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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat
Autoren: Robert Ludlum
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gehabt, auch die nächste und die übernächste Frage zu beantworten.
    Und er würde sie alle beantworten, alle – das wusste er mit erschreckender Sicherheit. Auch wenn etwas in ihm vermutete, dass die Kapuze vielleicht nie mehr herunterkam, würde sein in die Enge getriebener Verstand nach jedem Strohhalm greifen. Er hatte keine andere Wahl.
    Aber jetzt, wo er seine Finger bewegen konnte, gab es einen anderen Ausweg. Bevor der Wahnsinn der Panik erneut von ihm Besitz ergriff, traf Pjotr seine Entscheidung. Es gab einen Weg, wie er alldem entkommen konnte, und mit einem stillen Gebet zu Allah ging er ihn.
    Ikupow und Arkadin standen vor Pjotrs Leiche. Pjotrs Kopf lag auf der Seite. Seine Lippen waren blau verfärbt, und ein schwacher, aber deutlich erkennbarer Schaum trat aus seinem halb geöffneten Mund. Ikupow beugte sich hinunter und nahm den Geruch von Bittermandeln wahr.
    »Ich wollte nicht, dass er stirbt, Leonid, das habe ich ganz klar gesagt«, sagte Ikupow verärgert. »Wie ist er an das Zyanid gekommen?«
    »Sie haben sich offenbar etwas ganz Neues einfallen lassen«, antwortete Arkadin mit betretener Miene. »Er hatte einen falschen Fingernagel.«
    »Er hätte geredet.«
    »Natürlich hätte er geredet«, sagte Arkadin. »Er hat ja schon angefangen.«
    »Und darum hat er beschlossen, den Mund für immer zu schließen.« Ikupow schüttelte frustriert den Kopf. »Das wird Folgen haben. Er hat gefährliche Freunde.«
    »Ich finde sie«, versicherte Arkadin. »Und ich werde sie ausschalten.«
    Ikupow schüttelte den Kopf. »Auch du kannst nicht rechtzeitig alle töten.«
    »Ich kann mich an Mischa wenden.«
    »Und damit alles aufs Spiel setzen? Nein. Ich weiß, wie du zu ihm stehst – er ist dein engster Freund, dein Mentor. Ich verstehe, dass du jetzt gern mit ihm sprechen würdest. Aber das geht nicht – nicht, bis das hier beendet ist und Mischa zurückkommt. Daran ist nicht zu rütteln.«
    »Ich verstehe.«
    Ikupow ging zum Fenster hinüber und sah in die Abenddämmerung hinaus. Er schwieg eine ganze Weile, während er nachdenklich die Landschaft betrachtete. »Wir müssen die Dinge beschleunigen, eine andere Möglichkeit gibt’s nicht. Und du fängst in Sewastopol an. Geh dem Namen nach, den du aus Pjotr rausgekriegt hast, bevor er Selbstmord beging.«
    Er wandte sich Arkadin zu. »Es liegt jetzt alles an dir, Leo- nid. Dieser Anschlag wird seit drei Jahren vorbereitet. Er hat das Ziel, die amerikanische Wirtschaft lahmzulegen. Es bleiben uns höchstens zwei Wochen, bis der Plan Realität wird.« Er schritt geräuschlos über den Teppich. »Philippe wird dir Geld, Dokumente und Waffen geben, die die Metalldetektoren nicht registrieren. Finde diesen Mann in Sewastopol. Hol das Dokument zurück, und wenn du es hast, folgst du der Spur des Netzwerks und zerstörst es, damit es nie wieder benutzt werden kann, um unsere Pläne zu durchkreuzen.«
     

BUCH EINS
     
     

Kapitel eins
     
    »Wer ist David Webb?«
    Moira Trevor stand vor seinem Schreibtisch in der Georgetown University und stellte die Frage so ernst, dass Jason Bourne sich verpflichtet fühlte, sie zu beantworten.
    »Seltsam«, sagte er, »das hat mich noch nie jemand gefragt. David Webb ist ein Linguist, er hat zwei Kinder, die glücklich bei ihren Großeltern« – Maries Eltern – »leben, auf einer Ranch in Kanada.«
    Moira runzelte die Stirn. »Vermisst du sie denn nicht?«
    »Ich vermisse sie ganz furchtbar«, antwortete Bourne, »aber es geht ihnen dort, wo sie sind, einfach viel besser. Was für ein Leben könnte ich ihnen denn schon bieten? Und dazu kommt die ständige Gefahr durch meine Bourne-Identität. Marie wurde entführt und bedroht, um mich zu erpressen. Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal.«
    »Aber du siehst sie doch sicher hin und wieder?«
    »So oft ich kann, aber es ist schwierig. Ich darf es nicht zulassen, dass mir jemand zu ihnen folgt.«
    »Das tut mir wirklich leid für dich«, sagte Moira aufrichtig und lächelte. »Ich muss sagen, es ist schon seltsam, dich hier in einer Universität an einem Schreibtisch zu sehen.« Sie lachte. »Soll ich dir eine Pfeife und ein Sakko mit Ellbogenpatches kaufen?«
    Bourne lächelte. »Ich bin zufrieden hier, Moira.«
    »Das freut mich für dich. Martins Tod war für uns beide nicht leicht zu verkraften. Mein Mittel gegen den Schmerz ist, dass ich mich in die Arbeit stürze. Deines ist offenbar hier, in einem neuen Leben.«
    »Eigentlich ein altes Leben, genaugenommen.«
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