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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen
Autoren: Guillaume Prevost
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Mundwinkel, James Adam kurz davor abzudrücken . . . Nicht die gleichen Fehler machen . .. Nicht so leiden, wie sein Urgroßvater gelitten hatte . . . Das Leben, immer das Leben schützen! Er drehte sein Handgelenk leicht zur Seite und die Kugel traf mit einem explosionsartigen Knall eine Laterne. Der Soldat fragte nicht weiter und nahm die Beine unter den Arm.
    Samuel wischte sich den Schweiß von der Stirn und bog in den Gang ein, der zum runden Turm führte. Grauer Stein, ein unangenehmer Geruch nach Feuchtigkeit, von überall her der Widerhall hastiger Schritte ... Glücklicherweise war im Aufenthaltsraum der Wachen niemand zu sehen – nicht unbedingt der Ort, wo man einen Flüchtigen zuerst vermuten würde. Noch immer brannte das Feuer im Kamin, und darüber briet noch immer dasselbe Stück Fleisch, das sich mittlerweile in schwarze Kohle verwandelt hatte.
    »Papa?«, rief Sam leise.
    Keine Antwort. Hatte Dragomir ihn wieder in die Zelle zurückgesperrt? Samuel schlich auf Zehenspitzen weiter, als er plötzlich auf der Schwelle zur Waffenkammer ein metallisches Aufblitzen sah. Er konnte gerade noch zur Seite springen, als sich die Klinge einer Streitaxt nur wenige Zentimeter von ihm entfernt in den Fußboden bohrte.
    »Papa?«
    Allan kam aus dem Winkel hinter der Tür hervor, mit verstörtem Blick, als begriffe er nicht, warum er eine Axt in der Hand hielt.
    »Papa, ich bin's, Sam!«
    »Sa. . . Sam«, stotterte er ungläubig.
    »Wo ist Dragomir?«
    Allan wies mit einer Kopfbewegung hinter sich. Dragomir lag der Länge nach auf dem Boden, unmittelbar vor dem halb geöffneten Zugang zu dem geheimen Tunnel. Zwei Meter daneben lag auch der Sängerknabe. »Er war gar kein Gefangener«, erklärte sein Vater mit heiserer Stimme. »Nein, nein... Er glaubt, ich sei verrückt, aber ich bin nicht verrückt! Ich war gefangen, er nicht!«
    Wenn sie es nicht so eilig gehabt hätten, wäre Sam ihm am liebsten vor Freude um den Hals gesprungen.
    »Wir müssen das Regal beiseite schieben, Papa, die Soldaten werden nicht lange auf sich warten lassen.«
    Samuel schaffte es, das Regal noch ein Stück weiter zu rücken, während sein Vater, anstatt ihm zu helfen, sich über den Wachposten beugte.
    »Und du, falls du noch einmal wach wirst, dann Paff!«, kicherte er hysterisch.
    »Sei doch leise! Bitte! Wir müssen hier weg!«
    Allans Gekicher brach abrupt ab.
    »Hast du ihn?«, fragte er mit fester Stimme. »Du weißt ja, ohne ihn gehe ich hier nicht weg!«
    »Natürlich habe ich ihn! Beeil dich, hab ich gesagt!«
    »Zeig ihn mir!«
    Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, kramte Sam in seiner Tasche und hielt seinem Vater den Armreif unter die Nase.
    »Hier ist er, bist du jetzt zufrieden? Und jetzt komm endlich, wir dürfen keine Sekunde länger hier rumstehen!«
    Der Anblick des Schmuckstücks schien eine seltsame, beinahe hypnotische Wirkung auf Allan zu haben: Er hielt sich noch gebeugter als vorher und verstummte. Sam nutzte den Moment und schob ihn auf den Geheimgang zu.
    »Wir brauchen Licht«, überlegte er laut. »Warte einen Moment, ich bin gleich wieder da.«
    Er lief zurück in den Saal der Wachen und nahm die erste Fackel von der Wand, die er erreichen konnte. Eine Abordnung Soldaten kam aus den tiefer gelegenen Kellern direkt zu ihnen hochgelaufen.
    »Vielleicht hat Iwan irgendwas bemerkt«, hörte er einen von ihnen sagen. »Er wollte sich eine Kalbskeule braten ... Dieser Geruch! Iwan?«
    Ein behelmter Kopf tauchte in der Tür auf, und Sam überlegte nicht lange: Er griff nach der Tränengas-Sprühdose und warf sie in den Kamin. Schließlich stand auf dem Etikett »Achtung! Bei Überhitzung Explosionsgefahr!«. Wie lautete noch gleich der Zauberspruch: Ortho-chloro-benzy-liden!
    »Alarm!«, brüllte der Soldat aus vollem Halse. »Zu den Waffen!«
    Samuel machte einen Satz in die Dunkelheit und packte seinen Vater beim Ärmel.
    »Nichts wie weg hier! Schnell!«
    Gerade waren sie in den geheimen Gang geschlüpft, als das Gas mit einem ohrenbetäubenden Knall im Kamin explodierte. Die Wände zitterten, als Sam die Schiebetür hinter sich zuzog. Sie fanden sich umhüllt von einer widerlichen Staubwolke wieder, während von der anderen Seite der Tür her panische Schreie zu ihnen drangen. Keine Zeit für Mitleid . . . Halb seinen Vater stützend, lief Sam, so schnell es ging, die steile Treppe hinunter. Allan folgte beinahe willenlos. Er stützte sich, mechanisch einen Fuß vor den anderen setzend, an den Felswänden ab.
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