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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vier Uhr, in dieser Nacht, das konnte nur Miller sein.
    »Ich melde, Sir, daß ich bereit bin, den Dienst zu quittieren«, sagte Bob militärisch knapp. »Die Aktion ist endgültig abgeschlossen.«
    »Sie haben Plenjakow, Bob? Mein Gott, ich könnte Sie umarmen. Gratuliere! Wo ist er jetzt?«
    »Im Militärhospital Los Alamos, Zimmer zehn. Neurochirurgische Abteilung. Vor zehn Minuten hat man ihm die Kugel aus dem Kopf operiert. Er wird überleben.«
    »Es gab einen Kampf, Bob?«
    »Ein Russisches Roulette, Sir.«
    Orwell zuckte hoch. Seine Beine schwangen aus dem Bett. »Sind Sie verrückt geworden, Bob?« brüllte er. »Darauf haben Sie sich eingelassen?«
    »Sie haben es uns gelehrt, Sir. Jetzt konnte ich diesen Mut gebrauchen.«
    »Damals war der Revolver leer!« schrie Orwell.
    »Aber das haben wir erst hinterher gemerkt, Sir.« Bob Millers Stimme wurde noch kälter. »Ich liefere Ihnen sechs Papiere, Sir. Drei davon sind eine große Gegenleistung der USA wert.«
    »Schon wieder ein Handel, Bob? Sie strapazieren Ihren alten Papa Orwell aber gewaltig.«
    »Mein Freund John Barryl wird blind bleiben, Sir. Auf beiden Augen. Das ist sicher. Die Kugel hat ihm das Leben gelassen, aber beide Sehnerven zerstört.«
    »Ihr Freund, Bob? Noch immer?«
    »Mein bester, Sir. Ich habe drei Papiere zum Tausch: eins für meine Entlassung aus der Armee … das zweite für einen gültigen Paß auf Norma Taylor … das dritte für einen gültigen Paß auf John Barryl.«
    »Bob!«
    »Mehr Bescheidenheit für dieses Scheißspiel, das ich hinter mir habe, gibt es nicht, Sir. Eine Entlassung und zwei Pässe … ist die Sicherheit Amerikas das nicht wert?«
    »Ich will Sie so nicht gehenlassen, Bob. Wenn ich Ihnen eine Stellung im Generalstab verspreche?«
    »Sir«, Bobs Stimme klang ganz kalt, »ich war in meinem ganzen Leben noch nie pervers und habe auch nie eine Neigung dazu gehabt. Aber wenn ich meine Uniform auf einem Holzstoß verbrennen kann – und das so schnell wie möglich –, werde ich, glaube ich, in der Lage sein, mich an diesem Anblick geradezu sexuell zu berauschen.«
    »Das reicht, Bob!« antwortete General Orwell trocken. »Ich bin morgen nachmittag in Los Alamos, wir sprechen alles durch und besuchen Ihren Freund Plenjakow …«
    »John Barryl, Sir.«
    »Verzeihung. John Barryl. Morgen früh gebe ich den Vorschlag nach Washington, Sie als Oberst mit allen Ehren zu entlassen. Zufrieden?«
    »Danke, Sir.« Bob Miller straffte sich hinter dem Telefon, so müde er auch war. Zehn Meter weiter, im Bettentrakt, lag der blinde, noch in der Narkose stöhnende Plenjakow, und Dunja hielt ihm die Hände fest oder wischte den Schweiß von seinen Lippen. »Das einzige, was mich daran freut, ist die erhöhte Pension.«
    »Sie waren schon immer ein frecher Hund, Bob. Das muß ich Ihnen sagen.«
    »Ihre Schule, Sir.« Bob Miller lächelte in den Hörer, und wenn Orwell es auch nicht sah, so ahnte er es.
    »Es war nur nicht jeder solch ein Schüler wie Sie.«
    »Dafür danken Sie bitte Gott.« Bobs Stimme hatte etwas Feierliches bekommen. »Sir, tun Sie das wirklich. Ich bin bereit und bemühe mich mit aller Kraft, das, was ich war, zu vergessen.«
    »Sie waren mein bester Agent, Bob.«
    »Das ist ja das Schreckliche, Sir. Ich werde lange Zeit brauchen, um mich auf meinem Gewissen wieder ausruhen zu können …«
    Ein halbes Jahr später hatte es sich herumgesprochen, daß Millers Restaurant und Motel unter neuer Leitung standen. Der alte Johannes Miller hatte sich ganz aus dem Geschäft zurückgezogen. Dafür begrüßte jetzt im Restaurant ein großer, stämmiger Bursche die Gäste, ein Paket aus Muskeln, zu dem die immer leicht verträumten Augen gar nicht paßten. Außerdem trug er Maßanzüge, die seinen Körper so zur Geltung brachten, daß über die Hälfte der Restaurantgäste Frauen waren, die glänzende Pupillen und Herzklopfen bekamen, wenn Bob Miller an ihren Tisch trat und – wie bei allen Gästen – höflich fragte, ob alles in Ordnung sei oder man noch Wünsche hätte.
    In Ordnung war bei den Damen gar nichts, wenn Bob sie so fragte, und Wünsche hatten sie bei seinem Anblick genug – aber da saß an der Kasse ein schwarzgelocktes, bezauberndes Wesen mit einer Figur, für die es in weiblichen Kreisen kein Lob, sondern nur blassen Neid gab. Dafür rekrutierten sich aber die anderen fünfzig Prozent der Gäste aus Männern, die alle Tische in der Nähe der Kasse besetzt hielten und Norma Miller mit Blicken regelrecht
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