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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat
Autoren: Robert Ludlum
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meiner Villa sind so umfassend, dass ich daraus Dinge erfahre, die ich selbst nicht gewusst habe. Zum Beispiel, dass es unter dem eigentlichen Keller noch ein Kellergeschoss gibt.« Er fuhr mit seinem dicken Zeigefinger über den Plan. »Es wäre wahrscheinlich ziemlich aufwändig, da durchzubrechen, aber wer weiß, vielleicht lohnt es sich.«
    Er hob abrupt den Kopf und sah Pjotr in die Augen. »Zum Beispiel wär’s der perfekte Ort für Ihr Gefängnis. Dann könnte ich absolut sicher sein, dass mein Nachbar Sie nicht schreien hört.« Er lächelte drohend. »Denn Sie werden schreien, Pjotr, das verspreche ich Ihnen.« Sein Kopf drehte sich zur Seite, und seine Augen suchten nach jemand anderem. »Stimmt’s, Leonid?«
    Nun trat auch Arkadin in Pjotrs Blickfeld. Mit einer abrupten Bewegung packte er Pjotrs Kopf mit einer Hand und drückte mit der anderen seinen Kiefer zusammen, so dass Pjotr nicht anders konnte, als den Mund aufzumachen. Pjotr wusste, dass er nach einem falschen Zahn suchte, der mit Zyanid gefüllt war. Eine Todespille.
    »Es sind alle seine eigenen«, meldete Arkadin und ließ Pjotr los.
    »Ich bin neugierig«, sagte Ikupow. »Wie sind Sie bloß zu diesen Plänen gekommen?«
    Pjotr wusste, worauf das Ganze hinauslief, doch er schwieg. Aber plötzlich begann er so heftig zu zittern, dass seine Zähne klapperten.
    Ikupow gab Arkadin ein Zeichen, worauf der Killer Pjotrs Oberkörper in eine dicke Decke hüllte. Dann stellte Ikupow einen Stuhl vor Pjotr und setzte sich darauf.
    Er sprach weiter, so als hätte er gar keine Antwort erwartet. »Ich muss zugeben, Sie haben sich wirklich einiges einfallen lassen. Aus dem schlauen Jungen ist also ein schlauer junger Mann geworden.« Ikupow zuckte die Achseln. »Das überrascht mich eigentlich nicht. Aber haben Sie wirklich geglaubt, Sie könnten mich täuschen, indem Sie immer wieder Ihren Namen ändern? Die Wahrheit ist, Sie haben angefangen, in einem Wespennest herumzustochern – da dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie gestochen werden. Wenn Sie wieder und wieder gestochen werden.«
    Er beugte sich zu Pjotr vor. »Auch wenn Ihr Vater und ich uns noch so hassen – wir sind doch zusammen aufgewachsen. Es gab eine Zeit, da waren wir wie Brüder. Und aus Respekt vor ihm will ich Sie auch nicht anlügen, Pjotr. Ihr kühner Raub wird Ihnen nichts nützen – ja, Ihr Plan war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Und wissen Sie, warum? Sie brauchen nicht zu antworten. Natürlich wissen Sie es. Ihre irdischen Gelüste waren Ihr Verderben, Pjotr. Das reizende Mädchen, mit dem Sie in den vergangenen sechs Monaten geschlafen haben, gehört mir. Ich weiß, Sie denken, das ist nicht möglich. Ich weiß, Sie haben sie auf Herz und Nieren überprüft, wie Sie es immer tun. Das habe ich vorhergesehen, und ich habe dafür gesorgt, dass Sie die richtigen Antworten von ihr bekommen.«
    Pjotr starrte Ikupow an und merkte, dass seine Zähne wieder zu klappern begannen, egal, wie fest er sie zusammenbiss.
    »Tee, bitte, Philippe«, sagte Ikupow zu jemandem, den Pjotr nicht sehen konnte. Wenige Augenblicke später stellte ein schlanker junger Mann ein silbernes englisches Teeservice auf den niedrigen Tisch neben Ikupow. Wie ein gutmütiger Onkel schenkte Ikupow Tee ein und gab etwas Zucker hinein. Er hob die Porzellantasse an Pjotrs bläuliche Lippen und sagte: »Trinken Sie, Pjotr. Es wird Ihnen guttun.«
    Pjotr starrte ihn finster an, bis Ikupow schließlich sagte: »Oh, ich verstehe.« Er trank selbst davon, um Pjotr zu zeigen, dass es wirklich nur Tee war, dann bot er ihm die Tasse erneut an. Der Rand klapperte gegen Pjotrs Zähne, doch schließlich trank er, langsam zuerst, dann immer gieriger. Als die Tasse leer war, stellte Ikupow sie auf die dazugehörige Untertasse zurück. Pjotr hatte inzwischen aufgehört zu zittern.
    »Fühlen Sie sich besser?«
    »Ich werde mich besser fühlen«, antwortete Pjotr, »wenn ich hier herauskomme.«
    »Nun, ich fürchte, das wird nicht so schnell passieren«, erwiderte Ikupow. »Wenn es überhaupt passiert. Vorher müssen Sie mir sagen, was ich wissen will.«
    Er rückte seinen Stuhl ein bisschen näher heran; der gutmütige Gesichtsausdruck war nun wie weggewischt. »Sie haben etwas gestohlen, das mir gehört«, sagte er. »Ich will es wiederhaben.«
    »Es hat Ihnen nie gehört. Sie haben es selbst gestohlen.«
    Pjotrs Antwort kam mit einer solchen Bitterkeit, dass Ikupow sagte: »Sie hassen mich genauso sehr, wie Sie Ihren
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