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0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

Titel: 0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
Autoren: Am Hafenkai regiert Gewalt
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Am Morgen des 6.Juli fand der Hafenarbeiter Vance Miller eine Leiche.
    Er fand sie am Pier 18, nördlich der Brooklyn Bridge. Miller arbeite dort bei den riesigen Betonsilos, aus denen an diesem Tage ein steter Strom von Getreide quoll und durch mächtige Rohre in die Bäuche der Frachtschiffe gesaugt wurde.
    Miller, der seinen Arbeitsplatz innerhalb des Getreidesilos dicht an der Saugvorrichtung hatte, bemerkte gegen 9 Uhr, wie etwas Dunkles aus den Getreidemassen emporgerissen wurde. Die Kraft der Saugrohre zog das dunkle Bündel auf den Saugtrichter zu.
    Millers Blicke wurden starr. Er stand auf einer schmalen Galerie oberhalb des Getreide-Meers und konnte jetzt genau erkennen, was aus der Tiefe der Silos emporkam.
    Es war die Leiche eines Menschen.
    Bevor Miller seinen Schrecken überwunden hatte, glitt der Tote im Strom der gelben Körner vorbei und wurde von dem Saugtrichter erfasst.
    Der Getreidestrom versiegte. Der Motor der Sauganlage stotterte.
    Schreie, verzweifeltes Winken.
    Die Leiche - die wahrscheinlich schon wochenlang unter dem ungeheueren Gewicht des Getreide gelegen hatte, mumifiziert, vertrocknet und merkwürdig leicht war - hatte die Saugröhre verstopft.
    Während die Leiche entfernt wurde, entbrannte eine leidenschaftliche Diskussion zwischen dem Ersten Offizier des Frachtdampfers und dem Bevollmächtigten der Gesellschaft, die das Getreide lieferte. Der Schiffsoffizier lehnte die ganze Ladung ab, während die Gegenseite klarzumachen versuchte, dass der-Tote dem Getreide nicht schade.
    Unter normalen Umständen hätte die Leiche im Getreidesilo Schlagzeilen für eine ganze Zeitungsausgabe gemacht, wenn man den Toten - es war ein Mann - nicht hätte identifizieren können. Aber man konnte ihn identifizieren. Seine Brieftasche war unversehrt. Sie enthielt mehr als fünftausend Dollar und Papiere, aus denen hervorging, dass der-Tote Chester Eigin hieß.
    Eigin war ein bekannter und beliebter Fernsehstar gewesen, den man wegen einiger übler Dinge herausgeworfen hatte, die mit einem vor sechs Monaten aufgeflogenen Callgirl-Ring und angeschlossener Rauschgiftschmuggel-Organisation zusammenhingen. Eigin stand seitdem auf der Fahndungsliste der Stadtpolizei und des FBI.
    So kam es, dass der Bericht über den grausigen Fund und die Hinterlassenschaft aus den Taschen des Toten auf Mr. Highs Schreibtisch landeten.
    Der Chef ließ Phil Decker und mich am Morgen des 7. Juli in sein Office kommen.
    »Eigin kann nicht, wie zuerst angenommen wurde, versehentlich in den Silo gefallen sein«, sagte Mr. High. »Eigin hatte keinerlei berufliche oder private Beziehungen zum Hafen. Er war Schauspieler. Als im Januar die Wogen des Skandals hochgingen, und er mit seiner Verhaftung rechnen musste, verschwand er spurlos. Wie wir wissen, hatte er nur eine verhältnismäßig kleine Summe in der Tasche und konnte es nicht wagen, nach Hause zurückzukehren, um sich mit Geldmitteln zu versehen. Als er heute Morgen gefunden wurde, befanden sich 5332 Dollar in seinen Taschen. Woher diese stammen, wissen wir ebenso wenig wie auch die Ursache des Todes. Der Druck vieler Tonnen auf die Leiche und die Zeit haben dafür gesorgt, dass der Arzt nichts mehr feststellen konnte. Es war jedoch möglich, die Zeit des-Todes fast auf den Tag genau zu bestimmen. Das Getreide, in das die Leiche eingebettet war, wurde am 20. und 21. Februar eingelagert, wobei zu bemerken ist, dass zu dieser Zeit Tag und Nacht gearbeitet wurde. In Eigins Brieftasche befand sich außerdem ein kleines Notizbuch, in dessen Kalender der Tote jeden vergangenen Tag durchstrich. Der letzte durchgestrichene Tag ist der 21. Februar. Also muss Eigin an diesem oder am folgenden Tag verunglückt oder - und das ist meine Ansicht - ermordet worden sein. Es ist verhältnismäßig einfach, jemanden von dem Laufsteg aus in die Öffnung des Silos zu stoßen, wo er dann sofort vom Getreide begraben wird. Vorläufig ist das eine Theorie, und es ist Ihre Aufgabe, festzustellen, ob diese Theorie richtig ist. Es ist vor allem merkwürdig, dass Eigin so viel Geld bei sich hatte.«
    »Erpressung«, bemerkte ich.
    »Möglich«, meinte Mr. High. »Versuchen Sie, dahinterzukommen, wer Eigin in den Getreidesilo befördert hat und warum.«
    ***
    Phil und ich nahmen uns zuerst die Hinterlassenschaft des Toten vor.
    Das Geld legten wir zur Seite. Es hatte keinen Zweck, an Hand der Nummern nachzuforschen, woher es gekommen sei. Zu viel Zeit war vergangen. Es gab noch eine Mitgliedskarte des
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