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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen
Autoren: Guillaume Prevost
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seine Münder denselben Satz: »Hilf mir, Sam, hilf mir!« Sam wollte die Hand nach ihm ausstrecken, traf jedoch nur den Nachttisch neben seinem Bett. Schweißgebadet fuhr er hoch, um sich schlagartig bewusst zu werden, dass er geträumt hatte. Mit einem Wort – es war ein Traum gewesen . . . wenn auch ein Albtraum. Doch leider einer, der teilweise der Wirklichkeit entsprach: Denn sein Vater schwebte tatsächlich in Lebensgefahr!
    Der Anfang der Geschichte lag mittlerweile zwanzig Jahre zurück. Allan Faulkner, Sams Vater, hatte damals als junger Student in Ägypten an einem Ausgrabungsprojekt teilgenommen und war dabei auf einen besonderen Stein gestoßen, mit dessen Hilfe man durch die Zeit reisen konnte. Auf den ersten Blick funktionierte die Sache relativ einfach: Um die Kräfte des Steins zu aktivieren, musste man nur eine Münze mit einem Loch in der Mitte im Zentrum des eingravierten Sonnenbildes platzieren. Das durfte natürlich keine beliebige sein. Auch sie musste über magische Kräfte verfügen; offenkundig gab es davon aber mehrere, und zwar in allen Epochen. Nach dem, was Sam herausgefunden hatte, hatte sein Vater damals mehrere solcher Zeitreisen unternommen, hatte dann aber, nachdem er die Ausgrabungsarbeit aufgegeben hatte, lange Jahre darauf verzichtet. Bis vor einigen Monaten jedenfalls. Da hatte er nämlich in einem alten, heruntergekommenen Viertel von Saint Mary ein Buchantiquariat eröffnet und dabei – zufällig? – einen weiteren magischen Sonnenstein entdeckt.
    Und vor drei Wochen war Allan dann plötzlich verschwunden ... Auf der Suche nach seinem Vater hatte Sam im Keller des Antiquariats den besagten Stein zusammen mit dem »Buch der Zeit« gefunden. Letzteres hatte einen aufwendigen Einband aus rotem, etwas abgeschabtem Leder. Im Innenteil war auf mehreren identischen Seiten zu sehen, in welches Jahrhundert der Benutzer des Steins gereist war. Dank dieses Buches und mehrerer Zeitreisen wusste Sam nun, wo sich sein Vater aufhielt: in der mittelalterlichen Walachei, zur Regierungszeit eines gewissen Vlad Tepes – eines blutrünstigen Tyrannen, der als Modell für die Figur des Dracula gestanden hatte! Und aus den Klauen dieses Monsters galt es ihn nun zu befreien . . .
    Samuel warf die Decke zurück und war mit einem Satz auf den Beinen: 6:42 zeigte sein Radiowecker an. Eigentlich hatte er jetzt Ferien, doch unter den gegebenen Umständen zählte das wenig. Denn er war sozusagen gezwungenermaßen ebenfalls zu einem »Zeitreisenden« geworden, suchte er doch mit allen Mitteln, koste es, was es wolle, zu seinem Vater zu gelangen. Auf diese Weise war er bereits von einem frühchristlichen Kloster auf der Insel Iona, das gerade von Wikingern überfallen wurde, über die Schützengräben des Ersten Weltkriegs ins Ägypten der Pharaonen gereist und von dort ins mittelalterliche Brügge – daher auch der Wirrwarr historischer Schauplätze in seinem Albtraum! Aus seiner Erfahrung heraus und nach seinen Berechnungen wusste er mittlerweile, dass die Zeit in der Vergangenheit siebenmal so schnell verging wie in der Gegenwart. Anders ausgedrückt entsprach ein Tag der Jetztzeit einer Woche Zeitreise. Für Allan, der seit zwan- Z1 g Tagen von Vlad Tepes gefangen gehalten wurde, bedeutete dies, dass er mittlerweile mehrere Monate in einem finsteren Verlies bei Ratten und anderem Ungeziefer dahinvegetierte. Samuel konnte sich lebhaft vorstellen, wie er – abgemagert bis auf die Knochen, zusammengekrümmt auf einem Haufen feuchtem Stroh – mit letzter Kraft hungrige Nagetiere abwehrte oder zum Trinken die Tropfen von Schwitzwasser auffing, das sich an den Wänden bildete. Wie lange würde er diese Tortur noch überstehen?
    Sam rieb sich die verschlafenen Augen und begutachtete wieder einmal die Gegenstände, die sich in seinem Zimmer angesammelt hatten und die ihm, so hoffte er, einen Weg aufzeigen würden, wie er seinen Vater finden konnte: das »Buch der Zeit«, das er hütete wie seinen Augapfel; daneben ein kleiner Plastikbeutel mit drei verschiedenen gelochten Münzen, mit denen man den Sonnenstein aktivieren konnte. Eine von ihnen schien uralt zu sein, die Prägung zeigte eine schwarze Schlange, die sich um die Öffnung in der Mitte wand. Auf der zweiten, etwas jüngeren, waren arabische Schriftzeichen zu erkennen, und die dritte schließlich sah aus wie ein Plastikjeton beim Pokerspiel. Sam zog das weiße Blatt Papier hervor, auf dem er eine Passage aus einem alten Zauberbuch notiert hatte.
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