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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herum, streckte die Hand aus und winkte mit den Fingern. »Gib dein silbernes Spielzeug her, Dunja!« sagte er befehlend. »Außerdem mag ich keine Frau, die fähig ist, einen Menschen zu erschießen.«
    »Für dich ermorde ich Gott!« sagte sie hart.
    »Das klingt dramatisch, ist aber Quatsch.« Bob nahm ihr die Pistole aus der Hand und warf sie in die Dunkelheit zwischen die acht Tannen. Dunja stieß einen hellen Schrei aus … schutzlos standen beide vor Plenjakow, der seinen voll geladenen Revolver im Gürtel stecken hatte. Mit einem schnellen Griff zu erreichen. Er lächelte verzerrt und traurig.
    »Welch ein Vertrauen, Bob!«
    »Unter Freunden ist das selbstverständlich.«
    »Das ist ein tödliches Vabanquespiel.«
    »Ich habe viel Vabanque gespielt und immer gewonnen. Andrej, gib mir jetzt deinen Revolver. Mit dem Griff zu mir.«
    »Nein!« sagte Plenjakow laut und hart.
    Bob rührte sich nicht, aber Dunja duckte sich wie eine Katze vor dem Sprung.
    »Du Hund!« schrie sie. »Du Ratte! Zuerst wirst du mich treffen!«
    Sie schnellte vor, warf sich zwischen Bob und Andrej und stieß Plenjakow so kräftig vor die Brust, mit beiden Fäusten, daß er zurücktaumelte. »Nun schieß!« gellte ihre Stimme. »Schieß, du räudiger Wolf!«
    Plenjakow schüttelte den Kopf und sah Dunja traurig an. »Sie traut mir so etwas zu, Bob«, sagte er langsam. »Begreifst du das? Sie liebt dich und wird dadurch blind … aber sie müßte noch fühlen können, wer Andrej Nikolajewitsch ist.«
    »Ich glaube, das ist auch eine Männerangelegenheit«, sagte Bob ruhig. »Dunja, es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du läßt uns jetzt allein und wartest draußen vor der Schlucht auf uns … oder du bleibst hier, wir binden dich mit unseren Gürteln fest, und wenn alles vorbei ist, bist du die einsamste Frau unter dem Mond. Was ist also?«
    »Bob …« Sie stand vor ihm, mit riesigen schwarzen Augen, das Haar zerzaust, durchgeschüttelt von der Angst. »Bob, ich lasse dich nie mehr allein …«
    »Nur heute noch, Liebling. Gehst du, oder sollen wir dich festbinden?«
    Sie nickte stumm, nahm ihr Moped und schob es vor sich her. Langsam verschwand sie in dem Bergschatten, und sehr schnell hörte dann auch das Knirschen ihrer Schritte auf, und das Poltern der losen Steine, die von den Rädern des Mopeds weggedrückt wurden.
    Sie warteten noch ein paar Minuten und gingen dann tiefer in den Schatten der acht Tannen hinein. Falls Dunja doch zurückgeschlichen war und sie beobachtete … sie erkannte nun nichts mehr. Bob klopfte Plenjakow auf die Schulter.
    »Wir sind in einer verdammten Lage, Andrej«, sagte er. »Dich überreden kann ich nicht, dich umbringen ist völlig unmöglich. Von nichts zu wissen, ist ausgeschlossen. Was du in deinem Bio-Jet-Auto liegen hast, wirft Amerika um ein Jahrhundert zurück, wenn es nach Moskau gelangt. Freiwillig gibst du die Unterlagen nicht heraus. Vielleicht würdest du sie gegen Dunja tauschen, aber ehe ich Dunja hergebe, baue ich erst eine Strickleiter bis zum Mond. Du könntest mich jetzt auch erschießen, aber das tust du einfach nicht. Dieses ganze Doppelspiel beweist eigentlich nur, wie abhängig selbst wir kalten Profis von unseren tiefsten Gefühlen sind. Da hat man uns über Jahre hinweg zu Kampfmaschinen gedrillt, und was ist übriggeblieben? Wir sehen uns an, Andrej, und könnten losheulen! Das glaubt uns keiner, der's nicht selbst erlebt hat. Alles, was man über uns in Tausenden Romanen geschrieben hat, ist das billigste Klischee. Ein Arzt ist ein Held im weißen Kittel oder ein Nachfolger Frankensteins, und ein Spion muß eine eiskalte Mördersau oder ein Trottel sein, dem man dann auch prompt das Hirn ausschießt. Jetzt stehen wir zwei in der Nacht, haben die heißeste Ware im Kasten und möchten uns am liebsten über die Wangen streicheln: Mein lieber Andrej … mein lieber Bob … Ist das nicht ein Scheißleben?«
    »Aber wir müssen auseinander, Bob«, sagte Plenjakow stockend.
    »Das ist mir klar.«
    »Machst du mit?«
    »Was, mein Junge?«
    Plenjakow holte den Revolver aus dem Gürtel und hielt ihn Bob Miller mit dem Griff hin. Aber der rührte ihn nicht an.
    »Ich habe dir schon einmal gesagt: Ich schieße nicht auf dich!« sagte Bob grob.
    »Keiner auf den anderen, Bob.«
    »Sollen wir unser Problem wie Cowboys auf Flaschen ausschießen?«
    »Gegen unsere Schläfen, Bob.« Plenjakow drehte den Revolver herum und klappte die Trommel auf. Er schüttete die Patronen in seine linke
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