Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
eine Lungenentzündung in dem eisigen Wasser.«
      Hagen zuckte die Achseln. »Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich muss vorangehen und die tiefsten Stellen suchen. Man kann sich auf diese Karte nicht verlassen. Die Sandbänke verändern sich nämlich ständig.«
      »Wenn wir diesem Wasserlauf folgen, werden wir dann unbemerkt an Kossoff vorbeikommen?«, fragte Rose.
      Hagen dachte stirnrunzelnd nach: »Wenn wir Glück haben, ja. Der Seitenarm mündet ziemlich nah dem Hauptarm. Eigentlich so nah, dass Kossoff, wenn's nicht so neblig wäre, uns auf jeden Fall sehen muss. Hoffen wir also, dass der Nebel bleibt.«
      O'Hara hatte die Diskussion mit besorgter Miene verfolgt und meldete sich nun zu Wort: »Ich hab's geschafft, die Leitung zu flicken, aber das Isolierband hält bestimmt nicht lange. Wir sollten bald losfahren, wenn wir unser Ziel erreichen wollen.«
      Hagen klopfte ihm auf die Schulter. »Das packen wir schon, O'Hara. Übernimm das Ruder. Ich werd die Hurrier schon durchlotsen. Egal, was passiert, fahr langsam und lass mich nicht aus den Augen. Wenn wir irgendwo auflaufen, sind wir eine prima Zielscheibe für Kossoff, wenn sich der Nebel auflöst.«
      Er streifte die Wolldecke von den Schultern, lächelte Rose zu und kletterte über die Reling. Der Seitenarm begann knapp hundert Meter entfernt von der Sandbank. O'Hara warf den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein, sodass sich die Hurrier von der Sandbank löste. Er wendete den Kutter in weitem Bogen um und fuhr parallel zur Sandbank, die langsam im Wasser verschwand. Hagen tastete sich vorsichtig voran, bis ihm das Wasser bis zur Brust stand. Er winkte, gab Zeichen, und O'Hara steuerte das Boot um die enge Kurve hinein in den Seitenlauf.
      Hagen schwamm voraus und lotete die Tiefe aus, indem er jeweils nach einigen Metern mit seinen Füßen nach dem Boden fühlte. Hinter ihm fuhr die Hurrier, folgte genau dem von Hagen beschriebenen Zickzackkurs. Das Wasser war eiskalt. Nach zwanzig Minuten war Hagen von der Kälte wie betäubt. Bald konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er bewegte die Beine nur noch mechanisch, von Verzweiflung vorangetrieben. An einer besonders engen Biegung des Wasserlaufes lief der Kutter auf eine Sandbank, doch O'Hara gelang es, das Schiff ohne große Mühe wieder flottzumachen.
      Hagen nahm nur noch wahr, dass ihm das Wasser auf einmal ins Gesicht peitschte, er mit den Füßen keinen Grund mehr ertasten konnte und schwimmen musste. Seine bleischweren Glieder gehorchten ihm nicht mehr. Panik ergriff ihn, als das Wasser über seinem Kopf zusammenschlug, doch dann fühlte er einen heftigen Stoß und Hände, die ihn an den Haaren packten. Er streckte blindlings den Arm hoch, spürte, wie seine Hand gepackt, er über die Reling gezogen und auf das Deck gelegt wurde.
      O'Hara beugte sich über ihn und grinste übers ganze Gesicht, dabei seine alten, verfaulten Zähne entblößend. »Du hast's geschafft, Junge. Du hast Kossoff tatsächlich ausgetrickst.«
      »Gott, ist mir kalt«, bibberte Hagen. Rose wickelte ihn in eine Wolldecke, doch er rappelte sich hoch und befahl O'Hara: »Volle Kraft voraus. Hol alles aus ihr raus, ohne Rücksicht auf den Krach. Kossoff wird uns mit seinem Kahn nie einholen können.« Der Alte salutierte grinsend. Hagen ging mit schleppenden Schritten in die Kombüse. Auf dem Gaskocher stand die Kaffeekanne. Rose schenkte einen Becher voll, fügte einen Schuss Brandy hinzu, während Hagen sich einen Pullover und eine trockene Hose anzog. »Hier, trink das. Ich begreife einfach nicht, wie du es durchstehen konntest.«
      Plötzlich wurde das Schiff durchgerüttelt, als O'Hara den
    Motor startete und mit voller Kraft losfuhr. Das Aufheulen der Maschine verwandelte sich in ein gleichmäßiges Dröhnen. Hagen hob lachend seine Kaffeetasse: »Adieu, Genosse Kossoff«, rief er aus. Gerade als er den Becher an die Lippen setzte, setzte der Motor mehrmals aus, kam spuckend wieder auf Touren und verstummte schließlich endgültig.
      Rose wurde kreidebleich. Es war totenstill, als Hagen den Becher vorsichtig auf den Tisch stellte und aufstand. »Wenn Kossoff uns jetzt nicht erwischt, dann weiß ich auch nichts mehr.« Er rannte durch die Kombüse hinauf auf Deck.

12. Kapitel

    Hagen kletterte hinunter in den Maschinenraum. Es roch nach verbranntem Öl. O'Hara kniete in einer Ecke, das Gesicht aschfahl vor Angst. Hagen hockte sich neben ihn. »Was ist passiert?«
      O'Hara
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher