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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat
Autoren: Robert Ludlum
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Stadt, das himmelblaue Wasser des Sees und die Berge, die teilweise in Nebel gehüllt waren. In seinem grauen BMW sitzend, hörte er gelegentlich das ferne Brummen von Motorbooten. In Wahrheit war er mit seinen Gedanken schon bei der bevorstehenden Reise. Nachdem er in den Besitz des gestohlenen Dokuments gelangt war, hatte er es über sein Netzwerk an seinen Bestimmungsort geschickt.
    Der Gedanke an die Anerkennung, die ihm vor allem von seinem Vater zuteil werden würde, hatte etwas Elektrisierendes. Er stand vor einem unvorstellbaren Triumph. Arkadin hatte ihn vom Moskauer Flughafen angerufen und ihm mitgeteilt, dass die Operation erfolgreich verlaufen war und er den körperlichen Beweis hatte, den Pjotr brauchte.
    Mit der Rache an Maks war er ein großes Risiko eingegangen, aber der Mann hatte Pjotrs Bruder ermordet. Hätte er das einfach so hinnehmen und auf sich beruhen lassen sollen? Er kannte besser als jeder andere den strikten Grundsatz seines Vaters, stets im Verborgenen zu bleiben, doch er dachte sich, dass dieser eine Racheakt das Risiko wert war. Außerdem hatte er die Sache über Mittelsmänner abgewickelt, so wie sein Vater es auch getan hätte.
    Er hörte das tiefe Brummen eines Automotors, und als er sich umdrehte, sah er einen dunkelblauen Mercedes die Straße zu dem Aussichtspunkt herauffahren.
    Das einzige wirkliche Risiko in der ganzen Unternehmung ging er jetzt in diesem Augenblick ein, aber das ließ sich nun einmal nicht vermeiden. Wenn Leonid Arkadin imstande war, in die Gefängniskolonie 13 in Nischni Tagil einzudringen und Borja Maks zu töten, dann war er auch der richtige Mann für den nächsten Auftrag, den Pjotr zu vergeben hatte. Es ging um eine Sache, die sein Vater schon vor Jahren hätte erledigen sollen. Jetzt hatte er die Chance, das zu vollenden, was sein Vater nicht zu tun gewagt hatte. Dem Kühnen gehörte die Welt. Das Dokument, das er sich angeeignet hatte, war der eindeutige Beweis dafür, dass die Zeit der Zurückhaltung vorbei war.
    Der Mercedes hielt neben seinem BMW, und ein Mann mit hellem Haar und noch helleren Augen stieg mit der Geschmeidigkeit eines Tigers aus dem Wagen. Er war nicht extrem kräftig gebaut, kein Muskelprotz wie so viele Angehörige irgendeiner russischen Mafia-Organisation – dennoch spürte Pjotr die stille Bedrohung, die von dem Mann ausging. Schon als Junge hatte Pjotr mit gefährlichen Leuten zu tun gehabt. Mit elf Jahren tötete er einen Mann, der seine Mutter bedrohte. Er hatte keinen Augenblick gezögert. Hätte er gezögert, so wäre seine Mutter an jenem Nachmittag auf dem Basar in Aserbaidschan von dem Killer ermordet worden, der mit dem Messer auf sie losging. Dieser Killer war, so wie einige andere im Laufe der Jahre, von Semjon Ikupow geschickt worden, dem unerbittlichen Feind seines Vaters, dem Mann, der in diesem Augenblick in seiner Villa in der Viale Marco Campione saß, kaum mehr als einen Kilometer von dem Platz entfernt, auf dem Pjotr und Leonid Arkadin gerade standen.
    Die beiden Männer grüßten einander nicht und sprachen sich auch nicht mit dem Namen an. Arkadin holte den Metallkoffer, den Pjotr ihm geschickt hatte, aus dem Wagen. Pjotr griff nach dem identischen Koffer, den er in seinem BMW hatte. Sie stellten die beiden Koffer nebeneinander und öffneten die Verschlüsse. In Arkadins Koffer befand sich Maks’ abgetrennter Daumen, in Papier eingewickelt und in einem Plastikbeutel verschlossen. Pjotrs Koffer enthielt Diamanten im Wert von dreißigtausend Dollar, die einzige Währung, die Arkadin als Bezahlung akzeptierte.
    Arkadin wartete geduldig. Während Pjotr den Daumen auspackte, blickte er auf den See hinaus. Von Maks’ Daumen ging bereits ein Geruch aus, der Pjotr Zilber nicht unbekannt war. Er hatte selbst den Tod von so manchem Angehörigen miterlebt. Er drehte sich zur Seite, so dass das Sonnenlicht auf die Tätowierung fiel, und zog ein kleines Vergrößerungsglas hervor, mit dem er das Kennzeichen begutachtete.
    Nach einer Weile steckte er das Glas wieder ein. »War’s schwierig?«
    Arkadin wandte sich ihm zu. Einen Moment lang sah er Pjotr mit hartem Blick in die Augen. »Nicht besonders.«
    Pjotr nickte. Er warf den Daumen von dem Aussichtspunkt hinunter und schleuderte den leeren Koffer hinterher. Arkadin betrachtete das als Zeichen, dass ihr Geschäft abgeschlossen war, und griff nach dem Paket mit den Diamanten. Er öffnete die Verpackung, zog eine Juwelierlupe hervor, griff einen der Diamanten heraus
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