etwas sagen, aber er bedeutete ihr, sich still zu verhalten. Die Geräusche wurden immer lauter, schienen schließlich ihren Kutter einzuhüllen, wurden dann jedoch wieder schwächer. Kleine Wellen auf der Wasseroberfläche rollten durch den Nebel
    heran und schlugen gegen den Schiffsrumpf.
      Hagen atmete auf. »Mein Gott, das war knapp.« Bevor sie antworten konnte, stoppten plötzlich die Maschinen des anderen Schiffes. Es wurde ganz still.
      »Was bedeutet das?«, flüsterte Rose. »Warum haben sie angehalten?«
      Hagen überlegte einen Augenblick, ging zurück ins Ruderhaus und sah sich die Seekarte an. Nach einer Weile streifte er sich die Matrosenjacke von den Schultern. »Ich glaub nicht, dass wir schon so nah an der Mündung sind.«
      »Was willst du jetzt tun?« Rose beobachtete ihn, als er die Schuhe auszog und an ihr vorbei aufs Deck ging. »Mark, was hast du vor?« Angst schwang in ihrer Stimme mit.
      Das Deck war kalt unter seinen nackten Füßen. Ihn fröstelte, als ihm der Regen auf die bloßen Schultern klatschte. »Ich werd ein bisschen schwimmen. Mach dir keine Sorgen, ich weiß schon, was ich mache.« Er kletterte über die Reling und ließ sich ins Wasser gleiten. Es war eiskalt.
      Hagen watete aus dem Wasser auf die Sandbank und folgte ihrem Verlauf durch den Nebel, bis die Hurrier nicht mehr zu sehen war. Als er zu laufen begann, fühlte er, wie das Blut wärmend durch seinen Körper zirkulierte. Er kam gut voran, nur zweimal musste er eine tiefere Stelle durchwaten. Nach etwa sechs, sieben Minuten hörte er Stimmen: Er blieb stehen, lauschte angestrengt, lief dann nach einigen Minuten vorsichtig weiter. Wieder hörte er eine Stimme, diesmal ziemlich weit von ihm entfernt zu seiner Linken. Er watete ins Wasser und schwamm.
      Eine starke Strömung erfasste ihn. Er wollte gerade aufgeben und zurückschwimmen, als er vor sich im Nebel einen dunklen Schatten sichtete: Kossoffs Barkasse. Für einige Augenblicke ließ Hagen sich an der Wasseroberfläche treiben, beobachtete das Schiff, kehrte dann um und machte sich auf den Rückweg.
      Es war sehr mühsam und anstrengend, gegen die Strömung
    zu schwimmen. Einige Schrecksekunden dachte Hagen, er habe einen verhängnisvollen Fehler begangen, doch dann gelangte er in seichtes Wasser, und die Sandbank tauchte wieder vor ihm auf. Er lief mit gleichmäßigem Tempo weiter. Es dauerte mehrere Minuten, bis er die Stelle erreichte, an der seine Fußspuren im Wasser verschwanden. Er blieb kurz stehen: In diesem Moment drang ein Dröhnen durch den Nebel. – Die Maschine von Kossoffs Barkasse sprang an. Die Motorgeräusche entfernten sich langsam in Richtung Meer. Hagen rannte los. An der Sandbank war zu erkennen, dass die Flut auflief.
      Er brauchte viel länger für den Rückweg und dachte schon, er habe sich verlaufen. Der Nebel schien dichter zu sein als vorher, aber endlich sah Hagen zu seiner Erleichterung die Umrisse der Hurrier vor sich. Er watete durch die steigende Flut und zog sich über die Reling: Rose und O'Hara warteten besorgt auf ihn. Er winkte ab, als die beiden mit Fragen auf ihn einstürmen wollten, ging direkt ins Ruderhaus und studierte die Seekarte. Von hinten wurde ihm eine Wolldecke um die Schultern gelegt. Hagen drehte sich um und lächelte Rose dankbar zu. »Da draußen war's kalt.«
      »Hast du das andere Schiff gesehen?«
      »Ja, es war Kossoff. Weiß nicht, warum er zwischendurch angehalten hat, aber jetzt wird er an der Kwai-Mündung auf uns warten.«
      »Es sieht also nicht gut aus«, stöhnte O'Hara.
      Hagen zeichnete mit dem Finger eine Route auf der Seekarte nach und nickte zufrieden. »Hier gibt's einen Seitenarm, stellenweise ziemlich flach, aber jetzt haben wir Flut, und das sollte uns helfen.«
      Nachdenklich fügte er leise hinzu, als sei es nicht für die anderen bestimmt: »Für mich heißt das, dass ich noch ein bisschen im Wasser planschen muss.«
      »Wieso?«, wollte Rose wissen. »Es ist gefährlich, und außerdem holst du dir möglicherweise
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