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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat
Autoren: Robert Ludlum
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LaValle. In vielerlei Hinsicht war er der gefährlichste Mann im amerikanischen Geheimdienstwesen, nicht zuletzt deshalb, weil er den enorm mächtigen E. R. »Bud« Halliday, den amerikanischen Verteidigungsminister, hinter sich hatte. LaValle war ein machthungriger Egoist, der der festen Überzeugung war, dass er und seine Leute im amerikanischen Geheimdienstwesen das Sagen haben sollten. Und es war seinen Absichten durchaus dienlich, wenn Krieg oder allgemeine Unsicherheit herrschte. Außerdem hegte Veronica den Verdacht, dass er hinter einigen der schmutzigeren Gerüchte steckte, die über sie in Umlauf gebracht wurden. Er genoss es, den Ruf anderer Leute zu ruinieren und ihre Köpfe rollen zu sehen.
    Seit Afghanistan und dem Irak hatte LaValle immer mehr die Initiative ergriffen und einiges unternommen, um »das Schlachtfeld für die kommenden Truppen vorzubereiten«, wie man im Pentagon alle nicht näher definierten Aktivitäten nannte. Mit der Zeit dehnte er die Geheimdienstarbeit des Pentagons immer weiter aus und engte damit den Spielraum der CI bedenklich ein. Es war ein offenes Geheimnis innerhalb der amerikanischen Geheimdienstkreise, dass er es auf die Agenten der CI und ihre gut eingespielten internationalen Netzwerke abgesehen hatte. Jetzt, wo der »große Alte« und auch sein logischer Nachfolger tot waren, musste man durchaus damit rechnen, dass LaValle auf die aggressivste Weise versuchen würde, noch mehr Macht an sich zu reißen. Und genau aus diesem Grund ließ die Anwesenheit von LaValle und seinem Wachhund bei Veronica auch alle Alarmglocken läuten.
    Vor dem Schreibtisch des Präsidenten standen drei Stühle; nachdem zwei bereits besetzt waren, blieb Veronica nur noch der freie Platz in der Mitte. Es war gewiss kein Zufall, dass sie sich links und rechts von ihr platzierten. Veronica lachte innerlich. Wenn die beiden dachten, dass sie sie damit einschüchtern konnten, so hatten sie sich schwer getäuscht. Doch als der Präsident zu sprechen begann, hoffte sie sehr, dass ihr das Lachen nicht schon bald vergehen würde.
    Dominic Specter kam gerade um die Ecke geeilt, als Bourne die Tür zu seinem Büro absperrte. Die tiefen Falten auf seiner hohen Stirn verschwanden für einen Augenblick, als er Bourne sah.
    »David, ich bin froh, dass ich Sie noch treffe, bevor Sie weg sind!«, sagte er begeistert. Dann wandte er sich Bournes Begleiterin zu. »Und das gilt natürlich auch für die großartige Moira«, fügte er mit seinem ganzen Charme hinzu. Ganz der vollendete Gentleman, verneigte er sich vor ihr.
    Dann wandte er sich wieder Bourne zu. Er war ein klein gewachsener Mann, der trotz seiner über siebzig Jahre noch voller Energie steckte. Sein runder Kopf war von einem Haarkranz umgeben, der von einem Ohr zum anderen reichte. Seine Augen waren dunkel und neugierig, und seine Haut braun getönt. Mit seinem breiten Mund wirkte er ein bisschen wie ein Frosch, der drauf und dran war, von einem Seerosenblatt zum nächsten zu hüpfen. »Es gibt da eine wichtige Sache, zu der ich gern Ihre Meinung hören würde.« Er lächelte. »Ich sehe, dass Sie heute Abend keine Zeit dafür haben. Aber könnten wir’s vielleicht morgen beim Abendessen besprechen?«
    Bourne erkannte etwas hinter Specters Lächeln, das ihn nachdenklich machte; irgendetwas machte seinem Mentor Sorgen. »Wir könnten uns auch zum Frühstück treffen«, schlug er vor.
    »Macht Ihnen das keine zu großen Umstände, David?«, fragte Specter, ohne jedoch seine Erleichterung zu verbergen.
    »Also, Frühstück passt sogar noch besser für mich«, log Bourne, um Specter entgegenzukommen. »Acht Uhr?«
    »Wunderbar! Ich freu mich schon.« Er nickte Moira noch kurz zu und ging weiter.
    »Der Mann ist eine Wucht«, meinte Moira. »Hätte ich nur Professoren wie ihn gehabt.«
    Bourne sah sie an. »Deine Uni-Jahre müssen die Hölle gewesen sein.«
    Sie lachte. »So schlimm war’s auch wieder nicht, aber ich hatte ja auch nur zwei Jahre, bevor ich nach Berlin abhaute.«
    »Wenn du Professoren wie Dominic Specter gehabt hättest, wärst du wahrscheinlich nicht weggegangen.« Sie gingen um eine größere Ansammlung von Studenten herum, die den neuesten Klatsch austauschten oder sich über eine Vorlesung unterhielten.
    Sie schritten den Gang entlang, zur Tür hinaus und die Stufen auf den Campus hinunter. Raschen Schrittes strebten sie auf das Restaurant zu, wo sie zusammen essen wollten. Studenten strömten an ihnen vorbei und eilten die Wege
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