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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an einem anderen Platz kennengelernt und nicht gerade in Frazertown. Und nicht mit diesen Zielen …«
    »Darüber habe ich auch nachgedacht, Wassja Grigorjewitsch.« Plenjakow blickte Bob aus seinen blauen Augen treuherzig an. Das blasse Nachtlicht, das in der Mitte der Schlucht wie ein Nebel schwebte, erhellte ihre Gesichter. »Du bist doch bedingungslos mein Freund –«
    »Was heißt bedingungslos?«
    »Du hast Befehle aus Moskau, ich weiß es, sonst wärst du jetzt nicht hier. Und ich weiß, daß es um Dunja geht.«
    »Deinen Sinn für kommende Dinge habe ich schon immer bewundert, Andrej«, sagte Bob heiser.
    »Winniza hat uns allen viel gegeben, Wassja. Wir sind damals vor Patriotismus fast geplatzt. Uns hing die Ehre, Winnizaner zu sein, wie Goldklumpen um den Hals. Alles für die Sowjetunion, alles für den Sieg über den Kapitalismus! Jeder Gedanke: Freiheit dem Proletariat! Unser Leben für die militärische Stärke unserer Roten Armee!«
    »Du sprichst, als sei das ein Nekrolog, Andrej.«
    »Ich liebe Dunja.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich werde sie heiraten.«
    »Das hast du vor. Na und?«
    »Ich möchte dich, als meinen besten und einzigen Freund, um etwas bitten.« Plenjakow atmete hastiger. Er war ungemein erregt. Sein Herz hämmerte, und in den Schläfen klopfte das Blut so stark, daß seine Kopfnerven schmerzten. »Melde Moskau, daß Dunja und ich abspringen.«
    »Das ist unmöglich!«
    »Ich habe die Antwort geahnt. Du kannst gar nicht anders antworten. Der Musterknabe Major Shukow! Das große Vorbild! Das ist die eine Seite, Wassja. Aber du bist doch auch ein Mensch. Sei deinem Freund und Dunja gegenüber nur noch ein Mensch.«
    »Das genau will ich sein … und darum kann ich beim besten Willen nicht euren Entschluß nach Moskau melden. Eben weil es um Dunja geht.«
    »Wenn du sagst, du hättest sie nie getroffen. Sie sei schon aus Los Alamos verschwunden, mit unbekanntem Ziel. Nur ein Brief habe dagelegen. Sie wird den Brief schreiben, wenn ich sie darum bitte.«
    »Das wäre furchtbar«, sagte Bob zweideutig. »Andrej, wir beide sind Profis. Ich könnte dich jetzt umlegen als Verräter unserer Nation. Oder du könntest mich erschießen, um den Weg für dich und Dunja freizuhaben. Beide tun wir es nicht, weil wir Freunde sind. Aber Freunde in der Politik und ausgerechnet in unserem Beruf sind fast immer zum Scheitern verurteilt. Wir dürften kein Herz in der Brust haben, sondern eine Mikrokamera.«
    »Aber wir haben ein Herz, Brüderchen!« rief Plenjakow gequält. »Was kann man denn dagegen tun?«
    »Moskau will Erfolge sehen, das weißt du.« Bob Miller atmete tief durch die Nase. Die große Phase hatte begonnen … der entscheidende Augenblick im großen Doppelspiel: Was wußte Moskaus bester Mann? »Nur mit Erfolgen in der Hand kann man verhandeln. Hast du Erfolge?«
    »Ja«, antwortete Plenjakow einfach.
    »Reichen Sie aus, daß ich Moskau melden kann: Gegen Plenjakows Informationen tauscht seine Freiheit mit Dunja. Man wird beim KGB toben, das weißt du … aber wenn es sich lohnt, wird man auf zwei Menschen verzichten, um vielleicht die Macht über Millionen zu gewinnen.« Bob machte eine Pause. In der nächsten Frage lag das Schicksal Amerikas. »Was hast du anzubieten, Andrej?«
    »Die Grundformel eines neuen Flüssigkeitstreibstoffes, ich sprach schon darüber. Fotos einer neuen Versuchsanlage für Mini-Atom-Labore, die Vorläufer für atomgetriebene Raketen.«
    Bob schluckte. Es war fast unmenschlich, diese äußere Ruhe weiterzuspielen.
    »Und noch eine Nummer drei?« fragte er durch die Zähne.
    Plenjakow nickte. »Die fast abgeschlossene Versuchsserie mit einer raffiniert konstruierten Laserkanone, deren gebündelter Strahl selbst die dicksten der bisher produzierten Panzerplatten wie weiche Butter durchschneiden kann. Wird diese Laserkanone produktionsreif, können wir alle Panzer wegwerfen. Sie wären lächerlicher als Blechbüchsen. Schließlich das Wichtigste: ein Bericht über die letzten Versuche mit Partikelstrahlen von hochbeschleunigten Uran-Atomen zur kontrollierten Zündung einer Kernfusion.«
    »Also die Wasserstoffbombe als neue friedliche Energiequelle. Und das hast du alles in der Hand, Andrej?«
    »Im doppelten Boden des Bio-Jet-Lieferwagens.« Plenjakow legte Bob Miller beide Hände auf die Schulter. »Mein Brüderchen«, sagte er fast zärtlich. »Reicht das für Moskau?«
    »Und wie das reicht!«
    »Dunja und ich werden glücklich werden. Bitte, frag mich nicht,
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