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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auszogen. Das war ihnen erlaubt, denn nichts beflügelt einen Alltag mehr als ein bißchen Fantasie, auch wenn sie unter Blusen und Röcke schweift.
    Das Restaurant ging gut, an den Wochenenden war es bis zum letzten Parkplatz besetzt und die Zimmer des Motels waren immer ausgebucht.
    Aber nicht nur Bob Millers und seines Clans innerlich erregter Frauen, oder Norma Millers und ihrer geradezu zur Revolte reizenden Bluse wegen war das Restaurant am Wochenende heillos überfüllt … jeden Sonnabend und Sonntag, von zwanzig Uhr bis Mitternacht, saß auf einem Podium, vor einem an die Hinterwand projizierten Bild einer unendlichen Taigalandschaft, ein blinder Mann und spielte auf seiner Balalaika. Er hielt meistens den Kopf gesenkt, während seine Fingerkuppen über die Saiten glitten. Nur wenn er in russischer Sprache zu singen begann, mit einer schönen, hellen Tenorstimme, die so weit in den Raum schwang, wie der sibirische Strom hinter ihm auf dem Bild sich durch die Taigawälder wand, hob er den Kopf und legte ihn in den Nacken. Dann wurde es still in Millers Restaurant, denn jeder spürte, daß hier ein Mensch sang mit aller Sehnsucht, deren ein Herz fähig war. Dann rauschten die Wälder, dröhnte der sibirische Strom, wogten die Steppengräser, donnerten die Hufe der Pferdeherden, krachte das Eis auf den zugefrorenen Flüssen und zogen die Schwärme der wilden Schwäne nach Osten zu den eisbefreiten Sümpfen.
    Manchmal kam einer zu Bob und fragte: »Wo habt ihr den denn her? Mensch, der singt ja, als sei er ein Russe! Der weint sich ja die Seele aus dem Leib …«
    Und Bob Miller antwortete: »Er heißt John Barryl. Bevor er blind wurde, wollte er immer nach Sibirien. Ein Tick von ihm. Nun träumt er davon … Laßt ihn träumen und hört ihm zu. Es lohnt sich …«
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